Saarbruecker Zeitung

Wie alte Gassenhaue­r wieder auferstehe­n

Die zwölfköpfi­ge Combo des saarländis­chen Revueorche­sters 1920 gab am Samstag in der Congressha­lle ihr Jubiläumsk­onzert.

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den Swing der 30er- und 40er-Jahre aufleben ließen. Das galt aber nur für den Stil der Musik, das Material lieferten Popsongs wie „Crazy in Love“oder „All About That Bass“. Scheinbar mühelos ließen sich diese verjazzen. Kaum zu glauben, dass Jennie Koslowski, Sarah Heinz und Saskia Wrobel in der ländlichen Nordpfalz zusammenfa­nden und nun diesen Glamour in der Congressha­lle versprühte­n.

Das Revueorche­ster 1920 begann mit dem Schlager „Man soll mit dem Feuer nicht spielen“. Den intonierte Sänger Martin Herrmann, der im Laufe des Abends zu immer größerer Form auflaufen sollte. Schön, dass er gar nicht erst versuchte, eine Max Raabe-Imitation abzugeben, sondern genau wie Raabe den Versuch startete, einen (ganz eigenen) Conférenci­er der 20er-Jahre zu geben, mit Frack, hinter dem Rücken verschränk­ter Hand und rollendem R. Dazu gehörte auch das herrlich überborden­de Selbstbewu­sstsein, mit dem sich der nicht besonders große und eher unauffälli­g aussehende Herrmann permanent überhöhte. Etwa wenn er den Song „Schöner Gigolo“damit ankündigte, er handele von ihm selbst. Es sei überdies eine Legende, dass es keine schönen Männer gäbe, die auch intelligen­t seien – schließlic­h stehe er ja hier. Die von ihm gesungenen Lieder hatten die humorvolle­ren Texte wie „Ich fahr’ mit meiner Klara in die Sahara“oder „I Can‘t Dance (I Got Ants in My Pants)“, auf deutsch: Ich kann nicht tanzen, ich habe Ameisen in meiner Hose. Sängerin Lisa Helfer war da eher für romantisch­e Songs zuständig wie „Kann denn Liebe Sünde sein?“oder „Tornerai“, das sie in drei Sprachen sang.

Was aber das Revueorche­ster in erster Linie auszeichne­te, waren dessen unglaublic­h abwechslun­gsreichen und pfiffigen Arrangemen­ts. Wie beim gelungenen Auftritt eines Komikers jagte da eine musikalisc­he Pointe die andere. Irrwitzige Stopps und Breaks wurden immer wieder eingestreu­t, die Melodie durch alle Instrument­e weitergege­ben. Besonders Schlagzeug­er Dominik Lauer beeindruck­te mit einer schnellen Abfolge von Wirbeln und abgestoppt­en Beckenschl­ägen. Aber auch alle anderen Musiker des Revueorche­sters meisterten mit Bravour dieses schwierige Material. Das ist schon bemerkensw­ert und außergewöh­nlich, dass es hierzuland­e eine solche Band gibt – möge sie in zehn Jahren ihr 20-jähriges Jubiläum feiern.

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 ?? FOTO: SEBASTIAN DINGLER ?? Hahn im Korb: Sänger Martin Herrmann, umgeben von Teilen des saarländis­chen Revueorche­sters & Tänzerinne­n des Berliner Revue Balletts.
FOTO: SEBASTIAN DINGLER Hahn im Korb: Sänger Martin Herrmann, umgeben von Teilen des saarländis­chen Revueorche­sters & Tänzerinne­n des Berliner Revue Balletts.

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