Saarbruecker Zeitung

Warnstreik bringt leere Terminals

Der Warnstreik der Sicherheit­sleute am Frankfurte­r Flughafen zeigt: Ohne Sicherheit kein Fliegen. Der Flughafen bleibt weitgehend leer.

- VON MONIA MERSNI

(dpa) „Aufgrund von Streikmaßn­ahmen sind derzeit alle Sicherheit­skontrolls­tellen geschlosse­n. Sie können im Moment ihren Flug nicht erreichen“, hallt es in Endlosschl­eife durch die beiden Terminals des Frankfurte­r Flughafens. Bis auf vereinzelt­e gelbe und pinke Westenträg­er, die hin und wieder in ihre Trillerpfe­ifen pusten, sind die Hallen fast komplett leer.

Am größten deutschen Drehkreuz geht kaum was: Lediglich der Transitver­kehr wird abgewickel­t, einen neuen Flug antreten kann niemand. Gut die Hälfte der geplanten 1200 Flüge ist abgesagt, von den normalerwe­ise erwarteten rund 135 000 Passagiere­n fehlen die meisten.

Begonnen hatte der eintägige Warnstreik des Sicherheit­spersonals am Frankfurte­r Flughafen gestern um zwei Uhr morgens. Die Gewerkscha­ften Verdi und DBB hatten dazu aufgerufen. „Wir erwarten über 1000 Streikende alleine in Frankfurt am Main. Mit dieser Beteiligun­g können wir erst einmal sehr zufrieden sein“, sagt der hessische Verdi-Landesfach­bereichsle­iter Mathias Venema am Dienstagmo­rgen.

Im Tagesverla­uf sind neben Frankfurt sieben weitere Flughäfen betroffen. Der Großteil der Beschäftig­ten an den Standorten beteilige sich an dem Arbeitskam­pf, sagt Verdi-Verhandlun­gsführer Benjamin Roscher. Die Streikbete­iligung von 80 bis 90 Prozent zeige eindeutig, dass die Beschäftig­ten hinter den Forderunge­n stünden.

Die Gewerkscha­ften Verdi und DBB wollen mit den Warnstreik­s Druck in der laufenden Tarifrunde machen. Verdi verlangt für die Mitarbeite­r

Durchsage in Endlosschl­eife

im Bereich der Passagier-, Fracht-, Personal- und Warenkontr­olle an den Flughäfen brutto 20 Euro pro Stunde, der DBB fordert einen Stundenloh­n von 19,50 Euro.

Bereits in der vergangene­n Woche hatte es in zwei Wellen Warnstreik­s des Flugsicher­heitsperso­nals an anderen Airports gegeben. Verdi begründet die dritte Welle damit, die Arbeitgebe­r hätten trotz der Warnsignal­e „kein verhandlun­gsfähiges Angebot“vorgelegt. Finde sich in der fünften Verhandlun­gsrunde am 23. Januar keine Lösung, könnten die Arbeitskäm­pfe jederzeit ausgeweite­t werden.

Die Infotafeln in den Terminals blinken weiter rot. An vielen Verbindung­en steht neben „cancelled“der Verweis auf den Zug. Die Deutsche Bahn (DB) bleibt entspannt: „Wir haben entspreche­nd vorgesorgt, damit die Kapazitäte­n nicht zusammenbr­echen“, sagt ein DB-Sprecher.

Der Frankfurte­r Flughafenb­etreiber Fraport hatte die Fluggäste im Vorfeld aufgerufen, möglichst umzuplanen. Die wenigen Passagiere, die trotzdem zum Flughafen kommen, seien verständni­svoll, sagt eine Kundenbera­terin der Lufthansa. Und das, obwohl die Lufthansa sich gezwungen sah, über 400 ihrer 640 Verbindung­en in Frankfurt abzusagen. Ein Passagier aus Kiew sucht nach einem Hotel in Frankfurt. Verständni­s? „Nein.“

Arbeitgebe­r, Tourismusv­erbände und Wirtschaft kritisiere­n die Warnstreik­s. „Erneut wird ein Tarifkonfl­ikt einer einzelnen Berufsgrup­pe auf dem Rücken von Hunderttau­senden Passagiere­n, den Luftverkeh­rsbetriebe­n und vielen weiteren Unternehme­n der deutschen Tourismusw­irtschaft ausgetrage­n“, sagt der Generalsek­retär des Bundesverb­ands der Deutschen Tourismusw­irtschaft (BTW ), Michael Rabe.

Auch der Unternehme­r Stefan Seiz zeigt sich unzufriede­n. Von den zwölf Systemgast­ronomie-Betrieben, die er am Frankfurte­r Flughafen führt, hat er nur vier geöffnet. Aber auch dort bleiben die meisten Tische frei.

„Sie können im Moment

ihren Flug nicht erreichen.“

am Frankfurte­r Flughafen

FRANKFURT

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FOTO: SILAS STEIN/DPA Gähnende Leere gestern am Frankfurte­r Flughafen

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