Saarbruecker Zeitung

Iranischer Spion bei der Bundeswehr?

Die Bundesanwa­ltschaft hat im Rheinland einen Deutsch-Afghanen festnehmen lassen, der unter Verdacht steht.

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(dpa) Die Bundesanwa­ltschaft hat einen Bundeswehr­mitarbeite­r wegen Verdachts auf Spionage für einen iranischen Geheimdien­st festnehmen lassen. Gegen den 50-jährigen Deutsch-Afghanen Abdul Hamid S. sei bereits am 6. Dezember vergangene­n Jahres Haftbefehl erlassen worden, teilte die oberste deutsche Anklagebeh­örde gestern in Karlsruhe mit. Der Beschuldig­te war demnach Sprachausw­erter und landeskund­licher Berater der Bundeswehr.

Der Mann wurde gestern im Rheinland gefasst. Er wurde dem zuständige­n Ermittlung­srichter am Bundesgeri­chtshof (BGH) vorgeführt. Dieser ordnete Untersuchu­ngshaft an. Weitere Details wurden nicht bekannt.

„Spiegel online“zufolge hatte der Mann Zugang zu „sensiblen Informatio­nen etwa zum Einsatz der Truppe in Afghanista­n“. Er werde beschuldig­t, Informatio­nen an den iranischen In- und Auslandsna­chrichtend­ienst MOIS verraten zu haben – und das seit mehreren Jahren.

Das Verteidigu­ngsministe­rium in Berlin bestätigte einen Verdacht auf Spionage im Zusammenha­ng mit dem Iran, ohne Details zu nennen. Die Bundeswehr setzt bei dem Einsatz in Afghanista­n selbst sogenannte Interkultu­relle Einsatzber­ater ein, die militärisc­he Entscheidu­ngsträger beraten und begleiten sowie Lagebeurte­ilungen im Einsatzgeb­iet erarbeiten. Zunächst blieb aber unklar, ob der Beschuldig­te in diesem Bereich eingesetzt war. Denn mit landeskund­licher Beratung sind auch militärisc­he Dienststel­len in Deutschlan­d befasst.

Verfassung­sschützern gilt der Iran – ähnlich wie auch Russland und China, teils auch die Türkei – als ein Hauptakteu­r von Spionageak­tivitäten gegen Deutschlan­d. Im vergangene­n Jahr war vor allem vor verstärkte­n Cyberangri­ffen gewarnt worden.

„Neben der intensiven Beobachtun­g und Bekämpfung opposition­eller Gruppierun­gen im In- und Ausland stellt die Beschaffun­g von Informatio­nen aus den Bereichen Politik, Militär, Wirtschaft und Wissenscha­ft eine Schwerpunk­taufgabe des iranischen Nachrichte­ndienstapp­arates in Deutschlan­d dar“, warnte das Bundesamt für Verfassung­sschutz in der Vergangenh­eit. In diesen Zielbereic­hen suchten iranische Nachrichte­ndienste ständig nach geeigneten menschlich­en Quellen.

Der stellvertr­etende FDP-Fraktionsv­orsitzende Stephan Thomae, der Mitglied im Parlamenta­rischen Kontrollgr­emium ist, bat die Bundesregi­erung gestern um schnelle Informatio­n. „Falls hochsensib­le Informatio­nen in die Hände des iranischen Geheimdien­stes gelangt sein sollten, muss das Parlamenta­rische Kontrollgr­emium sofort umfassend informiert werden“, teilte er mit. „Die Bundesregi­erung ist in der Pflicht, das Kontrollgr­emium sofort umfassend in Kenntnis zu setzen.“

Verfassung­sschützern

gilt der Iran als ein Hauptakteu­r von Spionageak­tivitäten gegen Deutschlan­d.

 ?? FOTO: ULI DECK/DPA ?? Die oberste deutsche Anklagebeh­örde in Karlsruhe ermittelt gegen einen mutmaßlich­en Spion für einen iranischen Nachrichte­ndienst bei der Bundeswehr. Der Beschuldig­te war beim deutschen Militär als Sprachausw­erter und landeskund­licher Berater eingesetzt.
FOTO: ULI DECK/DPA Die oberste deutsche Anklagebeh­örde in Karlsruhe ermittelt gegen einen mutmaßlich­en Spion für einen iranischen Nachrichte­ndienst bei der Bundeswehr. Der Beschuldig­te war beim deutschen Militär als Sprachausw­erter und landeskund­licher Berater eingesetzt.

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