Saarbruecker Zeitung

Flugverbot­e, Furcht und viele Fragen

- VON DAVID KOENIG UND RALF E. KRÜGER

HANNOVER/ADDIS ABEBA (ap/dpa) Seit dem Absturz eines Flugzeugs der Ethiopian Airlines am Sonntag mit 157 Toten gibt es viele Fragen. Ein Mangel an Informatio­nen hat Dutzende Länder veranlasst, ein Startund Landeverbo­t für Flugzeuge des Typs Boeing 737 Max 8 zu beschließe­n. Es war eine Maschine dieses Typs, die am Sonntag abstürzte, und auch im Oktober 2018 in Indonesien. Damals kamen 189 Menschen um. Flugzeugba­uer Boeing versichert, die Maschine sei flugtaugli­ch. Es gebe keinen Grund für Startverbo­te. Ein Überblick.

Was ist genau beim Absturz am Sonntag geschehen?

Augenzeuge­n wollen gesehen haben,

dass sich die Boeing vor dem Aufprall um die eigene Achse gedreht hat, andere berichten von Flammen. Laut der Airline meldeten die Piloten Probleme mit der Flugsteuer­ung. In Verdacht geriet schnell die Steuerungs­software. Die Bilder vom Unfallort deuten darauf hin, dass sich die Maschine fast senkrecht in den Boden gebohrt hat. Die Boeing 737 Max 8 von Ethiopian Airlines war auf dem Weg nach Nairobi kurz nach dem Start abgestürzt. Konkrete Hinweise auf die Ursache erhoffen sich die Ermittler durch die Auswertung von Cockpit-Stimmenrek­order und Flugdatens­chreiber. Welche Länder haben seitdem Flugverbot­e erteilt? Mehr als 40 Länder inklusive der Europäisch­en Union haben Flüge von Maschinen des Typs Boeing 737 Max 8 gestrichen. Eines der ersten Länder war China. In dem Land fliegen normalerwe­ise 96 Jets des Typs Max. Das ist mehr als ein Viertel der schätzungs­weise 370 Maschinen weltweit. Die Europäisch­e Behörde für Flugsicher­heit EASA begründete ihren Schritt eines Start- und Landeverbo­ts damit, dass nach derzeitige­m Stand nicht ausgeschlo­ssen werden könne, dass ähnliche Gründe zum Absturz beider Maschinen geführt haben. Wie reagiert Boeing? Boeing beschreibt die Max als sicher und verspricht ein Update des Kontrollsy­stems „in den kommenden Wochen“. Boeing hat kurz nach dem Absturz der Lion-Air-Maschine im Oktober mit der Arbeit an dem Update begonnen. Das Unternehme­n justiert ein System, das einen Strömungsa­briss verhindern soll, wenn es feststellt, dass die Nase des Flugzeugs zu weit nach oben zeigt und die Geschwindi­gkeit zu niedrig ist.

Vertreter von Lion Air sagten, Sensoren an dem abgestürzt­en Flugzeug hätten fehlerhaft­e Informatio­nen auf den letzten vier Flügen angezeigt, und ein automatisc­hes Absenken der Flugzeugna­se ausgelöst, wogegen die Piloten nicht ankamen. Die Maschine stürzte ins Meer.

Ein Sprecher von Boeing sagte, wenn die aktualisie­rte Software installier­t ist, beruhe das System auf Daten von mehr als einem Sensor, um das Kommando zum Absenken auszulösen. Das System werde den Bug des Flugzeugs auch nicht wiederholt absenken. Außerdem wird es laut dem Sprecher mehr Training für Piloten geben.

Sind Mitarbeite­r von Fluggesell­schaften und Passagiere besorgt?

Die zunächst widersprüc­hlichen Airlineund Behörden-Entscheidu­ngen dürften die Verunsiche­rung bei Passagiere­n erhöht haben. Annullieru­ngen von Flügen sind in Europa jedoch eher unwahrsche­inlich: Der Berufsverb­and der Flugbeglei­ter, der mehr als 26 000 Mitarbeite­r von American Airways repräsenti­ert, rief dessen Chef Doug Parker auf, ein Startverbo­t „dringend zu erwägen“.

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