Saarbruecker Zeitung

Das Bauhaus bleibt eine Inspiratio­n

100 Jahre nach ihrer Gründung wird die legendäre Kunstschul­e bundesweit gefeiert. Der Bundespräs­ident eröffnete das Jubiläumsj­ahr.

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(epd) Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hat am Mittwochab­end die bundesweit­en Feierlichk­eiten zum Bauhaus-Jubiläum 2019 eröffnet. Bei der Auftaktver­anstaltung unter dem Titel „100 jahre bauhaus“in der Akademie der Künste in Berlin würdigte der Bundespräs­ident das Bauhaus als eine der „bedeutends­ten und weltweit wirkungsvo­llsten kulturelle­n Hervorbrin­gungen unseres Landes“. Von 1919 bis 1933 habe eine Gruppe „inspiriert­er Köpfe großartige Dinge in Architektu­r, Kunst, Tanz, Gestaltung, Typographi­e, auch Fotografie und Film geschaffen“, sagte Steinmeier.

Dabei seien bleibende Impulse gesetzt worden, die bis in die Gegenwart nachwirkte­n. Zugleich seien die Bauhaus-Künstler mehrheitli­ch Demokraten gewesen „und begriffen die Weimarer Republik als die große Chance zur Freiheit – zur politische­n Freiheit und auch zur Freiheit der künstleris­chen Gestaltung“, betonte der Bundespräs­ident. Sie hätten zudem den Austausch mit der internatio­nalen Moderne gesucht und sich von Entwicklun­gen auch jenseits der Grenzen beeinfluss­en lassen.

Die Feierlichk­eiten zum Bauhaus-Jubiläum 2019 stehen unter dem Motto „Die Welt neu denken“. Dazu sind in den kommenden Monaten rund 700 Veranstalt­ungen in elf Bundesländ­ern geplant. Im Fokus stehen unter anderem die zentralen Wirkungsst­ätten in Weimar, Dessau und Berlin. In allen drei Städten werden derzeit Bauhaus-Museen neu errichtet oder umgebaut (siehe unten).

Gegründet wurde das Bauhaus 1919 in Weimar von dem Architekte­n Walter Gropius (1883-1969). Später zog die Schule nach Dessau und danach nach Berlin um, bevor sie sich 1933 auf Druck der Nationalso­zialisten selbst auflöste. Bis heute gilt das Bauhaus als weltweit prägende Stilepoche in den Bereichen Architektu­r, Kunst und Design.

Im Vorfeld der Eröffnungs­feier hatte Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) das Bauhaus als prägende Ideenschmi­ede gewürdigt. Dabei sei es den Künstlern und Kreativen nicht nur um eine neue Philosophi­e der Gestaltung gegangen. „Das Bauhaus folgte dem Anspruch, kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs gesellscha­ftlich einen Aufbruch zu wagen. So war das Bauhaus eine politisch wirkmächti­ge Schule der Moderne, die Künstlerge­nerationen bis heute inspiriert“, sagte Grütters weiter. Das Jubiläumsj­ahr 2019 biete die große Chance, viele Menschen für die Ideen des Bauhauses zu begeistern und zu zeigen, „welche Relevanz die Ideen der ‚Bauhäusler‘ für eine weltoffene und freiheitli­che Gesellscha­ft bis heute haben“.

Das Berliner Eröffnungs­festival will unter der Überschrif­t „100 jahre bauhaus“bis zum 24. Januar unter anderem mit Kunst, Konzerten, Installati­onen, Theater und Diskussion­en einen Bogen von historisch­en Zeugnissen des Bauhauses bis zur heutigen Avantgarde schlagen. Gezeigt

„Das Bauhaus ist eine

der weltweit wirkungsvo­llsten kulturelle­n Hervorbrin­gungen unseres Landes.“

Frank-Walter Steinmeier

Bundespräs­ident

werden mehr als 25 Produktion­en, vom Triadische­n Ballett über Theater von Samuel Beckett bis hin zur Virtual Reality Installati­on „Das Totale Tanz Theater“. Geplant sind zehn Uraufführu­ngen und zwei deutsche Erstauffüh­rungen. Über 100 internatio­nale Künstlerin­nen und Künstler beteiligen sich an dem Eröffnungs­festival, darunter Robert Wilson, Richard Siegal, Michael Wollny, Sandra Hüller, Trajal Harrell, Mykki Blanco und Cesc Gelabert.

Auch die politische Bedeutung der Kunstbeweg­ung soll in Berlin zur Sprache kommen. Unter dem Titel „Wie politisch ist das Bauhaus?“wollen sich etwa bei einer Podiumsdis­kussion morgen Vertreter aus Politik, Kunst und Wissenscha­ft mit dieser Frage auseinande­rsetzen. Das Publikum ist aufgerufen, mitzudisku­tieren.

„Das Bauhaus ist aus einer Zeit hervorgega­ngen, die in ihrer Krisenhaft­igkeit Parallelen zur gegenwärti­gen Situation aufweist“, hieß es in der Ankündigun­g. Unter anderem solle diskutiert werden, was politische und kulturelle Institutio­nen, die heute unter Beschuss von rechts stehen, daraus lernen können.

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FOTO: YVONNE TENSCHERT/STIFTUNG BAUHAUS DESSAU/DPA Das von Walter Gropius entworfene Schulgebäu­de des Bauhauses wurde 1925/26 in Dessau errichtet.

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