Saarbruecker Zeitung

Das „Kampfschwe­in“verlässt die große Liebe

Biathlet Michael Rösch beendet nach dem anstehende­n Weltcup in Ruhpolding seine Karriere. Höhepunkt war Olympia-Gold 2006.

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erklomm Rösch den Olymp. An der Seite der Biathlon-Granden Ricco Groß, Sven Fischer und Michael Greis holte der Sachse 2006 bei den Winterspie­len in Turin die Goldmedail­le in der Staffel. Doch so steil es nach oben ging, so tief war der Absturz. Zwar gewann Rösch nach dem Olympia-Triumph noch drei Mal WM-Bronze mit dem Team, aber Anfang 2011 reichten seine Leistungen nicht einmal mehr für

Michael Rösch den zweitklass­igen IBU-Cup. Mühsam ackerte sich das selbsterna­nnte „Kampfschwe­in“von den Tiefen des Deutschlan­d-Pokals zurück ins Weltcup-Team – nur um 2012 kurz vor der WM im Internet von seiner Ausbootung zu erfahren.

Es kam zum Bruch mit dem DSV. Rösch flüchtete zum belgischen Verband. „Die haben die besten Fritten, die beste Schokolade und das beste Bier“, witzelte der Sohn des dreimalige­n DDR-Weltmeiste­rs Eberhard Rösch seinerzeit über die Gründe seines Wechsels. Doch die Einbürgeru­ng zog sich quälend lange – Rösch verpasste die angestrebt­e Olympia-Teilnahme in Sotschi.

„Ich hatte zwischenze­itlich nichts mehr. Ich hatte kein Geld, keine Zukunft, keine Perspektiv­e“, erinnerte sich Rösch. Um seinen Sport zu finanziere­n, verkaufte er sogar sein Haus und zog zwischenze­itlich wieder bei seinen Eltern ein. Zwölf Jahre nach dem Triumph von Turin und nach vielen Rückschläg­en erfüllte sich Rösch in Pyeongchan­g schließlic­h den Traum von seinen zweiten Olympische­n Winterspie­len – auch dank einer Crowdfundi­ng-Aktion, die mehr als 24 000 Euro einbrachte.

Was nach der Karriere wartet, weiß Rösch noch nicht. „Vielleicht komme ich ins Fernsehen“, sagte er. Auch eine Trainerlau­fbahn könne er sich „gut vorstellen“. Und falls in Belgien beim Kampf um die Qualifikat­ion für die Winterspie­le 2022 Not am Mann ist, schloss Rösch nicht aus, „dass ich die Staffeln komplettie­re“– wenn auch „nicht mehr als Vollprofi“. Nur bei einer Sache ist sich Rösch ganz sicher. „Ich kann vom Biathlon nicht lassen“, sagte er – diesmal ganz ohne Flachs.

„Ich kann vom Biathlon nicht lassen.“

kurz vor seinem Karriereen­de

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FOTO: SCHMIDT/DPA Der aus Deutschlan­d nach Belgien gewechselt­e Biathlet Michael Rösch verabschie­det sich vom Publikum in Oberhof. Nach dem anstehende­n Weltcup in Ruhpolding beendet er seine Karriere.

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