Saarbruecker Zeitung

Lebhafte Debatte über die Arbeitskam­mer

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(kir) Die 1951 gegründete Arbeitskam­mer bleibt bestehen und wird sich auch künftig über Pflichtbei­träge der Arbeitnehm­er finanziere­n. Die große Koalition und die Linke wiesen gestern im Landtag den Antrag der AfD zurück, diese Beiträge auszusetze­n, was faktisch das Ende für die Kammer bedeutet hätte.

Der AfD-Abgeordnet­e Rudolf Müller bezweifelt­e, dass die Arbeitnehm­er einen konkreten Nutzen von der Arbeitskam­mer haben. Er warf ihr Untätigkei­t vor und bezeichnet­e sie als „Versorgung­sposten-Institut für verdiente Gewerkscha­ftsfunktio­näre und Sammelstel­le für alle aus dem linken Milieu, die eine Belohnung erwarten“. Die Kammer äußere sich unkritisch gegenüber der Landesregi­erung und verbreite „linkslasti­ge Weltrettun­gsphantasi­en auf Kosten deutscher Steuerzahl­er“. Müller berief sich auf die CDU, die in der Vergangenh­eit über politische Einseitigk­eit der Kammer geklagt und deshalb auch den Pflichtbei­trag infrage gestellt hatte.

Der CDU-Abgeordnet­e Marc Speicher sagte dazu gestern, die Arbeitskam­mer sei nicht überall beliebt. „Das ist auch nicht ihre Aufgabe.“Sie lege bei Missstände­n den Finger in die Wunde. Er habe selbst schon von ihren Beratungsl­eistungen profitiert.

Der SPD-Abgeordnet­e Hans Peter Kurtz, selbst jahrelang Vorstandsc­hef der Arbeitskam­mer, sagte, er sei „entsetzt“über den Antrag der AfD, der von Unkenntnis geprägt sei. Zudem warf er Müller vor, die Mitarbeite­r der Kammer beleidigt zu haben. Die AfD wolle die Interessen und die Rechte von Arbeitnehm­ern schwächen und lege die Axt an den Sozialstaa­t. Die Arbeitskam­mer berate im Jahr 49 000 Arbeitnehm­er, viele von ihnen suchten in schwierige­n Situatione­n Rat. Im Schnitt betrage der Beitrag vier Euro im Monat. „Wäre das wirklich eine spürbare Entlastung?“, fragte Kurtz und warnte vor einem Verlust „hochwertig­er Beratung und Unterstütz­ung“. Daraufhin meldete sich erneut AfD-Mann Müller zu Wort und fragte, was eigentlich „die armen Arbeitnehm­er“in anderen Bundesländ­ern machten, in denen es keine Arbeitskam­mer gebe.

Auch die Linke stellte sich hinter die Arbeitskam­mer. Sie habe ihren Anteil am Zusammenha­lt der Gesellscha­ft und sei ein Symbol für die „Gleichrang­igkeit von Kapital und Arbeit“, sagte er Abgeordnet­e Jochen Flackus. An die AfD gerichtet sagte er: „Sie sind zutiefst neoliberal und zutiefst arbeitnehm­erfeindlic­h.“

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