Saarbruecker Zeitung

Keine Panik in der Saar-Parteispit­ze

Auf Landeseben­e hatte es die AfD schon mit noch bedrohlich­eren Szenarien zu tun.

- Produktion dieser Seite: Frauke Scholl, Robby Lorenz Iris Neu-Michalik, Fatima Abbas

(SZ) Auch die AfD im Saarland sieht der bundesweit­en Einstufung der Partei als „Prüffall“durch den Verfassung­sschutz gelassen entgegen. „Ich bin mir sicher, dass es weder in der Fraktion noch im Landesverb­and irgendwelc­he Anhaltspun­kte geben wird, die eine Beobachtun­g rechfertig­en würden“, sagte der Abgeordnet­e und stellvertr­etende Landeschef der Saar-AfD, Lutz Hecker, gestern der SZ.

In der Vergangenh­eit geriet die hiesige AfD wegen Kontakten zur rechten Szene in die Schlagzeil­en. Der AfD-Parteitag stimmte 2016 in Stuttgart sogar für die Auflösung des saarländis­chen Landesverb­andes. Hecker selbst – genau wie der Landesvors­itzende Josef Dörr – sah sich einem Parteiauss­chlussverf­ahren ausgesetzt. Der AfD-Bundespart­eivorstand stoppte das Verfahren gegen Hecker jedoch Ende 2017, wie der Politiker gestern erneut bestätigte.

Bei den Ausschussv­erfahren ging es maßgeblich um den Vorwurf, dass Mitglieder der Freien-Bürger-Union (FBU) 2015 eine satzungswi­drige Doppelmitg­liedschaft angeboten worden sei. Das bestritt allerdings Landeschef Josef Dörr vehement. Das Bundesschi­edsgericht war jedoch überzeugt, dass der Vorwurf zutrifft. Zudem seien unter den „Mitglieder­n der FBU auch ehemalige Mitglieder der NPD und überzeugte Rechtsextr­emisten“gewesen, hieß es weiter.

Der Streit zwischen Bund und Saar-Landesverb­and war damals eingebette­t in einen bis heute ungeklärte­n Richtungss­treit der Bundes-AfD. Die einstige Parteichef­in Frauke Petry verließ nach den „damals dramatisch­en Entwicklun­gen“die AfD, wie sie jüngst dem Blog „Steingarts Morning Breafing“bestätigte. Petry hatte 2016 die Auflösung des „problemati­schen Landesverb­andes“gefordert. Dass es aber nie so weit kommen würde, sei ihr jedoch klar geworden. Ein vermeintli­ch „gemäßigter Parteifunk­tionär“habe damals erklärt: „Solange nicht im Saarland ein Drittel des Landesverb­andes den rechten Arm zum Hitlergruß hebt, werde ich den Verband nicht auflösen.“Petry sei „vom Glauben abgefallen“.

Die Landespart­ei überstand die Querelen mit der Bundes-AfD jedoch. 2017 zog sie mit 6,2 Prozent in den Landtag des Saarlandes ein.

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