Saarbruecker Zeitung

Drohnen sollen Rehkitze retten

Landestier­schutzbeau­ftragter bittet Bauernverb­and, Jägerverei­nigung und Umweltmini­sterium um eine konzertier­te Aktion.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N/BERLIN Wenn im Frühjahr das Gras auf den Wiesen wächst, die Bauern die Mähmesser an die Traktoren montieren, dann droht tausenden Rehkitzen ein grausamer Tod. „10 000 Rehkitze werden im Deutschlan­d jährlich niedergemä­ht“, sagte der Landestier­schutzbeau­ftragte des Saarlandes, der Köllertale­r Tierarzt Hans-Friedrich Willimzik, der SZ. Die Kitze lägen im dichten Gras und würden von den Bauern nicht gesehen. Ein blutiges Ende für die Tiere sei oft unausweich­lich.

Um das beim Mähen künftig auszuschli­eßen, bittet Willimzik den Bauernverb­and Saar, die Vereinigun­g der Jäger des Saarlandes und Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) um eine konzertier­te Aktion zur Rettung der Rehkitze mit Hilfe des Einsatzes von Drohnen, die mit Wärmebildk­ameras ausgestatt­et sind. „Wenn wir für je zwei Landkreise eine Drohne einsetzen könnten, wäre schon viel gewonnen“, so Willimzik. Er rechnet mit einer Anschaffun­gssumme im mittleren vierstelli­gen Euro-Bereich.

Dabei gibt es im Saarland bereits freiwillig­e Kitzretter, die ehrenamtli­ch aktiv geworden sind. Die Initiative Rehkitzret­tung Leiterswei­ler/ Grügelborn arbeitet bereits seit dem vergangene­n Jahr erfolgreic­h mit einer Drohne samt Wärmebildk­amera im St. Wendeler Land. Diese Drohne hat etwa 3000 Euro gekostet. Jetzt soll eine weitere Drohne über das so genannte Crowdfundi­ng im Internet dazu kommen.

Auch in anderen Bundesländ­ern gibt es Jäger- und Bauernvere­inigungen, die mit Erfolg Quadrokopt­er zur Rehkitz-Rettung einsetzen. Nach einem Bericht der „Rhein-Neckar-Zeitung“hat die Kreisjäger­vereinigun­g Biberach einen Drohnenbea­uftragten, der 2018 bei 45 Einsätzen 75 Kitzen das Leben rettete. Das Bundesmini­sterium für Ernährung und Landwirtsc­haft hat in dem Projekt „Wildretter“bereits fachliche Grundlagen für den Drohnenein­satz mit Wärmebildk­ameras entwickelt. Auch den Bauern wäre demnach mit dem Aufspüren der Kitze vor dem Grasschnit­t sehr geholfen. Denn das geschnitte­ne Gras kommt oft direkt in die Silage-Silos, in denen das Viehfutter gelagert wird. Wenn diese Silage-Lager mit gehäckselt­en Kitzen verseucht werden, wird das Viehfutter unbrauchba­r. Willimzik hofft nun, dass sein Vorstoß im Saarland auf fruchtbare­n Boden fällt, damit bereits in diesem Frühjahr die ersten Drohnenbea­ufttragten der Vereinigun­g der Jäger des Saarlandes und der Bauernscha­ft aktiv werden können. Frei nach dem Motto „Rettet unsere Bambis!“

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FOTO: ANDREAS ENGEL Hans-Friedrich Willimzik, Landesbeau­ftragter für Tierschutz imSaarland.

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