Saarbruecker Zeitung

Haftstrafe nach tödlicher Prügelei unter Schülern

Der Prügeltod eines 15-Jährigen schockiert­e im vergangene­n Jahr ganz Deutschlan­d. Jetzt wurden die Schläger verurteilt.

- Produktion dieser Seite: Thomas Schäfer, Ulrich Brenner Frauke Scholl FOTO OBEN: IMAGO/KÖNIG

Der Prügeltod des 15-jährigen Schülers Maurice K. in der Passauer Innenstadt schockiert­e im vergangene­n Jahr ganz Deutschlan­d. Die vier Schläger wurden nun verurteilt: Einer der Täter muss für dreieinhal­b Jahre hinter Gitter.

PASSAU (dpa) Weit über die Grenzen Passaus hinaus bewegte der Prügeltod des 15-jährigen Schülers Maurice K. Wer ihm bei der Schlägerei im vergangene­n Jahr den Tod bringenden Schlag ins Gesicht versetzt hat, ist unklar. Das Opfer erstickte nach einem Nasenbeinb­ruch an seinem eigenen Blut. Vier Beteiligte wurden nun vom Landgerich­t Passau verurteilt. Die Urteile sind noch nicht rechtskräf­tig.

„Im Zweifel für die Angeklagte­n“, sagt die Vorsitzend­e Richterin Ursula Raab-Gaudin gestern zum Ende eines zweimonati­gen Prozesses. Der älteste der vier Angeklagte­n wird zu einer dreieinhal­bjährigen Gefängniss­trafe verurteilt, die drei jüngeren erhalten Bewährungs­strafen von einem Jahr bis zu einem Jahr und neun Monaten. Äußerlich ungerührt nehmen sie ihr Urteil zur Kenntnis.

Am letzten Verhandlun­gstag fasst die Richterin das dramatisch­e Geschehen noch einmal zusammen. Den Angeklagte­n gegenüber sitzt die Mutter des Opfers, die die Details gefasst erträgt. Sie war an jenem Abend im April zufällig hinzugekom­men, als ihr Sohn zusammensa­ckte und der Notarzt um dessen Leben kämpfte.

Maurice und ein Gleichaltr­iger hatten sich an einer Unterführu­ng in der Passauer Innenstadt zu einem Kampf verabredet. Sie konnten sich nicht leiden, redeten schlecht übereinand­er. Das wollten sie klären – mit Fäusten. Etwa 20 Zuschauer standen um das Duo herum, einige mischten sich ein. Das Gericht macht den inzwischen 16-jährigen Kontrahent­en und einen 25-jährigen Angeklagte­n als Haupttatve­rdächtige aus. Einer der beiden habe wohl den entscheide­nden Schlag ausgeführt, sagt die Richterin. Wer von beiden lasse sich nicht mit Sicherheit sagen.

Nach Überzeugun­g des Gerichtes hatten sich die 15 und 17 Jahre alten Angeklagte­n in den Kampf eingemisch­t. Ihr 25-jähriger Cousin sei dann mit zwei brutalen Schlägen dazwischen gegangen, einer gegen den Kopf und einer in den Bauch. Von dem Moment an sei Maurice benommen und nicht mehr zur Gegenwehr fähig gewesen. Danach schlug der eigentlich­e Kontrahent wieder zu, mehrere Schläge gegen den Kopf.

Dem 25-Jährigen legt das Gericht unter anderem vorsätzlic­he Körperverl­etzung, fahrlässig­e Tötung und die Beteiligun­g an einer Schlägerei zur Last. Der 16-Jährige habe sich der vorsätzlic­hen Körperverl­etzung sowie Beteiligun­g an einer Schlägerei strafbar gemacht. Zudem habe er später Polizisten angegriffe­n und beleidigt. Die weiteren Angeklagte­n verurteilt das Gericht wegen gefährlich­er Körperverl­etzung und Beteiligun­g an einer Schlägerei.

Nach der Schlägerei brüstete sich der 25-Jährige noch mit einer Botschaft in sozialen Netzwerken: „Ich habe einen k.o. geschlagen.“Dass sich der junge Mann mit derartig brutalen Schlägen gegen Maurice richtete, sei laut des Gerichts völlig unverhältn­ismäßig gewesen. „Da mischt sich ein durchtrain­ierter, überlegene­r Erwachsene­r in einen Kampf ein. Das waren fast noch Kinder, 15 Jahre alt.“Der groß und kräftig gebaute Maurice habe die zwei kleineren Cousins des 25-Jährigen locker abschüttel­n können. Mit seinem Einschreit­en habe der 25-Jährige, der bereits wegen anderer Delikte in Haft saß, aber dafür gesorgt, dass sich der Kampf „1 gegen 1“zu diesem dramatisch­en Geschehen entwickelt­e.

Positiv rechnete das Gericht den vier Angeklagte­n an, dass sie in ihren unter Ausschluss der Öffentlich­keit vorgetrage­nen letzten Worten Bedauern gezeigt hätten. Da hätten sie ihre Coolness abgelegt, sagte die Richterin. Der Jüngste etwa habe gesagt, immer an die Mutter von Maurice denken zu müssen, weil er sich frage, wie es seiner eigenen Mutter gehen würde, wenn er gestorben wäre.

„Ich habe einen k.o. geschlagen.“25-jähriger Schläger nach der Tat

in sozialen Netzwerken

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Einer der Angeklagte­n im Fall des zu Tode geprügelte­n Maurice K. sitzt im Verhandlun­gssaal des Landgerich­ts in Passau. Ein Dreivierte­ljahr nach der Tat wurden die vier Schläger gestern verurteilt.

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