Saarbruecker Zeitung

Mehr als nur Zoten in der Bütt

Marek Winter aus Dudweiler ist mit 19 Jahren erfahrener Fastnachts­redner. Er sieht Veränderun­gen beim Stil.

-

konvention­ell schneiden er und sein Vater Stefan Schorr Zeitungsar­tikel aus, sammeln sie in einer Mappe. Diese bildeten das inhaltlich­e Gerüst seines Vortrags. Verfasser sei sein Papa, Vorsitzend­er beim Heimatund Kulturvere­in (HKV) Dudweiler-Nord, der ebenfalls dem Karneval frönt. „Ich bin wie die Puppe auf seiner Hand. Er schreibt meine Reden. Wir proben, was zu meinem Redefluss, meiner Vortragswe­ise passt. Und dann gebe ich immer meinen Senf dazu.“

Weil Marek auch im Fernsehen auftritt, sei der Inhalt so abgestimmt, dass es nicht zu lokal wird. So nahm er sich unter anderem den saarländis­chen

Marek Winter (19) Innenminis­ter Klaus Bouillon zur Brust oder frotzelte über den ehemaligen Chef des skandalges­chüttelten Saar-Sportverba­nds LSVS, Klaus Meiser. Auch Saarbrücke­ns Oberbürger­meisterin Charlotte Britz kommt nicht ungeschore­n davon. In dieser Session kann sie sich erneut darauf gefasst machen, verballhor­nt zu werden. Was auf sie zukommt, verrät Marek vor seinem ersten Auftritt nicht. Nur so viel: „Normalerwe­ise bekommt Sie verbal auf die Nuss, dieses Jahr habe ich etwas Besonderes vorbereite­t.“

Die Büttenrede­n wandelten sich. Marek präsentier­te wie viele vor ihm gereimte Texte und „uff Platt nadierlisc­h“. Andere wiederum kombiniert­en ihre Vorträge heutzutage mit Musik. Marek muss auch hier passen: „Ich singe wie eine rostige Gießkanne.“Darum belasse er es beim gesprochen­en Wort. Marek grinst, gönnt sich eine Pause: kein Tanz, kein Gesang, Papa Stefan verfasst – „eigentlich kann ich nix“und lacht lauthals.

Das scheinen die Zuhörer anders zu bewerten. Denn ansonsten würde er es in dieser Session nicht auf zehn Auftritte bringen. Dabei komme es hie und da anders als gedacht. „Es gibt Passagen, die ich eher feiere als das Publikum.“Und wenn dann die Narren im Saal partout nicht reagieren, wisse sich der Karnevalis­t auf der Bühne durchaus zu helfen. Dann füge er ein: „Könnt ihr mal klatschen? Ich muss was trinken.“

Marek sieht noch lange kein Ende seiner Karriere. So lange er als Büttenredn­er gefragt wird, will er dabei bleiben. Er setzt darauf, dass er den Schlusspun­kt zur rechten Zeit erkennt. Denn: „Ich suche nicht den Tod in der Bütt.“

Einen Wunsch hat er: „Mein Traum ist es, als erster Nicht-Mainzer in Mainz aufzutrete­n. Das ist der Olymp der Fastnacht. Wenn ich das geschafft habe, höre ich auf.“Das dürfte für den Dudweiler äußerst schwierig werden. „Es gab da einen Aufschrei, als jemand aus einem Vorortsver­ein aufgetrete­n ist.“

„Könnt ihr mal klatschen? Ich muss

was trinken.“

Büttenredn­er, zum Publikum,

wenn es nicht spurt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany