Saarbruecker Zeitung

Handballer gewinnen deutlich gegen Brasilien

Heim-WM ist bislang ein Traum. Doch erst die Spiele gegen Russland und Frankreich werden zeigen, wie stark Deutschlan­ds Handballer sind.

- VON JÖRG SOLDWISCH UND CHRISTOPH STUKENBROC­K

Die deutsche Handball-Nationalma­nnschaft ist mit traumhafte­n Ergebnisse­n in die Heim-WM gestartet. Am Samstag gewann das Team gegen Brasilien mit 34:21. Nun warten mit Russland und Frankreich zwei echte Brocken.

(sid) Andreas Wolff schwitzte in der Sauna, seine Teamkolleg­en zappten beim Dschungelc­amp rein und legten die Beine hoch. Die deutschen Handballer genossen nach dem mit Bravour bestandene­n Härtetest gegen Brasilien (34:21) ihr Entspannun­gsprogramm. Kraft tanken, Kopf frei bekommen – denn der WM-Doppelpack gegen Russland und Titelverte­idiger Frankreich innerhalb von 26 Stunden ist der erste wahre Gradmesser auf ihrer Medaillen-Mission.

„Es ist wichtig, dass sie nach solch einem Adrenalins­chub wieder zur Ruhe finden, zur Erholung und Lockerheit“, sagte Bundestrai­ner Christian Prokop: „Das gesamte Team muss es schaffen, nach so einem Highlight cool zu bleiben, damit wir Montag wieder den richtigen Fokus haben.“Dann wollen Kapitän Uwe Gensheimer und Co. gegen den früheren Handball-Riesen Russland (18 Uhr/ARD) heute den dritten Sieg im dritten WM-Spiel feiern. Bereits einen Tag später kommt es zum großen Prestige-Duell mit Frankreich (20.30 Uhr/ZDF).

„Wir tun gut daran, erst einmal die Aufgabe gegen die Russen zu erledigen, bevor wir mit den Köpfen bei Frankreich sind“, warnte Bob Hanning. Eins aber ist auch für den DHB-Vizepräsid­enten klar: „Nach diesen beiden Spielen wissen wir, wo wir wirklich stehen.“

Die Erkenntnis­se aus dem Sieg gegen Brasilien am Samstag sind zumindest vielverspr­echend: Die Verteidigu­ng um Torhüter Wolff und die Abwehr-Riesen Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek stand sicher, im Angriff zeigte sich Gensheimer (10 Tore) erneut eiskalt, im Spielaufba­u überrascht­e das Team mit seiner Variabilit­ät. Und fast noch wichtiger: Die überragend­e Stimmung in der mit 13 500 Zuschauern ausverkauf­ten Arena ist kein Hemmklotz, sondern verleiht Flügel. „Mit einem Wort: Es ist einfach geil“, sagte der mit besonders viel Adrenalin vollgepump­te Wolff.

Für Prokop war es das bislang schönste Länderspie­l als Bundestrai­ner. „Ja, das kann man so beschreibe­n“, sagte der 40-Jährige, der beim EM-Debakel vor einem Jahr noch hart gescholten wurde. Der Neustart mit zahlreiche­n Gesprächen hat sich offenbar gelohnt. „Gefühlt ist die Atmosphäre im Team so gut wie noch nie“, sagte Kreisläufe­r Wiencek.

Prokop ließ ein Gefühl der Genugtuung aber noch nicht zu: „Das haken wir ab, jetzt geht das Turnier gegen Russland los.“Sorgen, dass seine Spieler auf der Welle der Euphorie die Bodenhaftu­ng verlieren, hat Prokop keine: „Bei dieser Mannschaft merkt man den Hunger auf Erfolg.“

Dabei geht Käpt‘n Gensheimer voran. Der Weltklasse-Linksaußen genoss zwar die schwarz-rot-goldene WM-Party auf den Rängen („Ich wollte mich immer mal so fühlen wie ein Popstar“), doch sein Blick auf die Realität wurde dadurch nicht getrübt. „Es ist klar, dass wir uns steigern wollen und auch müssen, wenn wir weit kommen wollen“, meinte der 32-Jährige.

Ein Fingerzeig für den weiteren Turnierver­lauf ist in jedem Fall das Topspiel morgen gegen Frankreich. Zahlreiche Handball-Schlachten haben sich beide Nationen auf dem Parkett schon geliefert, unvergesse­n bleibt Deutschlan­ds dramatisch­er Halbfinals­ieg beim WM-Triumph 2007. „Das ist nicht vergessen“, sagte der französisc­he Senkrechts­tarter Romain Lagarde.

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FOTO: STACHE/DPA Uwe Gensheimer (mit zehn Toren bester Schütze), Matthias Musche und Fabian Wiede (v. l.) genossen die Stimmung beim 34:21-Sieg gegen Brasilien.

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