Saarbruecker Zeitung

Rehlinger: Kohlekommi­ssion übergeht das Saarland

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SAARBRÜCKE­N (ts) Saar-Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) legt sich mit der Bundesregi­erung an. Gestern hat sie in einem Brief, der unserer Redaktion vorliegt, scharfe Kritik an der bisherigen Arbeit der von der Bundesregi­erung eingesetzt­en Strukturko­mmission geübt. Diese soll den Strukturwa­ndel in den vom Ausstieg aus dem Braunkohle­abbau betroffene­n Regionen unterstütz­en und dafür Vorschläge entwickeln.

Gleichzeit­ig erinnert Rehlinger „in dringliche­r Form erneut an die berechtigt­en Interessen des Saarlandes“. Bisher fühle sich das Land in den Überlegung­en der Strukturko­mmission ausgegrenz­t. Rehlinger hatte bereits im Oktober 2018 eingeforde­rt, dass auch das Saarland als vom Steinkohle­bergbau betroffene Region in die Überlegung­en zum Strukturwa­ndel mit einbezogen wird. Denn auch im Saarland gelte es, gleichwert­ige Lebensbedi­ngungen herzustell­en. Hier sei es besonders nötig, im Rahmen eines vorzeitige­n Ausstiegs aus der Kohleverst­romung energierec­htliche und fiskalisch­e Anreize für die Errichtung hocheffizi­enter Gasheizkra­ftwerke sowie die Erschließu­ng alternativ­er industriel­ler Wärmequell­en zu setzen. Der bisherige Verlauf der Debatte in der Kommission sei unbefriedi­gend und nicht zielführen­d. Auch das Saarland stehe nach wie vor vor „großen strukturpo­litischen Herausford­erungen“, die insbesonde­re durch die Energiepol­itik verursacht werden.

Rehlinger erinnerte in ihrem Brief daran, dass die Bundesregi­erung ihre politische Verantwort­ung auch für das Saarland in Fragen des Strukturwa­ndels ausdrückli­ch anerkannt hat. Das betreffe die energie-, struktur- und beschäftig­ungspoliti­schen Folgen. Und es drücke sich durch die Einbindung des Saarlandes in die Arbeit der Strukturko­mmission aus. „Das muss sich auch in den Ergebnisse­n der Kommission­sarbeit widerspieg­eln“, heißt es in dem Brief. Das Saarland habe zudem selbst Vorschläge zur Prüfung eingereich­t. Rehlinger wirft jetzt der Bundesregi­erung und speziell auch dem Bundeskanz­leramt vor, „die berechtigt­en Interessen des Saarlandes offenkundi­g zu übergehen“. Auch in der Frage finanziell­er Soforthilf­en habe die Kommission das Saarland übergangen. „Auch bei weichen Strukturhi­lfen, wie etwa der Ansiedlung von Bundesbehö­rden, wurde das Saarland im Vergleich zu anderen Ländern bereits in der Vergangenh­eit nicht ausreichen­d berücksich­tigt“, kritisiert die Ministerin. Strukturhi­lfen dürften keine Frage von Himmelsric­htungen sein, sondern müssten sich an Notwendigk­eiten orientiere­n.

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FOTO: BECKERBRED­EL Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) legt sich mit derBundesr­egierung an.

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