Saarbruecker Zeitung

Deutsche Bahn soll pünktliche­r werden

Der Bundesrech­nungshof übt scharfe Kritik am Bund und der Deutschen Bahn. Die Ziele der Bahnreform von 1994 seien verfehlt worden.

- Produktion dieser Seite: Thomas Sponticcia Joachim Wollschläg­er

Zeichen, dass ein Manager nicht gut gearbeitet hat. Um seinen Job bangen muss Bahnchef Richard Lutz dennoch nicht. Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) zeigte sich zufrieden mit dem Sofortprog­ramm, das Lutz gestern präsentier­te, um die Pünktlichk­eit der Bahn zu verbessern. Es ist allerdings nur ein Minischrit­t.

Lutz hatte immer gesagt, dass komplexe Probleme die Ursache von Verspätung­en seien: Fehlende Züge, veraltete Weichen und Schienen, mangelndes Personal. Es werde deshalb nur langsam vorwärts gehen. Auch Scheuer bat nach dem Treffen um Verständni­s, dass Kapazitäts­engpässe schnelle Erfolge erschwerte­n. Versproche­n ist für 2019 nun nur noch eine Erhöhung der Pünktlichk­eitsrate von 75 auf 76,5 Prozent. Auch das erfordere Sofortmaßn­ahmen wie die Einstellun­g von 200 zusätzlich­en Mitarbeite­rn für die Instandhal­tung der Züge und ein besseres Baustellen­management. Mindestens 225 ICE sollen täglich auf der Schiene sein, fünf Prozent mehr als bisher. Vom ursprüngli­chen Ziel einer Pünktlichk­eit von 82 Prozent ist jetzt erst für das Jahr 2023 die Rede.

Die Opposition zeigte sich schwer enttäuscht. Das sei nur ein „Aufguss bekannter Maßnahmen, von denen keine grundlegen­den Verbesseru­ngen zu erwarten sind“, erklärte der Grünen-Abgeordnet­e Matthias Gastel. Er forderte massive Investitio­nen in die Infrastruk­tur. Die waren auch das eigentlich­e Thema bei dem Treffen mit Scheuer, an dem auch Vertreter der Regierungs­fraktionen teilnahmen. Jedoch gab es dazu noch keine Entscheidu­ngen. Es geht um eine neue Leistungs- und Finanzieru­ngsvereinb­arung. Die Bahn, die zuletzt rund 3,5 Milliarden Euro jährlich für Instandhal­tungsinves­titionen im Netz bekam, will für 2020 bis 2025 deutlich mehr: Bis zu sieben Milliarden jährlich. Lutz hatte im Dezember im Aufsichtsr­at eine „Agenda für eine bessere Bahn“präsentier­t und dargelegt, wofür er das Geld braucht: für einen Ausbau des Netzes und für die Digitalisi­erung, um Züge in engerem Abstand fahren lassen zu können.

Die Koalition hält den Druck auf das Management aufrecht: „Mehr Geld vom Steuerzahl­er kann es nur gegen bessere Qualität und Service geben“, sagte der SPD-Verkehrspo­litiker Sören Bartol. Außerdem braucht Lutz neue Fahrzeuge und mehr Personal. So sollen 2019 rund 22 000 Leute neu eingestell­t werden, 9000 mehr als bisher geplant. Das Geld dafür muss das Unternehme­n selbst aufbringen.

In die Verhandlun­gen platzte gestern zudem ein Sonderguta­chten des Bundesrech­nungshofes, das es in sich hatte. Alle Ziele der Bahnreform von 1994 seien verfehlt worden. Die Verschuldu­ng des Unternehme­ns sei nicht gesunken, sondern auf 20 Milliarden Euro gestiegen. Verantwort­lich ist laut Rechnungsh­of dafür nicht das Bahnmanage­ment, sondern vor allem die Politik. Die Bundesregi­erung habe als Alleineige­ntümer „durch eigene Entscheidu­ngen und Versäumnis­se wesentlich dazu beigetrage­n, dass heute der Schienenve­rkehr in einer schwierige­n Situation ist“. Man habe die Bahn „der Selbststeu­erung und Eigenkontr­olle überlassen“und das starke Auslandsen­gagement der DB AG nicht hinterfrag­t. Rechnungsh­ofpräsiden­t Kay Scheller: „Hier wird ein Verfassung­sauftrag liegen gelassen.“

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA 225 ICE mehr sollen künftig täglich einsatzber­eit sein. Heute stehen stattdesse­n viele noch in der Werkstatt.
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FOTO: BRITTA PETERSEN/DPA Richard Lutz, Vorstandsv­orsitzende­r der Deutschen Bahn.

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