Wie Deutschland 2018 gewirtschaftet hat
Die deutsche Wirtschaft ist nach einer vorläufigen Bilanz des Statistischen Bundesamtes auch 2018 gewachsen – und damit das neunte Jahre in Folge. Allerdings zeigt der Aufschwung deutliche Bremsspuren. Die Daten und Hintergründe veröffentlichte die Behörde am Dienstag in Berlin. Konjunktur: 2018 legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Prozent zu. In den beiden Jahren davor gab es allerdings ein deutlich größeres Plus von jeweils 2,2 Prozent. Manche Ökonomen hatten eine Rezession befürchtet, denn im dritten Quartal 2018 war die deutsche Wirtschaft um 0,2 Prozent geschrumpft. Experten sprechen von einer Rezession, 1 7 10 11 12 13 15 16 20 22 26 27 31 35 39 49 51 60 64 68 wenn das BIP zwei Quartale in Folge sinkt. Die Statistiker gehen aber nach vorläufigen Erkenntnissen für das letzte Quartal 2018 von einem „leichten Plus“aus. Genauere Angaben dazu gibt es Mitte Februar. Ursachen: Ein Wachstumstreiber war 2018 der Dienstleistungsbereich. Dagegen legte das Produzierende Gewerbe bei der Wertschöpfung nur um ein Prozent und damit unterdurchschnittlich zu. Die Ursachen dieser Abschwächung sehen die Statistiker zum Teil in Sondereffekten wie dem Produktionsrückgang in der Automobilindustrie, die wegen eines neuen Prüfverfahrens bei den Abgaswerten in Schwierigkeiten kam. Obendrein waren durch den trockenen Sommer die Transportkapazitäten bei der Binnenschifffahrt eingeschränkt. Finanzlage: Trotz der konjunkturellen Abschwächung schwimmt der Staat im Geld. 2018 erzielten Bund, Länder Gemeinden und Sozialversicherungen einen Rekordüberschuss von 59,2 Milliarden Euro. Das entspricht 1,7 Prozent des Bruttosozialprodukts. Zum fünften Mal in Folge überstiegen damit die Einnahmen die Ausgaben. Das lag auch am weiteren Rückgang der staatlichen Zinszahlungen. Für Kredite mussten 2018 nur noch 30,8 Milliarden Euro aufgebracht werden – drei Milliarden weniger als im Jahr davor.
Auch am Arbeitsmarkt ist von der geringeren Konjunkturdynamik noch nichts zu spüren. Mit 44,8 Millionen Erwerbstätigen gab es sogar einen neuen Beschäftigungsrekord in Deutschland. Das waren gut eine halbe Million mehr als 2017. Nach der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) lag Anteil der Erwerbslosen an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen 2018 in Deutschland im Schnitt bei nur noch 3,2 Prozent. Damit ist die Quote seit dem Höchststand im Jahr 2005 um mehr als zwei Drittel gesunken. Derweil stiegen die Einkommen spürbar an. So erhöhten sich die durchschnittlichen Löhne und Gehälter je Arbeitnehmer 2018 um 3,2 Prozent auf monatlich 2949 Euro brutto. Das entsprach im Schnitt 1948 Euro netto.
Risiken: Auch wenn die Autoindustrie und das Wetter künftig wieder besser mitspielen würden, die internationalen Probleme bleiben: Dem Handelsstreit zwischen den USA und China kann sich auch die deutsche Wirtschaft nicht entziehen. Genauso wenig wie den Unsicherheiten durch den Brexit. Die deutsche Exportwirtschaft bekommt das schon zu spüren. 2018 legten die Ausfuhren zwar weiter zu. Aber nicht mehr so stark wie in den Vorjahren.
Reaktionen: Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrieund Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben, sah in den statistischen Daten ein „Warnzeichen“für das laufende Jahr. Die deutschen Unternehmen agierten in einem schwierigen internationalen Umfeld. Allerdings rechnen Ökonomen damit, dass das Bruttoinlandsprodukt auch 2019 wachsen wird. Die Prognosen reichen bis zu einem Plus von 1,8 Prozent. Auch das Bundeswirtschaftsministerium bleibt optimistisch.