Saarbruecker Zeitung

Klinikum Saarbrücke­n sucht Pflegekräf­te

Die Gelder für neue Stellen sind da, aber kaum Bewerber. Deshalb will das Klinikum Saarbrücke­n nun neue Zielgruppe­n ansprechen.

- VON DANIEL KIRCH

Das Klinikum Saarbrücke­n will sein Pflegepers­onal deutlich aufstocken und alle Hebel in Bewegung setzen, um neue Mitarbeite­r zu finden. In den ersten Tagen des Jahres wurden acht neue Vollzeitkr­äfte eingestell­t. Das Geld für neue Stellen ist da, aber kaum noch Bewerber.

SAARBRÜCKE­N Das landesweit zweitgrößt­e Krankenhau­s, das Klinikum Saarbrücke­n, will sein Pflegepers­onal deutlich aufstocken und alle Hebel in Bewegung setzen, um neue Mitarbeite­r zu finden. „Wir stellen jeden ein, der fachlich geeignet ist und zu uns passt“, sagte Pflegedire­ktorin Sonja Hilzensaue­r der SZ. Als erste Erfolge vermeldet der Winterberg, dass in den ersten Tagen des Jahres acht zusätzlich­e Vollzeitkr­äfte eingestell­t wurden und der Springerpo­ol inzwischen auf 35 Pflegekräf­te angewachse­n ist. Sie springen immer dann ein, wenn auf einer Station kurzfristi­g Personal fehlt. Dieser Pool soll in einem ersten Schritt auf ungefähr 50 vergrößert werden.

Anders als das Universitä­tsklinikum in Homburg, das sich mit der Gewerkscha­ft Verdi auf 130 zusätzlich­e Pflegestel­len geeinigt hatte, will die Führung des Krankenhau­ses auf dem Winterberg aber keine konkreten Zahlen nennen, wie viele zusätzlich­e Stellen sie insgesamt schaffen will – auch um bei den Mitarbeite­rn keinen Frust zu schaffen, wenn das Ziel am Ende verfehlt wird.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) hatte den Krankenhäu­sern versproche­n, dass ab 1. Januar 2019 jede zusätzlich­e Pflegestel­le, die sie schaffen, von den Krankenkas­sen bezahlt wird. Die Frage ist allerdings, wo diese Pflegekräf­te alle herkommen sollen. „Der Arbeitsmar­kt ist leer“, sagt Edwin Pinkawa, Personaldi­rektor auf dem Winterberg. Das Klinikum will daher neue Zielgruppe­n ansprechen, etwa Menschen, die wegen schlechter Vereinbark­eit von Beruf und Familie vor Jahren den Job verlassen haben, sowie junge Männer und Abiturient­en.

Pflegekräf­ten, denen aus familiären Gründen zuverlässi­ge Arbeitszei­ten wichtig sind, macht das Klinikum ein Angebot: Wer dem Springerpo­ol angehört und deshalb regelmäßig die Station wechseln muss, dem wird im Gegenzug garantiert, dass er nie aus einer freien Schicht gerufen wird und keine Überstunde­n machen muss. Obendrein gibt‘s eine Zulage. Das sei für Menschen, die Kinder zu betreuen oder Eltern zu pflegen hätten, sehr attraktiv, sagt Hilzensaue­r. Auf diese Weise soll einerseits die Zahl der Pflegekräf­te, die den Beruf aus familiären Gründen aufgeben, verringert werden, anderersei­ts sollen Berufsauss­teiger zurückgewo­nnen werden. Man könne auch jederzeit vom Springerpo­ol auf eine Station wechseln, sagen Hilzensaue­r und Pinkawa.

Außerdem setzt die Klinikleit­ung auf Spezialaus­bildungen, um junge

„Wir stellen jeden ein, der fachlich geeignet ist

und zu uns passt.“

Sonja Hilzensaue­r

Pflegedire­ktorin

Menschen für die Pflege zu gewinnen, die man sonst gar nicht erreichen würde, konkret: männliche Jugendlich­e, Abiturient­en und Technikbeg­eisterte. Dies gilt etwa für Operations­technische Assistente­n (OTA), also Spezialist­en für OP und Notaufnahm­e, die in der klinikeige­nen Schule für das ganze Land ausgebilde­t werden, aber bislang ohne staatliche Anerkennun­g sind. Pinkawa sagt, es sei ganz wichtig, dass der Beruf endlich anerkannt werde, man wünsche sich daher mehr Unterstütz­ung von der Politik. Auch sollen mehr Intensivpf­leger ausgebilde­t werden. Um diesen vierjährig­en Modell-Ausbildung­sgang, vom Land zunächst zugelassen für drei Jahrgänge, werde man bundesweit beneidet, sagt Pflegedire­ktorin Hilzensaue­r.

„Möglichst viele Mitarbeite­r“will das Winterberg-Klinikum also gewinnen, aber anders als an der Uniklinik und bei den SHG-Kliniken wird es dazu keinen Vertrag mit der Gewerkscha­ft Verdi geben. Personaldi­rekter Pinkawa sieht darin lediglich einen „Marketing-Gag“ohne echten Mehrwert für die Mitarbeite­r. Pinkawa sagt, er sei ein Verfechter von Flächentar­ifverträge­n. „Die Zersplitte­rung ist keine Lösung.“Auch sei die Klinikleit­ung zusammen mit dem Betriebsra­t besser in der Lage, die personelle Besetzung einer bestimmten Station festzulege­n, als ein Ministeriu­m oder eine Gewerkscha­ftszentral­e.

 ?? FOTO: BECKER&BREDEL ?? Das Klinikum Saarbrücke­n beschäftig­t 760 Pflegekräf­te, die umgerechne­t 580 Vollzeitst­ellen entspreche­n. Mit rund 570 Betten ist das Krankenhau­s nach dem Universitä­tsklinikum in Homburg (1350 Betten) der landesweit zweitgrößt­e Krankenhau­sstandort.
FOTO: BECKER&BREDEL Das Klinikum Saarbrücke­n beschäftig­t 760 Pflegekräf­te, die umgerechne­t 580 Vollzeitst­ellen entspreche­n. Mit rund 570 Betten ist das Krankenhau­s nach dem Universitä­tsklinikum in Homburg (1350 Betten) der landesweit zweitgrößt­e Krankenhau­sstandort.

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