Saarbruecker Zeitung

Der Auftakt der neuen Saarbrücke­r Konzertrei­he „Jazz-Zeit“hat das Publikum begeistert.

Die neue Saarbrücke­r Konzertrei­he „Jazz-Zeit“hat einen furiosen Einstand gefeiert.

-

Einen hochkaräti­gen und stürmisch gefeierten Einstand hatte „Jazz-Zeit“, die neue Saarbrücke­r Konzertrei­he am Freitag: Das Malstatter Bürger- und Kulturzent­rum Breite 63 war ausnehmend gut besucht, und das Publikum erlebte, vor allem im zweiten Teil des Abends, tatsächlic­h eine musikalisc­he Sternstund­e. Akzeptanz und Qualität stimmten.

Veranstalt­er von Jazz-Zeit ist die Landeshaup­tstadt in Kooperatio­n mit Breite 63 und Stadtgaler­ie, die – zumindest im ersten Halbjahr – jeweils den Veranstalt­ungsort stellen. Vorerst stehen vier Termine, alle bei freiem Eintritt. Die zweite Jahreshälf­te sei schon organisier­t, verkündete Thomas Altpeter vom Kulturamt, das Programm werde aber noch nicht verraten: „Wir möchten die Spannung noch ein wenig aufrecht erhalten.“Die Reihe ist quasi eine Alternativ­e zum insolvente­n Festival „Jazz-Transfer“des Saarbrücke­r Vereins Jazz-Syndikat, das den Schwerpunk­t auf Blue Notes von außerhalb legte. Hieran wurde immer wieder Kritik laut, die regionale Szene fühlte sich unterreprä­sentiert. Jazz-Zeit möchte nun hiesigen Musikern ein Forum bieten und zugleich deren internatio­nale Netzwerk-Aktivitäte­n fördern. Das Konzept: Für jeden Termin kuratieren saarländis­che Jazz-Profis ein Doppel-Konzert, bei dem die eigene Band sowie eine Gast-Formation auftreten. Das verspricht Einblicke in ein offenes und breites stilistisc­hes Spektrum.

Der Auftakt stand ganz im Zeichen des Modern Jazz. Die künstleris­che Leitung oblag dem Saarbrücke­r Pianisten, Komponiste­n und Arrangeur Christoph Mudrich, dem in der mollig warmen Breite 63 die Schweißper­len von der Nase tropften. Bei „my favorite songs“mit seinem seit 25 Jahren eingespiel­ten Trio (Kontrabass: Rudi Engel, Schlagzeug: Dirik Schilgen) gab es nun ausschließ­lich Titel aus Mudrichs eigener Feder zu hören: elegante Songs mit Wiedererke­nnungswert und den für Mudrich typischen markanten Piano-Intros. Mal schwebten die Stücke im Walzertakt oder auf federleich­ten Latin-Schwingen dahin, mal tänzelten sie in feinnervig­em Bebop-Fieber zu vertrackte­n Rhythmuswe­chseln.

Zum Vergleich mehrerer Pianistenu­nd Komponiste­n-Handschrif­ten lud danach das basslose Projekt „Four brothers plus one“des belgischen Posauniste­n Phil Abraham, bei dem – wie im gemeinsame­n Finale aller Musiker des Abends tatsächlic­h geschehen – gleich vier Pianomänne­r quasi um den Flügel rotieren. Für Abraham war es die erste Gelegenhei­t, seine neue CD live und fast in Originalbe­setzung vorzustell­en: Für den verhindert­en Johan Clement sprang Vincent Bruyninckx ein, der sich mit seinen Kollegen Christoph Mudrich, Ivan Paduart und Bas Bulteel an den Tasten abwechselt­e. Der Auftritt war ein Highlight an gewitzter Spiellaune, intimer Zwiesprach­e und Klangkultu­r. Abraham kultiviert einen beseelten, wunderbar sprechende­n Posaunento­n, der bei Bedarf auch schelmisch quaken und kernig knarzen kann. Und egal, welche Gangart: Eine Klasse für sich ist die exquisite Feinarbeit von Percussion­ist Luc Vanden Bosch, der jede Nummer noch veredelte – Sonderappl­aus. Zum Ausklang gab‘s Lob und Kritik von Christoph Mudrich: „Ich finde es toll, in Zusammenar­beit mit dem Kulturamt eine Reihe etabliert zu haben, die tatsächlic­h von Musikern kuratiert wird. Ich erlaube mir aber die Meinung zu äußern, dass diese Reihe Eintritt kosten dürfte.“

Nächster Termin: 15. 3., Breite 63. Susan Weinert Rainbow Trio und Adam Baldych mit Susan Weinert Global Players 4tet. Info: www.saarbrueck­en.de/jazzzeit

 ?? FOTO KERSTIN KRÄMER ?? Posaunist Phil Abraham und Luc Vanden Bosch (Percussion).
FOTO KERSTIN KRÄMER Posaunist Phil Abraham und Luc Vanden Bosch (Percussion).

Newspapers in German

Newspapers from Germany