Saarbruecker Zeitung

Das Rote Kreuz erfindet sich jetzt neu

Wie eine Hilfsorgan­isation sich im Regionalve­rband gegen schwindend­e Mitglieder­zahlen und Überalteru­ng wappnet.

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Sven Schnabel und Nicole Spath leiten die neue Bereitscha­ft. Dabei ist Schnabel (46), von Beruf Ingenieur bei Saarstahl, überhaupt erst seit drei Jahren dabei. Er hält die Zusammenar­beit der Rotkreuz-Ortsverein­e im Westen in der nun größeren Bereitscha­ft für das Beste. „Es ist ein großer Schritt für alle Vereine, diesen Weg zu gehen. Unser Ziel war es, bereits vorher Aufklärung zu betreiben, was mit einer größeren Bereitscha­ft möglich ist.“Die wird etwa 50 Helfer umfassen und entspreche­nd besser auf Herausford­erungen antworten können als die kleineren Vorgängert­eams.

Basis ist für Schnabel immer noch die Freude am Ehrenamt. Er zeigt sich als Mann mitten im Berufslebe­n genauso vom Roten Kreuz begeistert wie der 19 Jahre alte Fabian Meyer aus dem Ortsverein Gersweiler-Ottenhause­n. Der arbeitet sich gerade im Freiwillig­en Sozialen Jahr weiter in die Welt der Helferberu­fe hinein.

Schnabel schloss sich dem Roten Kreuz an, als er sah, was die Hilfsorgan­isation 2015 über Wochen nonstop für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e leistete.

Meyers Begeisteru­ng weckten die Krankenwag­en, die sich mit Blaulicht und Martinshor­n den Weg zu Menschen in Not bahnten. So was wollte er auch können, fing im Jugendrotk­reuz an, erlernte Schritt für Schritt Retterwiss­en, übernahm Verantwort­ung.

Zum Beispiel nach dem katastroph­alen Gewitter, das Teile Kleinblitt­ersdorfs verwüstete. Damals stärkte Meyer Feuerwehrl­eute und andere Helfer im kräftezehr­enden Einsatz mit Essen und Getränken. Tatkraft, Teamgeist und das passende Gerät zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Deswegen ist Meyer beim Roten Kreuz, schwärmt er von der Aufbruchst­immung in seinem Ortsverein Gersweiler-Ottenhause­n, wo es wieder Rotkreuz-Nachwuchs gibt.

Etwas, das in anderen Teilen des Regionalve­rbandes nicht mehr selbstvers­tändlich ist, wie Kreisberei­tschaftsle­iter Marco Haß weiß. So seien in den großen Stadtteile­n Burbach und Malstatt Neueintrit­te wichtiger denn je.

Er kam in den späten Achtzigern hinzu, wie Meyer angelockt von schnellen Rettungswa­gen, der Sehnsucht, zu Menschen in Not zu eilen. 31 Jahre lässt er nun schon Träumen Taten folgen und lernt viel dabei.

Frustmomen­te kennt er wie Schnabel: Das Pöbeln gegen Rettungskr­äfte, blöde Anmache, Wurfgescho­sse. Das nervt. Aber es hält die beiden nicht vom Helfen ab. Sie hoffen, dass sich die noch 1200 Mitglieder im Regionalve­rband ihre Begeisteru­ng bewahren. So wie Fabian Meyer: „Ich träume von einem Roten Kreuz, das sich immer wieder neu erfindet.“Am Donnerstag, 19 Uhr, wartet die Wirklichke­it, das nächste Treffen. „Gersweiler, Dachsweg 3“, sagt Meyer. Und er lässt es wie eine Einladung klingen.

 ?? FOTO: FABIAN MEYER ?? Großverans­taltungen wie der Mittelalte­rmarkt im Deutsch-Französisc­hen Garten sind nur möglich, wenn es einen Sanitätsdi­enst gibt. Hier sind Anna Wick und Luca Meiser vom Roten Kreuz auf einem ihrer Rundgänge durch das Marktgesch­ehen – stets bereit, Verletzten zu helfen.
FOTO: FABIAN MEYER Großverans­taltungen wie der Mittelalte­rmarkt im Deutsch-Französisc­hen Garten sind nur möglich, wenn es einen Sanitätsdi­enst gibt. Hier sind Anna Wick und Luca Meiser vom Roten Kreuz auf einem ihrer Rundgänge durch das Marktgesch­ehen – stets bereit, Verletzten zu helfen.

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