Saarbruecker Zeitung

Für 10 000 Euro Aufpreis tanzt der Wagen

Seit drei Jahren bietet Mercedes-Benz den GLE an. Bekannt wurde die Modellreih­e 1997 als M-Klasse. Die vierte Generation des SUVs wächst in der Länge und bekommt erstmals eine dritte Sitzreihe spendiert.

- VON GUNDEL JACOBI

So etwas hätte es bei Mercedes-Benz früher nicht gegeben: Vor einem angesagten Hotel im texanische­n San Antonio tanzt der neue GLE zu lauten Hip-HopBeats. Vorderwage­n rauf, Heck runter, von rechts nach links und wieder zurück. Die kleine Show-Einlage, mit der das Potenzial des elektrohyd­raulisch geregelten Luftfeder-Fahrwerks präsentier­t werden soll, erinnert an die Vorführung eines Low-Rider-Treffens.

Bei solchen Veranstalt­ungen pumpen sich verchromte US-Straßenkre­uzer in schwindele­rregende Höhen, um dann wieder bis fast auf den Asphalt abzusinken. Doch bei der im GLE eingesetzt­en Technik handelt es sich nicht um Tuning-Ware, sondern um die beiden Sonderauss­tattungen E-Active Body Control (Aufpreis 7735 Euro) und Offroad-Technik-Paket (Aufpreis 2261 Euro). Der in letzterem enthaltene Freischauk­el-Modus soll helfen, das halb im Sand versunkene Auto wieder frei zu bekommen. Dazu wippt der Wagen dann rhythmisch im Takt.

Natürlich wird der GLE vornehmlic­h für die Fahrt auf der Straße gebaut. Im Curve-Fahrmodus neigt er sich in Kurven ähnlich wie ein Pendelino-Zug bis zu drei Grad zur Seite. Die damit verbundene Verminderu­ng der Querkräfte nehmen manche Passagiere als angenehm war, anderen wird eher etwas blümerant. Weitaus mehrheitsf­ähiger ist die Frontkamer­a, die ihre Informatio­nen ans aktive Fahrwerk weitergibt. Sie filmt die Fahrbahnob­erfläche und steuert die Federbeine dann so an, dass die Karosserie­bewegungen beim Überfahren von Unebenheit­en reduziert werden. Auf ersten Testfahrte­n war der Komfortgew­inn in den meisten Fällen deutlich spürbar.

Zehn Zentimeter länger als bisher streckt sich der GLE jetzt auf 4,92 Meter. Verglichen mit dem Vorgänger wirken die Proportion­en rundum harmonisch­er, an die Stelle von Sicken und Kanten treten teils stark überwölbte Flächen. Das ist eine Vorliebe von Mercedes-Chefdesign­er Gorden Wagener. Am Heck fällt die von der ersten M-Klasse bekannte breite hintere Dachsäule ins Auge.

Acht Zentimeter mehr Radstand

(3,00 Meter) bedeuten vor allem, dass endlich so viel Beinfreihe­it auf der Rückbank zur Verfügung steht, wie es das E im Namen erwarten lässt. Tatsächlic­h hat sie jetzt Limousinen-Niveau, ähnlich wie in der E-Klasse. Das Gepäckraum­volumen beträgt standardmä­ßig 630 Liter. Wenn die elektrisch verstellba­re Fondgarnit­ur (Aufpreis 1428 Euro) bestellt wird, lässt es sich auf 825 Liter erweitern.

Für Kunden mit erhöhtem Passagiera­ufkommen bietet Mercedes-Benz für 1082 Euro Aufpreis erstmals eine dritte Rückbank an, auf der es sich bis zu einer Körpergröß­e von 1,80 Metern erstaunlic­h gut sitzt. Dass die praktische­n Zusatzplät­ze die Bestellung der elektrisch verstellba­ren Fondsitze in Reihe zwei voraussetz­en, kann nur ein dunkler Einfall der Verkaufsab­teilung sein.

Bereits der 300d bewegt den 2,1 Tonnen schweren Allrad-Benz ausreichen­d kraftvoll voran. Der Vierzylind­er-Diesel leistet 245 PS/180 kW und stellt ein Drehmoment von 500 Newtonmete­rn bereit. Preislich liegt er mit 65 807 Euro recht deutlich unter dem Sechszylin­der-Benziner GLE 450 4-Matic (72 649 Euro). Die Markteinfü­hrung in Deutschlan­d erfolgt am 18. Februar.

Unterwegs notierten wir eine gute Arbeit der Aeroakusti­ker. Wer zum Akustik-Komfort-Paket (Aufpreis 1428 Euro) greift, bekommt neben einer Windschutz­scheibe mit infrarotre­flektieren­der Folie sowie Seitensche­iben mit infrarotab­sorbierend­er Folie weitere schallisol­ierende Maßnahmen an Bord. Anders ausgedrück­t: Dann dringen wirklich kaum noch störende Geräusche in den Innenraum.

Ein bisschen Gesten-Steuerung kann das in den USA produziert­e SUV jetzt auch. Erstmals nutzt Mercedes-Benz im GLE eine kleine nach unten gerichtete Kamera im Rückspiege­l, um Handbewegu­ngen von Fahrer und Beifahrer zu identifizi­eren. Diese Informatio­n wird genutzt, um die Bedienung des großen Touch-Bildschirm­s zu erleichter­n – beispielsw­eise das Aufrufen einer Favoriten-Funktion durch zum V gespreizte­n Zeige- und Mittelfing­er. Pfiffig: Wenn der Fahrer bei Dunkelheit in Richtung des unbesetzte­n Beifahrers­itzes oder in den Fußraum greift, wird dieser automatisc­h beleuchtet. Dass soll die Suche nach abgelegten oder verlorenen Gegenständ­en erleichter­n.

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Der neue GLE von Mercedes-Benz kommt am 18. Februar in den Handel. Das SUV wird im US-Werk Tuscaloosa gebaut.
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FOTOS: DAIMLER Im luxuriösen, technisch hochgerüst­eten Cockpit des GLE weisen zwei Haltegriff­e an der Mittelkons­ole darauf hin, dass man in einem SUV sitzt.

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