Danzigs Bürgermeister stirbt nach einem Messerangriff
Bei einer Spendenveranstaltung stach ein vorbestrafter Mann auf Pawel Adamowicz ein. Vergeblich bemühten sich die Ärzte, sein Leben zu retten.
(dpa) Der tödliche Anschlag auf den Danziger Bürgermeister hat Polen geschockt und in tiefe Trauer gestürzt: Pawel Adamowicz erlag gestern den Folgen eines Messerangriffs bei einer Spendenveranstaltung am Vorabend. Der 53-Jährige starb im Krankenhaus an seinen schweren inneren Verletzungen, wie Gesundheitsminister Lukasz Szumowski im polnischen Fernsehen TVN24 bestätigte. Die Staatsanwaltschaft gab bekannt, nun wegen Mordes zu ermitteln.
Zum Zeichen der Trauer wurden in Danzig die Flaggen auf halbmast gesetzt, viele Anwohner zündeten vor dem Rathaus Kerzen an. Präsident Andrzej Duda sprach bei Twitter Adamowiczs Familie sein Beileid aus. „Ich stehe in Trauer und im Gebet bei seinen Angehörigen, Freunden und allen Menschen guten Willens“, schrieb das Staatsoberhaupt. „Feindseligkeit und Gewalt haben tragischste Folgen und Schmerz gebracht. Das können wir nicht hinnehmen“, schrieb Duda. Auch der Chef der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit PiS, Jaroslaw Kaczynski, bekundete „tiefe Trauer.“
Bis zuletzt hatten Ärzte um das Leben des parteilosen Bürgermeisters gekämpft, nachdem dieser am Sonntagabend auf offener Bühne bei einer Spendenveranstaltung niedergestochen worden war. Die Messerklinge war nach Behördenangaben fast 15 Zentimeter lang. Der Täter – ein 27-jähriger Danziger – habe aus niederen Beweggründen gehandelt, sagte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Krzysztof Sierak. Hinter der Tat wurde Rache vermutet. Der Angreifer soll der Partei Bürgerplattform PO die Schuld für seine Haft gegeben haben. „Ich saß unschuldig im Gefängnis“, rief er auf von polnischen Medien verbreiteten Videoaufnahmen der Tat. Darauf war auch zu sehen, dass der Mann nicht von der Bühne floh, sondern triumphierte, bis er überwältigt wurde. „Er hat sich gefreut“, sagte eine Augenzeugin dem Sender TVN24. Ermittler zogen eine psychische Erkrankung des Angreifers in Betracht. Er ist Behörden zufolge vorbestraft und hatte wegen einer Serie bewaffneter Banküberfälle schon fünfeinhalb Jahre in Haft gesessen. Berichten zufolge war er erst im Dezember freigekommen.
Bislang unbestätigten Medienberichten zufolge hatte der Täter sich mit einer Medienakkreditierung Zugang zur Bühne der Spendenveranstaltung verschafft. Die Behörden kündigten eine Untersuchung der Sicherheitsmaßnahmen an.
Adamowicz gehörte bis 2015 der derzeitigen Oppositionspartei Bürgerplattform PO an, seit 1998 war er Bürgermeister der nordpolnischen Hafenstadt. Bei dem Angriff wurde er nach Angaben der Klinik an Herz, Zwerchfell und Organen im Bauchraum schwer verletzt.
Die Tat löste in Polen auch eine politische Debatte über Hassreden aus. Der heftige Streit zwischen Opposition und der PiS könne zur Eskalation der Gewalt beigetragen haben, meinen Kritiker. Adamowiczs Stellvertreterin Aleksandra Dulkiewicz mahnte Einigkeit an. Die Tat dürfe nicht für politische Zwecke benutzt werden, sagte sie.