Saarbruecker Zeitung

Online-Shop spezialisi­ert sich auf syrische Waren

Der saarländis­che Internet-Shop Dsaar ermöglicht es syrischen Menschen in Deutschlan­d, Waren aus ihrer Heimat zu kaufen

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Sechs Monate hatte Firas Abou Kuba gekämpft. Als Anwaltsgeh­ilfe wollte der syrische Jurist versuchen, in seinem alten Job auch in Deutschlan­d zu arbeiten. „Doch dann habe ich festgestel­lt, dass das ohne perfektes Deutsch nicht geht“, sagt Kuba. „Also musste ich eine andere Idee entwickeln.“Und die andere Idee kam schlicht dadurch, dass er und seine Frau sich klar gemacht haben, dass eine Million Syrer nach Deutschlan­d gekommen sind. Eine Million Menschen, die durch die Flucht ihre gewohnte Umgebung verloren und sich in einer neuen Welt zurechtfin­den müssen „Die Idee war es, dass wir ihnen ermögliche­n, typische Waren aus der Heimat zu kaufen“, sagt Kuba.

Grundsätzl­ich ist es zwar in Deutschlan­d möglich, viele Waren auch aus dem arabischen Raum in spezialisi­erten Geschäften zu kaufen. Doch die gibt es meist nur in größeren Städten. „Viele der Flüchtling­e leben aber auf dem Land und haben deshalb keine Möglichkei­t, sie einzukaufe­n“, sagt Kuba. Sein Konzept: Ein Online-Shop speziell mit syrischen Waren.

Seit August ist die Idee Realität – und Dsaar hat sich bereits etabliert. Neben Firas besteht das Team des neuen Startups aus Anas Alakkad, Kutaiba Al Hassoun und Konrad Schäfer. Al Hassoun, ehemaliger Journalist, ist unter anderem für das Marketing zuständig, Alakkad hat über das Textilunte­rnehmen seiner Familie bei Damaskus mit Babykleidu­ng eine neue Produktlin­ie eingebrach­t, und Schäfer ist unter anderem für die deutschen Texte auf der mehrsprach­igen Website zuständig.

Dsaar ist eines der Gründungsp­rojekte, das in dem Projekt Perspektiv­e Neustart an den Start gebracht worden ist. Perspektiv­e Neustart ist ein Programm der htw-Tochter Fitt, Migris und der Schöpflin-Stiftung, das über ein Jahr Flüchtling­e mit Gründungsi­deen auf ihre unternehme­rische Selbststän­digkeit vorbereite­t. Kurse in Steuerrech­t und Buchführun­g gehören ebenso dazu wie Marketing und das Erstellen eines Business-Plans.

„Anfangs hatte ich noch gedacht, dass ich dort nichts lernen kann“, sagt Kuba rückblicke­nd. Doch das habe sich schnell geändert. „Schon ab dem zweiten Modul gab es viel Neues für mich.“Großartig sei es, dass solch ein Projekt im kleinen Saarland stattfinde. „Die Unterstütz­ung hier im Land ist wirklich sehr gut.“

Das Dsaar-Team hat sich eher zufällig kennengele­rnt. Kuba und Al Hassoun waren nach der Ankunft im Saarland im gleichen Ort untergebra­cht. Alakkad wiederum wollte eigentlich in Deutschlan­d sein Medizinstu­dium fortsetzen – aktuell arbeitet er auch noch als Rettungssa­nitäter – und war dann wegen einer Geschäftsi­dee als Gasthörer bei Perspektiv­e Neustart dabei. „Es war Zufall“, sagen die drei. Ebenso die Begegnung mit dem Deutschen Konrad Schäfer, der Firas Abou Kuba im Bus angesproch­en hatte und sich dann über die gemeinsame Leidenscha­ft Gitarre mit dem jungen Syrer anfreundet­e.

Olivenöl, Tahini-Paste, Gewürze. Anfangs war das Angebot des Online-Shops noch sehr übersichtl­ich. „Wir wollten klein anfangen und dann nach und nach wachsen“, sagt Kuba. Die ersten Gehversuch­e hat Dsaar auf einer gemieteten Shop-Plattform gemacht. Nun bauen die Jung-Unternehme­r mit einer offenen Software einen neuen Internet-Shop, wollen nächstens damit umziehen. Und das Portfolio nach und nach erweitern. „Es kommen ständig neue Produkte dazu“, sagt Alakkad.

Mit Nahrungsmi­tteln und Gewürzen ist Dsaar gestartet. Jetzt kommt mit Babykleidu­ng ein weiterer großer Bereich dazu. „In Syrien haben wir bestimmte Babyproduk­te, die es in Deutschlan­d so nicht gibt“, sagt Alakkad. Wie beispielsw­eise eine Bauchbinde für Babys, die diese zusätzlich warm hält. Seine Familie produziert in Syrien bereits seit 20 Jahren hochwertig­e Babykleidu­ng, Dsaar kann auf diese Erfahrung nun zurückgrei­fen.

Noch kann der Shop das Team nicht komplett ernähren. Zwischen zwei und acht Pakete pro Tag gehen bei Dsaar raus. Aber das, betont Kuba, liege noch voll im Business-Plan. Über 110 arabische Kunden hat das Unternehme­n demnach aktuell, die regelmäßig bestellen, gut 100 Kunden aus Deutschlan­d hätten auch schon bestellt, teilweise aber auch nur aus Neugierde. Doch es würden ständig mehr Kunden.

Wie geht es weiter? Mit Wachstum und immer neuen Produkten. „Wir machen Werbung im Internet und in den sozialen Medien“, sagt Kuba. Und der neue Shop soll dann auch über die großen Marktplätz­e wie Amazon und Ebay zu erreichen sein. „Im Internet geht Wachstum sehr schnell“, sagt Alakkad. Wann sie vom Shop leben können wollen? „Im August. So steht es im Business-Plan“, sagt Kuba. www.dsaar.de

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