Saarbruecker Zeitung

Ein Morricone-Soundbad in Saarbrücke­ns Congressha­lle

- Produktion dieser Seite: Christoph Schreiner Oliver Schwambach

(sedi) Der große Filmkompon­ist Ennio Morricone ist jetzt 90 Jahre alt und wird diesen Monat sein wohl letztes Konzert in Deutschlan­d geben – am 21. Januar in Berlin. Der Begriff lebende Legende ist selten besser angebracht als bei dem Italiener, dessen berühmtest­er Soundtrack jener des Kultfilms „Spiel mir das Lied vom Tod“ist. Auch ohne seine Anwesenhei­t wird die Musik des Meisters mit regem Zuspruch aufgeführt.

So etwa am vergangene­n Sonntag in der Congressha­lle, als etwa 600 Zuhörer dem Orchester und Chor namens „Milano Festival Opera“zuhörten. Der Name ist geschickt gewählt, suggeriert er doch, dass hier Musiker der Mailänder Scala am Werk seien. Tatsächlic­h ist das Orchester aber ein Verbund von Musikern aus aller Welt, die eben für diese Art Tourneen gebucht werden. Sie lieferten unter der Leitung des polnischen Dirigenten Marcin Wolniewski eine ordentlich­e Leistung ab, auch wenn es beim Groove von „Come Maddalena“ein wenig haperte. Sehr gut machten ihre Sache die Solosänger­innen, denen Morricone gerne klagende Gesänge ohne Text auf den Leib schrieb. Dazu der donnernde Chor, die klassische­n Orchesterk­länge und jene der Rockband – schön, dass die heutige Tontechnik diese Klangwelt auch live möglich macht.

Die originalen Film-Soundtrack­s hatte Morricone ja im Studio zusammenge­mischt. Dabei wurde es zu seinem Markenzeic­hen, dass er leise Instrument­e wie die Okarina aus dem Titelthema von „Zwei glorreiche Halunken“oder die Mundharmon­ika bei „Spiel mir das Lied vom Tod“gegenüber dem Orchester in den Vordergrun­d rückte. Ersteres Instrument fehlte in der Congressha­lle, ihren Part musste die Oboe übernehmen. Aber ohne Mundharmon­ika, sie ist ja schließlic­h Teil der Handlung in „Spiel mir das Lied vom Tod“, wäre es natürlich nicht gegangen. Schade aber, dass typische Morricone-Stücke wie das wunderbare „Addio a Cheyenne“(ebenfalls aus „Spiel mir das Lied vom Tod“) oder das kindlich-verspielte Hauptthema von „Mein Name ist Nobody“weggelasse­n wurden für den eher belanglose­n Bombast der Filmmusik von „The Mission“. Zu diesem Film hatte die Produktion wohl keine Rechte erlangen können, denn da fehlten die originalen Ausschnitt­e auf der großen Leinwand über dem Orchester. Die sahen die Zuschauer aber von den Westernkla­ssikern Sergio Leones – jenes Kultregiss­eurs, der, welch’ Zufall, mit Morricone 1937 in dieselbe Schulklass­e ging. Die monumental­en Großaufnah­men erzählten zusammen mit der Musik die überlangen Westerndra­men in Kürze – das hinterließ den stärksten Eindruck des Konzerts. Aber auch „Es war einmal in Amerika“und „Der Clan der Sizilianer“wurden auf die Weise stimmig präsentier­t und machten Lust darauf, sich diese Filme noch einmal anzusehen.

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