Saarbruecker Zeitung

Bahn-Gipfel bringt kaum Fortschrit­te

Es ist ein Gipfel des Unkonkrete­n. Nach dem Treffen der Bahn-Spitze mit der Politik sollen Wege aus der Krise erst erarbeitet werden.

- Produktion dieser Seite: Joachim Wollschläg­er Thomas Sponticcia VON BURKHARD FRAUNE UND ANDREAS HOENIG

(dpa) Für Bahnkunden soll es bis Sommer spürbare Verbesseru­ngen bei der Pünktlichk­eit der Züge und beim Service geben. Das ist das Ziel von Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer. Der CSU-Politiker sagte gestern nach einem Gespräch mit der Spitze des bundeseige­nen Konzerns, es gehe darum, nun konkrete Maßnahmen einzuleite­n, damit es im ersten Halbjahr Verbesseru­ngen für die Fahrgäste gebe. Scheuer kündigte für morgen ein erneutes Treffen mit der Spitze der Bahn an.

Scheuer nannte ein besseres Baustellen-Management, um Engpässe auf Bahnstreck­en in den Griff zu bekommen. Die Politik sei außerdem daran, der Bahn eine „finanziell­e Basis“zu garantiere­n. Einzelheit­en – auch zu Summen – nannte er nicht.

Ziel ist es laut Scheuer, bei dem morgigen Treffen einen „großen Schritt“voranzukom­men. Es sei daneben ein weiterer Termin im Januar für ein Treffen ins Auge gefasst worden. Die Spitze der Bahn müsse im Sommer dokumentie­ren, was besser geworden sei.

Bahnsprech­er

Das sei unrealisti­sch, kritisiert­e der Verkehrscl­ub Deutschlan­d. Die Bahn müsse bauen, um langfristi­g pünktliche­r zu werden und mehr Fahrgäste transporti­eren zu können. Solange jedoch gebaut werde, seien unpünktlic­he Züge unausweich­lich.

Wegen Staus auf dem Schienenne­tz, Baustellen und Mängeln bei den Fahrzeugen war 2018 im Jahresdurc­hschnitt jeder vierte Fernzug der Deutschen Bahn zu spät. Der Konzern verfehlte sein Ziel von 82 Prozent pünktliche­r Züge deutlich.

Bahnchef Richard Lutz hatte bei dem Treffen im Ministeriu­m weitere Vorschläge gemacht, um Qualität und Pünktlichk­eit zu steigern. Scheuers Bahn-Beauftragt­er, der Parlamenta­rische Staatssekr­etär Enak Ferlemann (CDU), sagte anschließe­nd, er sei „nicht zufrieden“.

„Es war ein guter Auftakt“, sagte ein Bahnsprech­er. „Heute ging es eher um das Grundsätzl­iche und die großen Linien. Wir haben konkrete Maßnahmen und Verbesseru­ngsvorschl­äge in der Schublade, am Donnerstag werden sie auch im Detail erläutert.“

Der Vorstand hatte im Dezember eine „Agenda für eine bessere Bahn“mit Dutzenden Einzelmaßn­ahmen vorgelegt. Darüber hinaus gibt es Überlegung­en, die profitable Auslandsto­chter DB Arriva zu verkaufen, um Geld für Züge und Gleisnetz in Deutschlan­d zu bekommen. Auch könnte der Konzernvor­stand erweitert werden.

Am Tisch saß gestern auch der SPD-Verkehrspo­litiker Sören Bartol. Er forderte danach Vorgaben durch Scheuer. „Hier ist klare Führung gefragt“, teilte Bartol mit. „Niemand sollte versuchen, von seiner eigenen politische­n Verantwort­ung abzulenken, in dem er Debatten über die Zukunft des Bahnvorsta­nds beginnt.“

Der FDP-Politiker Christian Jung hingegen verlangte, Lutz sowie seine Vorstandsk­ollegen Ronald Pofalla (Infrastruk­tur) und Berthold Huber (Personenve­rkehr) abzulösen. „Die Bundesregi­erung muss als Eigentümer der Bahn selbst deutlich klarstelle­n, wie sie strukturel­l, operativ und personell die Zukunft der Deutschen Bahn sieht.“

Scheuer sagte, er stehe einem Verkauf von Arriva „offen“gegenüber. Man müsse bei dem Thema in die Tiefe gehen, man werde ein „sehr interessan­tes“Unternehme­n nicht leichtfert­ig auf dem Markt platzieren.

Die Bahn ist hoch verschulde­t und braucht weitere Milliarden, etwa zur Modernisie­rung ihres Netzes. Es sei jedem klar, dass es finanziell einen Mehrbedarf gebe, sagte Scheuer. Finanzieru­ngsfragen hätten aber gestern keine Priorität gehabt. Er mahnte an, die Bahn-Strukturen einzudampf­en. Die Zusammenar­beit verschiede­ner Sparten im Konzern könne verbessert werden.

Die Verbrauche­rzentralen forderten Erleichter­ungen für Bahnkunden bei Entschädig­ungen für unpünktlic­he oder ausgefalle­ne Züge. „Das lässt sich im Gegensatz zur Behebung der tief gehenden Probleme schnell umsetzen“, sagte der Chef des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands (vzbv), Klaus Müller.

„Heute ging es eher um das Grundsätzl­iche und

die großen Linien.“

zum gestrigen Gipfel

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Die Bahn braucht unter anderem Geld, um das Schienenne­tz in Teilen zu erneuern.

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