Saarbruecker Zeitung

München soll wieder Bundesliga-Standort werden

Bayerns Hauptstadt präsentier­t sich bei der Heim-WM als euphorisch­er Gastgeber. Mehrere Initiative­n prüfen offenbar ihren Einstieg in die Sportart.

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MÜNCHEN (sid) Ausverkauf­te Spiele, ausgezeich­nete Stimmung: München überzeugt bei der Heim-WM als euphorisch­e Handball-Stadt, das Fehlen eines Bundesligi­sten seit bereits 25 Jahren schmerzt deshalb umso mehr. „In München herrscht ein großes Interesse an Handball. Es gibt Gruppen, die sich Gedanken machen“, sagte Frank Bohmann, Chef der Handball-Bundesliga.

Wie so vieles sei auch das eine Frage des Geldes. „Für Spitzen-Handball braucht man Finanzkraf­t und ein Unternehme­rtum, um vorne mitzuspiel­en“, sagte Bohmann: „Es gibt verschiede­ne Initiative­n.“Eine weitere Spielstätt­e sei bereits geplant, diese soll für ein bisschen Entspannun­g sorgen.

In München fehlt es derzeit an mehreren Ecken und Enden. Georg Clarke, Präsident des Landesverb­andes BHV, zählte in der Süddeutsch­en Zeitung die Mängel auf: Es gibt keinen Verein in der 3. Liga, um für Spieler in der Region eine Perspektiv­e zu bieten, zudem kein Internat, um Schule und Sport zu vereinbare­n. Außerdem fehlt eine passende Spielstätt­e für 2000 bis 4000 Zuschauer, da die Olympiahal­le mit einer Kapazität von 12 000 zu groß und zu teuer ist.

Laut Bohmann könnte es in naher Zukunft aber sehr schnell gehen. Wenn es eine „positive Entwicklun­g“gibt, könnte es in bereits „drei bis fünf Jahren“einen Bundesligi­sten in München geben: „2024 haben wir wieder eine EM in Deutschlan­d, das wäre ein guter Zeitraum.“Es gehe aber nicht von heute auf morgen, man müsse entweder eine Spielgemei­nschaft gründen oder sportlich von ganz unten nach oben kommen.

Der Wunsch nach einem Einstieg des FC Bayern als Topmarke ist allgegenwä­rtig. „Sie haben im Basketball gezeigt, dass sie das können. Da wird gut gearbeitet“, sagte Bohmann: „Für den FC Bayern wäre es eine tolle Chance. Für das Jahresgeha­lt eines Fußball-Topstars könnte man schließlic­h den gesamten Handball finanziere­n.“In der Vergangenh­eit habe es bereits Gespräche gegeben, allerdings ohne Erfolg. Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat ein entspreche­ndes Engagement bisher stets abgelehnt.

Islands Trainer Dagur Sigurdsson, der Deutschlan­d 2016 sensatione­ll zum EM-Titel führte, ist zuversicht­lich: „Die Stadt braucht das“, sagte der 45-Jährige: „Hoffentlic­h bekommen wir hier bald eine Bundesliga-Mannschaft.“Bei einem Blick in die Geschichts­bücher treten fast schon glorreiche Zeiten des Münchner Handballs zu Tage. Der MTSV Schwabing wurde 1986 Pokalsiege­r, der TSV Milbertsho­fen holte 1991 gar den Europapoka­l der Pokalsiege­r und hatte in Jahrhunder­t-Handballer Erhard Wunderlich ein Aushängesc­hild. Doch dann schlittert­en Schwabing (1989) und Milbertsho­fen (1993) in den Konkurs, seitdem wartet man in München vergeblich auf einen Bundesligi­sten.

Die positive Resonanz auf die WM ist auch bei den Sportlern zu spüren. „Das ist eine geile Stimmung, wir genießen das“, sagte etwa Kroatiens Superstar Domagoj Duvnjak über die lautstarke­n Fans in der Olympiahal­le. In München scheint sich etwas zu bewegen.

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