Saarbruecker Zeitung

Im Service-Paradies

Damit alles nach Recht und Gesetz geht, ist Bürokratie unvermeidl­ich. Für Bürger unangenehm. Im Prinzip – aber: Verwaltung­en können den Menschen derlei lästige Pflichten ganz schön erleichter­n. Saarbrücke­n tut’s.

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Neues Auto, feine Sache. Die Finanzen sind erledigt, die Papiere da. Aber vors Losfahren hat der Gesetzgebe­r die Zulassung gestellt. Wie ging das denn bloß? 15 Jahre ist es her, dass ich’s zuletzt gemacht habe, das Verfahren habe ich vergessen. Ob das Internet hilft?

Ich rufe die Website der Stadt Saarbrücke­n auf. „Was erledige ich wo?“Für Kfz-Zulassung ist das Bürgeramt Halberg zuständig – ich grummele, das ist weit, ich wohne im Saarbrücke­r Westen. „Bürgerdien­ste“, welche Unterlagen muss ich mitnehmen? Präzise aufgeliste­t, ja, habe ich alles. Nur die „eVB“, die elektronis­che Versicheru­ngsbestäti­gung, habe ich nicht. Eine Unbekannte – die gab es noch nicht, als mein altes Auto neu war.

Wie geht das? In der Mittagspau­se rufe ich die Versicheru­ng an.

Die freundlich­e Dame am anderen Ende der Leitung erkundigt sich nach den Autodaten. Ich staune: Die Sache lässt sich per Telefon abwickeln? Ja, genau. Dummerweis­e habe ich die Unterlagen zu Hause gelassen. Macht nichts, höre ich, das Servicetel­efon sei bis 20 Uhr erreichbar. Abends, die Autopapier­e liegen vor mir, geht es flott, schnell habe ich die „eVB“-Nummer notiert.

Ermutigt kehre ich zur Stadt-Website zurück. „Termine online buchen“, klingt gut. Es ist Freitag, gleich am Montag drauf sind freie Termine ausgewiese­n. Ich klicke auf den frühesten, in der Erwartung, erstmal eine „Wollen Sie wirklich?“-Frage zu lesen. Von wegen: Der Termin ist bereits meiner. Verbindlic­h.

Am Montagmorg­en poppt eine Erinnerung­smail auf: „Sie haben heute einen Termin. Wir freuen uns auf Sie!“Donnerwett­er. Warten? Aber nicht doch, im Bürgeramt darf ich sofort zum Schalter durchmarsc­hieren. Stempel, Karte für den Bezahl-Automaten, „bitte kommen Sie mit der Quittung wieder zu mir“. Mache ich, bekomme die Folge-Stationen erklärt, absolviere sie. Keine halbe Stunde nach der Ankunft sitze ich schon wieder im Auto, unterwegs ins Büro – meine Befürchtun­g, ich müsse für den Verwaltung­sakt einen Tag frei nehmen, ist aufs Angenehmst­e widerlegt worden.

Ich grummele nicht mehr. Ich schnurre wie eine zufriedene Katze; ich fühle mich im siebten Service-Himmel.

Bis dahin hat Völklingen­s Bürgerbüro noch ein paar Wolken zu meistern. Immerhin, die erste – dickste – davon ist überwunden: Unkalkulie­rbare Wartezeite­n sind Vergangenh­eit (siehe den Artikel nebenan).

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