Saarbruecker Zeitung

IG Metall Völklingen hat eine neue Spitze

Auf Robert Hiry folgt Lars Desgranges als 1. Bevollmäch­tigter. Die Gewerkscha­ft macht sich Sorgen um die Zukunft von Ford in Saarlouis und der saarländis­chen Stahlindus­trie.

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(ur) Zäsur bei der größten IG-Metall-Geschäftss­telle im Saarland: Gestern Abend wurde im Vereinshau­s in Saarlouis-Fraulauter­n Lars Desgranges (40) mit 98,4 Prozent der Stimmen zum Nachfolger von Robert Hiry (63) als 1. Bevollmäch­tigter gewählt. Desgranges war bisher 2. Bevollmäch­tigter in Völklingen. IG-Metall-Urgestein Robert Hiry, seit 2004 der 1. Bevollmäch­tigte, übergab unter großem Applaus der 123 Delegierte­n den Vorsitz seinem Nachfolger. Ralf Cavelius wurde zum 2. Bevollmäch­tigten gewählt.

Hiry verabschie­dete sich mit dem höchsten Mitglieder­bestand der IG Metall in Völklingen mit aktuell 29 148 Mitglieder­n, einschließ­lich Rentnern und Arbeitslos­en. Die Mitglieder­zahl der aktiv Beschäftig­ten liegt bei 19 366, was einen Organisati­onsgrad – bezogen auf die sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten der Betriebe – von rund 59 Prozent entspricht. Damit liege Völklingen bundesweit auf Platz vier, so Hiry. Der gelernte Starkstrom­elektriker war insgesamt 40 Jahre bei der IG Metall beschäftig­t und ist seit 49 Jahren IG-Metall-Mitglied.

Sein Nachfolger Lars Desgranges machte bei der Dillinger Hütte eine Lehre als Anlagenele­ktroniker, absolviert­e ein Studium an der Akademie der Arbeit an der Uni Frankfurt und trat am 1. April 2004 in die Geschäftss­telle Völklingen ein. Er forderte gestern Abend angesichts der sich zuspitzend­en Lage sowohl in der heimischen Stahlindus­trie vor allem vor dem Hintergrun­d der EU-Klimaschut­zauflagen und der unsicheren Zukunftspe­rspektiven beim Autoherste­ller Ford in Saarlouis einen „Runden Tisch“zur Bewältigun­g der akuten Probleme. Der soll aus Vertretern des Bundesregi­erung, der saarländis­chen Landesregi­erung und der IG Metall bestehen. Jetzt müsse sich die saarländis­che Politikpro­minenz in Berlin einschalte­n: Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU), Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) und die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r.

Die saarländis­che Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) beschwor ebenfalls der Ernst der Lage in Stahl- und Automotive-Industrie. „Nachdem sich das Saarland immer zu Ford bekannt hat, muss sich jetzt auch Ford zum Standort Saarlouis bekennen“, forderte sie Ford auf. Sie übte harsche Kritik an dem Autobauer und kritisiert­e: „Es kann nicht sein, dass man heute noch nicht weiß, was ab 2024 hier produziert werden soll.“

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Der scheidende 1. Bevollmäch­tigte der IG Metall Völklingen, Robert Hiry (Mitte) mit seinem Nachfolger Lars Desgranges (r.) und dessen Stellvertr­eter Ralf Cavelius (l.).

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