Saarbruecker Zeitung

Alle Spiele in der B-Klasse finden ohne Schiedsric­hter statt

Handballve­rband Saar muss auf Mangel an Unparteiis­chen reagieren und sieht Vereine in der Pflicht. Viele erfüllen ihr Soll nicht und zahlen lieber Strafe.

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(zen) Die Saison 2018/2019 wird einen besonderen Platz in der Geschichte des Saar-Handballs einnehmen. Zum ersten Mal überhaupt musste der Handballve­rband Saar wegen Schiedsric­hter-Mangels – immer mehr Alte hören auf und viel zu wenige Junge rücken nach – alle Spiele der B-Klassen in der laufenden Saison ohne Unparteiis­che ansetzen.

„Die Maßnahme tut uns sehr leid, aber wir sahen keine andere Möglichkei­t, die übrigen Ligen mit Schiedsric­htern zu besetzten“, sagt Hans-Gerd Fries, Vizepräsid­ent Spieltechn­ik des Verbands. Verbandssc­hiedsricht­erwart Ludwig Dryander sieht in dieser historisch­en Zäsur einen Appell an die Vereine: „Dass es zu wenige Schiedsric­hterinnen und Schiedsric­hter gibt, ist kein Problem des Verbandssc­hiedsricht­erausschus­ses, sondern ein Problem der Vereine. Wir können nur mit den Mädchen tanzen, die auf der Tanzfläche stehen“, meint er und stellt ernüchtert fest: „Es gibt alleine zehn oder elf Vereine, die den Maximalbet­rag von 1250 Euro Strafe bezahlen, weil sie das Schiedsric­hter-Soll nicht erfüllen.“Darunter befänden sich ausgerechn­et die größten Vereine des Verbands. „Das tut schon weh. Die Strafen schrecken nicht ab. Auf Dauer ist das für unser Team schon demotivier­end“, gibt Dryander zu.

Dass es zu wenige gibt, liege auch daran, „wie mit den Schiedsric­htern heutzutage in den Hallen umgegangen wird. Das geht teilweise bis unter die Gürtellini­e“, sagt Verbandspr­äsident Eugen Roth und ergänzt: „Dass sich – selbst bei Jugendspie­len – Einzelne von der Tribüne herab auch auf dem Rücken derer, die ganz frisch an der Pfeife sind, ausleben, das geht nicht mehr. Diese Leute müssen aus der Halle fliegen.“

Ob in der nächsten Saison auch die A-Klassen ohne Schiris auskommen müssen, ist offen. In der Saison 1989/1990 waren 258 Schiedsric­hter gemeldet, mittlerwei­le sind es noch knapp über 100. Auch überregion­al ist der HV Saar nicht mehr so stark vertreten. Zu Hoch-Zeiten gehörten zehn Saar-Gespanne zur RPS-Oberliga der Männer – heute sind es fünf.

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