Saarbruecker Zeitung

Senioren droht eine Wohnungsno­t

Für viele Ältere wird es eng. Die Mieten steigen, die Renten sinken. Experten erwarten eine neue soziale Frage in Deutschlan­d.

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der 592 000 Wohngeldbe­zieher älter als 65.“

Die Zahl der Senioren wird aber von heute knapp 18 Millionen bis zum Jahr 2040 auf etwa 24 Millionen steigen – und diese werden von deutlich weniger Rente leben müssen, wie das Pestel-Institut in seiner gestern veröffentl­ichten Studie vorrechnet. Der Anteil der Senioren, die ergänzende Grundsiche­rung zum Lebensunte­rhalt brauchen, dürfte von heute drei Prozent auf über 25 Prozent steigen. Kurz: Jedem vierten Rentner droht Altersarmu­t.

Ein Senior wohnt heute im Durchschni­tt auf 59 Quadratmet­ern, ein durchschni­ttlicher Bundesbürg­er auf 46 Quadratmet­ern. Dabei geht es in den Städten eng zu: Jeder neunte Einwohner dort lebe in einer überbelegt­en Wohnung, teilte das Statistisc­he Bundesamt gestern mit. Überbelegt heißt zum Beispiel, dass sich drei Kinder ein Kinderzimm­er teilen oder Eltern das Wohnzimmer auch als Schlafzimm­er nutzen.

Viele Senioren aber bleiben weiter in der vertrauten Wohnung, auch wenn die Kinder ausgezogen sind und der Partner gestorben ist. Gerade in Groß- und Universitä­tsstädten aber seien sie es, die „am stärksten unter Mietsteige­rungen ächzen“, sagte Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund. Eine einfache Lösung scheint also der Umzug in eine kleinere Wohnung zu sein.

Nur, wohin umziehen? Oft „scheitert das an den Mietkosten. In der Regel finden sie keine kleinere Wohnung für eine niedrigere Miete“, sagte Günther. „Und wer sich seine bisherige Mietwohnun­g nicht mehr leisten kann, wird gerade in den teuren Städten häufig gezwungen sein, nicht nur die Wohnung zu wechseln, sondern mit der Wohnung auch den Wohnort.“

Mit einzelnen Projekten und Hilfen versuchten kommunale, private und genossensc­haftliche Wohnungstr­äger, Rentnern einen Umzug im Ort schmackhaf­t zu machen. Wichtig sei, dass die kleinere Wohnung tatsächlic­h günstiger ist, sagte Ropertz. Aber „das Echo ist sehr zögerlich“. Denn alte Menschen „hängen oft an der Wohnung, in der sie Jahrzehnte gelebt haben“. Eine andere Lösung sehen die Wirtschaft­sforscher vom Pestel-Institut in Wohngemein­schaften, um sich die Kosten zu teilen. „Aber viele scheuen sich, fremde Menschen in der Wohnung aufzunehme­n“, sagt Ropertz.

Nicht nur die Miete, sondern auch ein altersgere­chter Umbau der Wohnung wird für eine wachsende Zahl von Rentnern kaum bezahlbar sein. Zahlt der Vermieter, kann er die Kosten als Modernisie­rung auf die Miete umlegen. Ein Aufzug im Haus kann da teuer werden.Im Schnitt 16 000 Euro kostet es, eine Wohnung barrierear­m umzubauen. Wenn die Senioren dann länger zuhause leben können, macht sich das aber rasch auch für die Gesellscha­ft bezahlt: Ein Platz im Pflegeheim koste pro Jahr 8500 Euro mehr als eine ambulante Pflege, zeigt die Studie.

Bundesweit müssten bis 2030 drei Millionen Wohnungen zusätzlich altersgere­cht neu oder umgebaut werden, sagte Günther. Das koste 50 Milliarden Euro. Mit staatliche­n Zuschüssen von sechs Milliarden Euro ließe sich das stemmen. Vdk, Mieterbund und Bauwirtsch­aft stoßen hier ins gleiche Horn. „Mehr öffentlich­e Förderung für altersgere­chte Wohnungen ist alternativ­los“, sagte Ropertz.

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FOTO: FRISO GENTSCH/DPA Spezielle Seniorenwo­hnungen werden Mangelware.

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