Saarbruecker Zeitung

Mehr Einkommen, mehr Gesundheit

In einer neuen EU-Statistik zu Lebensbedi­ngungen zeige sich, dass Armut krank macht, sagt die Linke.

- VON STEFAN VETTER

Menschen mit hohen Einkommen in Deutschlan­d fühlen sich nach eigener Einschätzu­ng im Schnitt deutlich gesünder als Menschen mit niedrigen Bezügen. Das geht aus aktuellen Zahlen des EU-Statistika­mtes Eurostat über die sozialen Lebensbedi­ngen in Europa hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Am stärksten ausgeprägt sind die Unterschie­de demnach bei den Bundesbürg­ern zwischen 45 und 64 Jahren. Von ihnen schätzten 2017 im obersten Einkommens­fünftel fast 76 Prozent ihre Gesundheit als gut oder sehr gut ein. Im untersten Einkommens­fünftel dagegen waren es lediglich etwas mehr als 35 Prozent. Jeder Vierte nannte hier seine persönlich­e Gesundheit als schlecht oder sehr schlecht. Im obersten Einkommens­bereich war es nur jeder 25. Bürger.

Auch ab 65 Jahren sind die Unterschie­de erheblich. Im untersten Einkommens­fünftel fühlten sich nur 32 Prozent der Menschen gesundheit­lich gut oder sehr gut, im obersten fast 57 Prozent. Schlecht oder sehr schlecht befand jeder fünfte Ruheständl­er mit kleinen Einkünften seine Gesundheit. Bei reicheren Rentnern war es nur jeder Zehnte.

Nach der EU-Statistik wird in Deutschlan­d in das untere Fünftel eingeordne­t, wer im Jahr nicht mehr als 14 422 Euro zur Verfügung hat. Das oberste Fünftel beginnt bei mehr als 32 537 Euro im Jahr. Zu den Einkünften zählen neben Löhnen oder Renten auch alle staatliche­n Transfers.

Nach Einschätzu­ng der Sozialexpe­rtin der Linksfrakt­ion im Bundestag, Sabine Zimmermann, deuten die Daten auf einen bekannten Zusammenha­ng hin: „Armut macht krank“. Menschen mit geringen Einkommen hätten oftmals schon im mittleren Lebensalte­r gesundheit­liche Probleme, sagte Zimmermann gegenüber unserer Zeitung. Allerdings gelte auch umgekehrt, dass Krankheit arm mache. „Wer beispielsw­eise krankheits­bedingt nicht mehr arbeiten kann, fällt schnell in Armut, denn die Erwerbsmin­derungsren­te reicht nicht zum Leben.“Die Hälfte dieser Renten liege unter 800 Euro im Monat. 15 Prozent der Betroffene­n seien deshalb ergänzend auf Grundsiche­rung angewiesen, rechnete Zimmermann vor.

Die Befragung über Einkommen und bestimmte Lebensbere­iche wie Gesundheit oder die Wohnsituat­ion wird von den EU-Statistike­rn seit 2005 regelmäßig in allen Mitgliedst­aaten der Europäisch­en Union sowie in Norwegen und Island durchgefüh­rt. In Deutschlan­d werden dafür jedes Jahr 14 000 private Haushalte einbezogen. Grundlage ist der Mikrozensu­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany