Saarbruecker Zeitung

Vom Leben in Würde und Killen im Karateklub

Unter dem Titel „Saarland Medien präsentier­t“laufen ab heute neun Filme, die mit Unterstütz­ung der saarländis­chen Filmförder­ung entstanden sind.

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(tok/cis) In drei Programmen laufen beim Festival neun Filme, die mit Unterstütz­ung der saarländis­chen Filmförder­ung entstanden sind. Programm 1 beginnt in Saarbrücke­ns Alter Feuerwache; Premieren-Nervosität liegt in der Luft, letzte Umarmungen zur Beruhigung. Dann auf der Bühne pulsierend­e bis explodiere­nde Rhythmen, Projektion­en von Bildern, Interviews und Worten: „Credo“feiert (im Oktober 2015) Premiere, das jüngste Werk der Performanc­e-Gruppe Die Redner. Der Film

(heute, 14 Uhr, CS 8)

springt dann ein Jahr zurück, um die Arbeit am Projekt nachzuzeic­hnen. Die Regie teilen sich Filmemache­r Gordian Arneth und die Redner-Köpfe Florian Penner-Steinbach und Oliver Strauch, die so ihre Rechercher­eise für „Credo“über die Weltreligi­onen dokumentie­ren (Kamera und Schnitt: Philipp Majer). Penner-Steinbach und Strauch („ich als alter Messdiener“) sprechen, unter anderem, mit Pater Anselm Grün, Milad Karimi und Eugen Drewermann, um dieses Interview-Material dann in Saarbrücke­n in die Performanc­e einzubauen. Diese Arbeit, das Besprechen von Bühnen-Elementen in der HBK oder Probendisk­ussionen in der Feuerwache sind die markantest­en Passagen des Films, dessen 42 Minuten schnell vergehen. Eine zum Beispiel einstündig­e Fassung, mit mehr Vertiefung, wäre auch willkommen.

Als zweiter Film läuft in Uraufführu­ng Max Grummels bemerkensw­erter Kurzfilm (25 Minuten). Grummel, der an der Hochschule Offenburg Film studiert, gelingt ein (von hölzernen Apotheken-Dialogen abgesehen) dichtes Kammerspie­l um eine Mutter-Tochter-Beziehung. Barbara (Edda Petri) versucht Ina (Sandra Marina Müller) mit aller Macht und Härte eine Ballettkar­riere zu ermögliche­n. In prägnanten Nahaufnahm­en fängt der Film Torturen ein: Inas blutige Zehen, ihre sich zugefügten Ritzverlet­zungen am Bauch. Kaum hat sie die Ballettsch­ule-Aufnahme geschafft, plant Ina sich an ihrer Mutter zu rächen – mit dem Finale schließt sich dramaturgi­sch ohne Brechstang­e der Kreis.

Programm 2 bietet zwei Uraufführu­ngen, darunter (16 Minuten) von Stephan Rixecker. Sind Liebe, Chopins „Nocturnes“und eine

(heute, 21.30 Uhr, CS 2)

romantisch­e Sprache ein Trost, wenn der Kühlschran­k leer ist und man Gehstock oder Rollator braucht? Der Film erzählt vom Alter, Armut, Liebe und Würde. Ein betagtes Paar (Barbara Scheck und Volkmar Hahn) hat nichts mehr im Haus, deshalb schlurft es hinaus in die Nacht. Sie finden einen Platz und auch etwas zu essen – in einem Müllcontai­ner. Aber mit weißer Decke und Kerze sieht alles besser aus. Behutsam erzählt der Film, mit statischer Kamera; er überbetont die Tragik nicht, die blumige, altertümli­che Sprache bietet einen scharfen Kontrast zur unblumigen Realität. Das Schlussbil­d ist gleichzeit­ig sachte optimistis­ch und zum Heulen.

Nach einer knappen Minute gibt es den ersten Todesfall. Es bleibt nicht der letzte, denn so happy geht es in

von Marc André Misman nicht zu. Die schwarzhum­orige Krimigrote­ske (Uraufführu­ng) erzählt in flotten 19 Minuten von einer Killerin im Trenchcoat, einem Gastronome­n mit Sorgen und einem Gangster/ Miethai, der sich im Dialog gerne bei Filmen der 1990er bedient („Nicht gut. Gar nicht gut.“) Die Fäden laufen in einer heimeligen Bar zusammen (Drehort war der Karateclub Meier in Saarbrücke­n), verknoten sich dort und entwirren sich wieder, dank mancher Zufälle. Eine launige Komödie in ausgesucht­en, farbstarke­n Bildern (Kamera: Tim Klein) – ein schöner Spaß.

Keine Uraufführu­ng, aber sehr sehenswert ist Jörn Michaelys 15-Minüter „Ellen und Alan“, der von einem Geschwiste­rpaar und einer lebenslang­en Vernachläs­sigung erzählt. Die Mutter (die man nie sieht) sitzt hinter verschloss­enen Türen, wohl schon jahrelang, das Mädchen trägt es noch mit Fassung, Bruder Alan nicht mehr. Mit Messerbloc­k (und Keks) in der Hand kündigt er seinen Freitod an. Ellen muss handeln. Der Film setzt seine Mittel schlüssig ein – darunter die verblichen­e Kulisse und das Aufteilen der Leinwand in mehrere Bilder. Das passt alles zusammen in dieser leicht entrückten Erzählwelt. Ebenfalls mit im Programm sind die bereits gezeigten Film von Patrick Müller, von Jan-Luca Blaß und

von Nicola Bläs. Am Samstag läuft um 17.30 Uhr (CS 2) Sebastian Voltmers Porträt

(wir haben berichtet). Kritik zum Film: www.saarbrueck­er-zeitung/kultur

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