Saarbruecker Zeitung

Trainer Funkel bleibt wohl doch in Düsseldorf

Die Fans von Fortuna Düsseldorf haben erfolgreic­h gegen den Vorstand den Aufstand geprobt. Der Trainer wird nun wohl doch bleiben.

- VON JÜRGEN ZELUSTEK UND JENS DIESTELKAM­P

Erfolgstra­iner Friedhelm Funkel sollte beim Fußball-Bundesligi­sten Fortuna Düsseldorf zum Saisonende gehen – wegen eines Zwistes mit dem Vorstand. Nach Fanprotest­en kann Funkel nun doch bei den Rheinlände­rn bleiben.

(sid) Standing Ovations und donnernder Applaus für Friedhelm Funkel, ein Pfeifkonze­rt und „Vorstand-raus“-Rufe für die Bosse: Die Fans von Fortuna Düsseldorf haben nicht nur beim Telekom-Cup am gestrigen Sonntag in der eigenen Arena mit einer bislang wohl einzigarti­gen Aktion im deutschen Fußball erfolgreic­h den Aufstand gegen ihre eigene Clubführun­g um den Vorstandsv­orsitzende­n Robert Schäfer und Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el geprobt. Mit ihrem massiven Protest leiteten sie die Vertragsve­rlängerung mit Friedhelm Funkel um ein Jahr in die Wege – nachdem der Club am Freitagabe­nd voreilig die Trennung vom Erfolgstra­iner zum Saisonende bekannt gegeben hatte.

„Das hätte ich so nicht erwartet. Die Entwicklun­g hat mich überrascht. Das ist unglaublic­h, wie mir die Fans den Rücken gestärkt haben“, sagte Funkel nach der Rückkehr des Aufsteiger­s aus dem Trainingsl­ager am Flughafen Düsseldorf, wo ihn am Samstag 250 Fans mit Sprechchör­en empfingen. Für seinen Chef gab es dagegen „Schäfer-raus“-Rufe.

Noch schlimmer wurde es für Schäfer am Abend auf der Karnevalss­itzung des Clubs, bei der er gnadenlos ausgebuht wurde und am Ende in Begleitung eines Personensc­hützers durch den Hinterausg­ang verschwand. Auch am Sonntag hagelte es Pfiffe von den eigenen Anhängern, die teilweise mit Funkel-Masken in die Arena gekommen waren. Mit unerträgli­ch lauter Musik aus den Stadionbox­en wurde versucht, die schlechte Stimmung auf den leeren Rängen zu überdecken. Ein Großteil der aktiven Fanszene boykottier­te den Cup, den Bayern München im Elfmetersc­hießen mit 4:2 gegen Borussia Mönchengla­dbach gewann, aber sowieso.

Am Freitag hatte der 65-jährige Funkel am letzten Tag des Trainingsl­agers in Marbella erfahren, dass sein Kontrakt entgegen seinem Wunsch nicht verlängert werden sollte. Schäfer und Pfannensti­el hatten bei ihrem offensicht­lichen Alleingang die Rechnung aber ohne die Anhänger gemacht, von denen einige Online-Petitionen ins Leben riefen, die jeweils von mehr als 10 000 Personen unterzeich­net wurden. Hunderte Vereinsmit­glieder sprachen sich zudem schon für eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g aus mit dem Ziel, Schäfer und den gerade erst verpflicht­eten Pfannensti­el zu Fall zu bringen. Dass sich trotz der Rolle rückwärts zehn Prozent der rund 25 000 Fortuna-Mitglieder finden, die dieses Prozedere in Gang setzen können, gilt als sicher. Viele kündigten zudem in den Sozialen Netzwerken ihren Vereinsaus­tritt an, auch ein Protestmar­sch in der Altstadt ist geplant.

Funkel versuchte gestern, die Wogen zu glätten. „Ich bin nicht nachtragen­d“, sagte der Routinier: „Ich muss schon zugeben, auch ich war etwas dickköpfig. Robert Schäfer und ich hatten uns in der Sache verrannt, dann aber ein sehr gutes Gespräch gehabt.“Die Fortuna ruderte ebenfalls kräftig zurück. „Jeder Verein legt fest, wann Gespräche geführt werden. Wir sind bei Friedhelm Funkel nicht von dieser Linie abgewichen. Das war der Fehler“, sagte Schäfer. Es sei „ein Schaden entstanden, den wir nun reparieren müssen“, sagte der 42-Jährige.

Nach sid-Informatio­nen ist die Entscheidu­ng, Funkels Vertrag im Fall des Klassenver­bleibs bis 2020 zu verlängern, bereits gefallen und soll zu Wochenbegi­nn vor dem Rückrunden­start am Samstag beim FC Augsburg verkündet werden. Fortuna hat sieben Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegspl­atz. Gestern verpflicht­ete der Club noch Torwart Jaroslav Drobny (39) von Werder Bremen bis Saisonende.

„Das ist unglaublic­h, wie mir die Fans den Rücken

gestärkt haben.“

Friedhelm Funkel

Trainer von Fortuna Düsseldorf

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FOTO: FASSBENDER/DPA Was denn jetzt: Gehen müssen oder bleiben dürfen? Fortuna Düsseldorf­s Trainer Friedhelm Funkel erlebte ein turbulente­s Wochenende.

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