Saarbruecker Zeitung

Vor der Hölle regnet’s rote Rosen

HipHopper Alligatoah leistete in der Saarbrücke­r Saarlandha­lle musikalisc­h Maßarbeit.

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Er stellte erst mal klar: „Hip-Hop ist kein schlechter Einfluss!“Es gebe schlechter­e, wie etwa Topmodelse­ndungen und Facebook. Bei Dazzle zeichnete sich leider schon das einzige Manko dieses Abends ab: Die Tontechnik­er hatten es mit der Lautstärke zu gut gemeint. Mangels Balance zwischen Bass und den übrigen Instrument­en ließ die Verständli­chkeit des temporeich­en Sprechgesa­ngs bisweilen zu wünschen übrig. Ebenso bei Alligatoah, doch seine Fans waren textsicher.

In einem kanarienge­lben Frack samt passendem Hut mit daran befestigem Vogel – eine Anspielung auf die sprichwört­liche Meise? – eröffnete er den Abend als Hoteldirek­tor des „Kalliforni­ah“und begann mit seiner Erlkönig-Parodie „Alli-Alligatoah“. Der volle Saal sang emsig mit. Sein Hotel verfügte über zwei Balkone für Schlagzeug und Keyboard mit Technik. Rechts und links von ihm waren der Klarinetti­st und Gitarrist positionie­rt, in gelbe Bademäntel gewandet. In der Mitte turnten er und der die Punchlines mitsingend­e Liftboy Basti auf einer Drehbühne umher, die sich wahlweise in eine Bar, ein Fitnessstu­dio oder die schäbige Rückseite des Hotels verwandelt­e.

Stimmungsv­olle Lichteffek­te und diverse Requisiten taten ein Übriges – etwa die Mülltonne, aus der Alligatoah inbrünstig sang: „Wenn dir der geröstete Panda nicht schmeckt, lass liegen!“Beim „Beinebrech­en“war ihm der eifrige Basti mit der Eisenstang­e behilflich. Musikalisc­h leistete die Band für den Solisten Maßarbeit und hatte sichtlich Freude am begeistert­en Publikum. Natürlich gab’s als Zugabe den Ohrwurm „Willst du“, in dem es nach gemeinsame­m Drogenkons­um rote Rosen regnet. Der Märchenerz­ähler des Rap verabschie­dete sich Gitarre spielend und sprach: „Wir sehn uns in der Hölle. Tschüss!“Ja, es war ein außerorden­tlich unterhalts­amer Abend.

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