Saarbruecker Zeitung

Schnee im Frühling und eine Busenprobe

Als Kind war der Maler Cleff III. beim Dreh von Ophüls Film „Lola Montez“dabei. Auch über 60 Jahre danach ist ihm dieser Tag unvergessl­ich.

- Produktion dieser Seite: Johannes Schleuning Oliver Schwambach

Lizst um den Finger wickelte, eine Frau auch, die Männer wie Marionette­n tanzen ließ. Ophüls’ Film spart zwar nicht mit Anspielung­en, wohl aber an Offensicht­lichem. Dem Publikum ist das zu wenig.

Auch Cleff findet den Film, als er ihn als junger Erwachsene­r endlich sehen darf, „ziemlich harmlos“. Obwohl mit der berühmten „Busenprobe“durchaus was zu zeigen gewesen wäre. Carol alias Montez zerfetzt in Rage vor Ludwig I. (Adolf Wohlbrück) ihr Kleid, um ihre immer noch tadellose Figur zu demonstrie­ren. Doch bevor’s wirklich was zu sehen gibt, lässt Ophüls gewitzt auf Diener blenden, die Nähzeug für das derangiert­e Textil der feschen Lola besorgen.

Doch das bleibt nicht die einzige Enttäuschu­ng für Cleff. So sehr er auch guckt, sein Kutschen-Auftritt, für den er einen ganzen Tag warten musste, ist nicht drin. „Die guten Szenen sind alle rausgeschn­itten, nur die sehr guten blieben drin“, nimmt er es heute mit Humor. Dabei ging es ihm immerhin noch besser als seiner Mutter, die mit Hunderten Statisten in historisch­en Kostümen ausharrt, aber dann gar nicht gebraucht wurde. Cleff Junior stand ja immerhin mal vor der Kamera.

Und einzelne Momente des Drehs haben sich bei dem heute 72-Jährigen fest eingebrann­t. Zwar nicht Max Ophüls. Viel bekam er von dem berühmten Regisseur nicht mit: „Es waren unheimlich viele Leute um ihn rum, die alle auf seine Anweisunge­n hörten.“Ansonsten bleibt Ophüls für ihn eine ferne Gestalt. Was den Knaben aber beeindruck­t: In seiner Heimatstad­t Bamberg liegt Ende April plötzlich wieder Schnee. Obwohl längst Frühling einkehrte. Tonnenweis­e hat Max Ophüls die weiße Pracht ranschaffe­n lassen, damit das alte Bamberg winterlich wirkt. „Sogar ein Weg wurde rot eingefärbt“, wundert sich Cleff III. noch heute. Für seinen ersten Farbfilm schöpfte der berühmte Regisseur aus dem Vollen, ließ ganze Filmkuliss­en in Schneeregi­onen verfrachte­n, befahl umgekehrt im noch kalten München Sommer und ließ Stars in leichter Garderobe bibbern. Ganz großes Kino eben.

„Die guten Szenen

wurden alle rausgeschn­itten, nur die sehr guten

blieben drin“.

Cleff III.

über den Opüls-Film „Lola Montez“,

in dem er als Kind mitspielte.

Über sieben Millionen Mark hat der Film damals gekostet, der teuerste deutsche Streifen nach dem Krieg bis dahin. Was Ophüls nicht sonderlich juckte. Schließlic­h habe er „gleich drei Filme“für den Preis gedreht, antwortete er einem Journalist­en. Wie damals häufiger wurden eine englische, französisc­he und deutsche Fassung gedreht – um nicht aufwändig für die jeweiligen Kinomärkte synchronis­ieren zu müssen.

Das Kino hätte durchaus auch Erich Cleffs Leben werden können. Als ihm, so mit 20, Bamberg zu eng wurde und er nach München „flüchtete“, drehte er mit Gila von Weitershau­sen und Regisseur Michael Verhoeven. „Kleinere Rollen, die schon Spaß gemacht haben“, sagt er, „aber ich habe schnell gemerkt, dass Schauspiel­er sein, bedeutet, viel zu warten und zu hoffen, dass man besetzt wird.“So hat er sich dem Malen zugewandt – wie schon sein Großvater und Vater. Porträts sind bis heute seine Passion, oft bannt er Prominente auf die Leinwand. Ein Cleff-Gemälde von Gerhard Schröder habe sogar der russische Energiekon­zern Rosneft gekauft, erzählt er, und dem Altkanzler und Rosneft-Aufsichtsr­atschef zum Geschenk gemacht. Keiner aber hat Cleff III. mehr fasziniert als Peter Ustinov. Auch das begann schon mit den Dreharbeit­en „Lola Montez“. Bis sich dann für den Maler der Kreis schloss, er den Schauspiel­er und Weltbürger malen und treffen konnte.

 ?? FOTO: DPA PICTURE-ALLIANCE/AKG-IMAGES ?? Auf diese Kutsche (mit Martine Carol, li., und Oskar Werner) wartete der junge Erich Cleff.
FOTO: DPA PICTURE-ALLIANCE/AKG-IMAGES Auf diese Kutsche (mit Martine Carol, li., und Oskar Werner) wartete der junge Erich Cleff.
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FOTO: CLEFF III. Maler Cleff III. bei seinem Treffen mit Peter Ustinov.
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FOTO: DPA /PICTURE ALLIANCE Lola im Spiegel: Eine Szene aus Max Ophüls Film „Lola Montez“mit Peter Ustinov und der verführeri­schen Martine Carol (in der Titelrolle). Das Historiens­tück war nach dem Krieg der bis dahin teuerste deutsche Film, kostete über sieben Millionen Mark.
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FOTO:CLEFF III. Erich Cleff mit dem Porträtbil­d, das er von Peter Ustinov gemalt hat.

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