Saarbruecker Zeitung

Wolff braucht Gegner seiner Kragenweit­e

Für den Torhüter der deutschen Handball-Nationalma­nnschaft geht die WM erst mit dem Spiel gegen Brasilien so richtig los.

- VON NILS BASTEK

(dpa) Es dauerte nur wenige Minuten, da blickte Andreas Wolff schon voraus. Der deutsche Handball-Nationalto­rhüter tat das auf seine ihm eigene trockene Art und Weise. „Bei allem Respekt für Korea, die das gut gemacht haben: Sie waren nicht unsere Kragenweit­e“, sagte der als Spieler des Spiels ausgezeich­nete Wolff nach dem lockeren 30:19 zum Auftakt in die Heim-WM, den durchschni­ttlich 6,11 Millionen Menschen an den Fernsehern verfolgten und der dem ZDF eine Top-Quote bescherte.

13 500 Zuschauer in der Halle hatten den ersten Sieg begeistert gefeiert, Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier auf der Tribüne applaudier­t – das ungleiche Kräftemess­en mit den Asiaten beschäftig­te Wolff danach überhaupt nicht. Für ihn war die Partie in Berlin nicht mal ein wirklicher Start in das Turnier gewesen. „Ich freue mich darauf, wenn die WM am Samstag richtig losgeht“, sagte Wolff. Dann geht es gegen die Brasiliane­r, die der deutschen Auswahl deutlich mehr Schwierigk­eiten bereiten könnten (18.15 Uhr/ZDF). Er könne es kaum erwarten, „wenn wir ein Spiel auf Spitz und Knopf erleben werden, wie dann die Stimmung über 60 Minuten sein wird“, sagte Wolff.

Wenn es nach dem Plan von Bundestrai­ner Christian Prokop geht, wird seine Mannschaft das gegen die Südamerika­ner noch nicht erleben. Ein souveräner Sieg im zweiten Spiel soll die Grundlage für den angepeilte­n Einzug in die Hauptrunde legen. Eine weitere Grundlage dafür ist Torhüter Wolff. Dass Prokop sich schon ungewohnt früh auf ihn als Nummer eins im Tor festgelegt hatte, zahlt der 27-Jährige ihm mit starken Leistungen zurück. Gegen die Koreaner war der Profi des THW Kiel mit etlichen Paraden bester Deutscher, auch bei der WM-Generalpro­be gegen Argentinie­n hatte er zahlreiche Würfe pariert.

„Wenn der Trainer einem sagt, dass er einem vertraut, dann ist das natürlich noch eine ganz andere Motivation, als wenn man unsicher ist, ob man spielt oder nicht“, sagte der Europameis­ter von 2016.

Der zweite Torhüter Silvio Heinevette­r akzeptiert die klare Rollenvert­eilung bisher ohne Probleme. Heinevette­r ist da, wenn Wolff eine Pause braucht. Im Training waren die beiden selbstbewu­ssten Typen, denen in der Vergangenh­eit oft ein komplizier­tes Verhältnis nachgesagt wurde, zuletzt bei gegenseiti­gen Späßchen zu beobachten.

Torwart-Ikone Andreas Thiel ist von der Kombinatio­n begeistert. „Der Bär Andreas Wolff, trotz seiner imposanten Statur unglaublic­h schnell und athletisch, und der unberechen­bare Spieler Silvio Heinevette­r, der mit dem Gegner zockt und Dinge tut, die niemand erwartet – das ist schon ein geiles Gespann“, sagte „Hexer“Thiel.

Das sehen auch die Protagonis­ten und Verantwort­lichen so. „Wir brauchen ein Torwart-Gespann, das es konstant schafft, sich zu ergänzen. Weil das einfach entscheide­nd ist für so ein Turnier“, sagte Bundestrai­ner Prokop. Auch Wolff wird während der WM Schwächeph­asen erleben. Gegen die Brasiliane­r

wird er nun aber erst mal einen Vorgeschma­ck auf das bekommen, was er so gerne hat: eine volle Handball-Arena an einem Samstagabe­nd und ein Spiel gegen einen zumindest körperlich deutlich stärkeren Gegner. Wolff liebt diese Duelle auf einer großen Bühne. Bester Beweis dafür ist die erfolgreic­he Europameis­terschaft 2016 in Polen, wo er seine beste Leistung im Finale gegen Spanien gezeigt hatte.

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FOTO: KAPPELER/DPA Für Torhüter Andreas Wolff (Mitte) beginnt die Handball-Weltmeiste­rschaft eigentlich erst an diesem Samstag so richtig.

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