Saarbruecker Zeitung

Eine Liebe voller Missverstä­ndnisse

Über Katzen existieren noch immer viele Vorurteile, die wissenscha­ftlich längst widerlegt sind. Beispielsw­eise sind die Tiere entgegen der gängigen Meinung nicht hinterhält­ig. Vor allem jedoch können sie durchaus erzogen werden.

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nicht erzogen werden. „Das geht – aber nur mit positiver Verstärkun­g, also mit dem Belohnen zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle“, erklärt Cristeta Brause. Wer es dagegen mit der Devise „Ich bin der Boss und du musst mir gehorchen“bei seiner Katze versuche, werde kläglich scheitern.

Der Mensch sollte das Leben einmal aus Katzensich­t betrachten. Dann würde er erkennen, dass eine Katze nicht verstehen kann, warum sie zum Beispiel nicht an der Couch kratzen darf. Kratzen ist für sie völlig normal. „Katzen markieren damit auch ihr Revier“, erklärt die Katzenpsyc­hologin Michaela Asmuß aus Bad Homburg. Wirft man zum Beispiel nach ihr oder bespritzt sie mit Wasser, kann das je nach Charakter unterschie­dliche Reaktionen bei dem Tier hervorrufe­n, allerdings nicht die vom Menschen gewünschte. Die eine Katze denkt: „Ein tolles Spiel“und macht erst recht weiter. Das andere Tier ist darüber erschrocke­n und versteht die Welt nicht Die Katzenexpe­rtin Denise Seidl erklärt in einem Buch, welches Verhalten für Katzen normal ist, auch wenn sich Menschen manchmal darüber wundern. Die Autorin informiert aber auch über auffällige­s Benehmen bei Katzen, wie etwa Angst, Aggression, Markieren

mehr. Das wirkt natürlich nicht beziehungs­fördernd und kann das tierische Vertrauen in den Menschen schlimmste­nfalls zerstören.

Asmuß rät den Katzenbesi­tzern, auf jeden Fall Kratzbäume aufzustell­en, wegen des Revierverh­altens am besten in der Nähe der Zimmertüre­n. Auch Fußabtrete­r können hierzu genutzt werden. Um das Tier dort zum Kratzen zu animieren, kann Minze gestreut werden. Kratzt das Tier an der gewünschte­n und Unsauberke­it, die zum Problem werden können. Der Ratgeber will helfen, Warnsignal­e frühzeitig zu erkennen und bietet bewährte Methoden, um unerwünsch­tes Verhalten der Katze wirksam zu vermeiden.

Denise Seidel: Katzenprob­leme: Hilfe bei Aggression, Unsauberke­it und Angst. 120 Seiten mit 90 Farbfotos, Kosmos-Verlag, 16,99 Euro

Stelle, wird es sofort gelobt. „So lernen Katzen ziemlich schnell“, sagt Asmuß. Mindestens ein Kratzbaum ist Pflicht, am besten ein großer, auf dem das Tier vielleicht sogar bis zur Decke klettern kann. Gut aufgehoben ist ein solches Utensil im Wohnzimmer, damit das Tier in der Nähe seiner Menschen sein kann.

Ein gutes Mittel, um Kontakt zu der Katze aufzunehme­n, ist das Spielen. „Das ist eine gemeinsame Beschäftig­ung, außerdem werden so Ängste abgebaut und das Selbstbewu­sstsein gesteigert“, sagt Michaela Asmuß. Zudem sollte sich der Halter Gedanken über den Charakter seines Tieres machen. Ist es zum Beispiel eher ein Einzelgäng­er oder eine Partykatze und wird ihr die Haltung gerecht? Generell gelten Katzen als soziale Einzelgäng­er. Anders als Rudel- oder Herdentier­e jagen und fressen sie alleine. Artgenosse­n brauchen sie nicht zum Überleben. Allerdings können sie durchaus mit anderen Katzen befreundet sein.

Wichtig ist den Samtpfoten ein sicherer Rückzugsor­t, zum Beispiel eine Höhle. Aufdringli­ches Verhalten auch von ihren eigenen Haltern schätzen sie gar nicht. Wenn eine Katze signalisie­rt, dass sie ihre Ruhe möchte, sollte ihr diese auch gewährt werden. Alles andere wäre Stress für das Tier.

Wenn sich Katzen dauerhaft nicht wohlfühlen, kommt es zu Verhaltens­auffälligk­eiten. „Sie ziehen sich oft zurück“, erklärt Asmuß. Die Tiere verbringen den Tag unter dem Bett oder auf dem Schrank. Wenn überhaupt, laufen sie geduckt durch die Gegend. Manche kommen nur noch nachts aus ihrem Versteck. Große Pupillen signalisie­ren ihre Angst, Fauchen ist ein Zeichen der Abwehr. Manche werden auch unsauber.

Letzteres könnte allerdings auch ein Zeichen dafür sein, dass ihr die Toilette nicht gefällt. So mögen Katzen keine Klos mit Deckel. Außerdem hätte jedes dieser reinlichen Tiere nicht nur gerne ein eigenes Klo, sondern gleich zwei davon, eines für das große und eines für das kleine Geschäft.

„Wenn sich das Tier seltsam benimmt und hierfür kein erkennbare­r Grund vorliegt, sollte der erste Weg zum Tierarzt führen“, rät Tierschütz­erin Cristeta Brause. Dieser untersucht es nach körperlich­en Auffälligk­eiten. So kann eine Katze, bei der Urin tröpfelt, an einer Blasenentz­ündung leiden. Liegen keine Krankheite­n vor, muss zu Hause nach den Ursachen gefahndet werden. Dies kann auch mit Hilfe eines Tierarztes für Verhaltens­therapie oder eines Katzenther­apeuten geschehen.

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Wenn eine Katze sich versteckt, nur nachts hervorkomm­t oder geduckt durch die Gegend läuft, sind das meist Anzeichen dafür, dass sie sich nicht wohlfühlt. Manche Tiere werden dann auch unsauber.

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