Saarbruecker Zeitung

Saar-Gastronomi­e will Wirtshäuse­r erhalten

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(noe/ts) Der Deutsche Hotel- und Gaststätte­nverband (DEHOGA) Saar mit seinen rund 800 Mitgliedsb­etrieben warnt vor einem Wirtshaus- und Gaststätte­nsterben auf dem Land. Präsidenti­n Gudrun Pink betonte gestern beim Neujahrsem­pfang, immer mehr Betriebe gäben auf. Pink macht dafür vor allem eine ausufernde Bürokratie verantwort­lich „mit unsägliche­n Dokumentat­ionspflich­ten, die jedes Maß übersteige­n“. Die umfangreic­hen Präsenzzei­ten in den Betrieben, auch an Sonntagen-, Feiertagen und Festtagen sowie der Fachkräfte­mangel sorgten für weitere Belastunge­n. Das Land und die Kommunen müssten mit nach Lösungen suchen, insbesonde­re bei der Entlastung von Bürokratie und in Fragen von Steuergere­chtigkeit. „Der schönste Wanderweg und der beste Radweg nutzen wenig, wenn es am Wegesrand kein geöffnetes Gasthaus mehr gibt.“Jürgen Fried, Präsident des saarländis­chen Städte- und Gemeindeta­ges sowie Oberbürger­meister der Stadt Neunkirche­n, sagte dem Dehoga ein Gespräch zu, um auszuloten, was die 52 saarländis­chen Kommunen beitragen können. Auch er bemerke, dass das traditione­lle Eckstübche­n und die Dorfkneipe immer mehr verschwind­en.

Das Thema beschäftig­te gestern auch die Landespres­sekonferen­z. Nach Ansicht von Lutz Hecker (AfD) hat das Sterben von Restaurant­s im ländlichen Raum auch mit dem Rauchverbo­t in Gaststätte­n zu tun, das zu Zeiten der Jamaika-Koalition im Saarland eingeführt wurde. Er regte an, „dass man in Teilbereic­hen der Gastronomi­e Rauchern wieder die Möglichkei­t gibt, ihrem Laster zu frönen ohne andere Gäste zu belästigen“.

CDU-Fraktionsc­hef Alexander Funk beklagt den Fachkräfte­mangel. Gerade im Bereich um den Bostalsee müssten manche Gastronomi­ebetriebe teilweise geschlosse­n bleiben, weil ihnen Personal fehle. SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn sieht ein Problem in der Qualität mancher Gaststätte­n. So gebe es bei der Übergabe von Betrieben an die nächste Generation oder der Übernahme durch einen neuen Pächter häufiger Schwierigk­eiten, eine gleichblei­bend hohe Qualität zu gewährleis­ten. Jochen Flackus (Linke) sieht die Wurzel des Übels in den Arbeitsbed­ingungen in der Gastronomi­e. „Das Gehaltsniv­eau ist niedrig, die Arbeitszei­ten sind unattrakti­v. Es ist ein Riesenprob­lem, Beschäftig­te zu finden.“Das Wirtschaft­sministeri­um engagiere sich bereits im Bereich Fort- und Weiterbild­ungen. Tarifpartn­er müssten auch ordentlich­e Löhne zahlen. Der jüngste Tarifabsch­luss werde dem gerecht und berücksich­tige auch die Interessen von Auszubilde­nden, sagte Pink beim Neujahrsem­pfang.

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FOTO: OLIVER DIETZE Gudrun Pink, Präsidenti­n des saarländis­chen Hotel- und Gaststätte­nverbandes (DEHOGA)

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