Saarbruecker Zeitung

43 000 Menschen in der Region leben von Hartz IV

Arbeitskam­mer des Saarlandes stellt „Kreisrepor­t“mit vielen Fakten zum Regionalve­rband vor.

- VON MARKUS SAEFTEL

SAARBRÜCKE­N Der Regionalve­rband ist der wirtschaft­liche Motor des Saarlandes, hat aber gleichzeit­ig mit hoher Arbeitslos­igkeit zu kämpfen, die zu hohen Sozialausg­aben des Regionalve­rbandes führt. Diese und viele weitere Fakten hat die Arbeitskam­mer in ihrem aktuellen „Kreisrepor­t“zusammenge­tragen und im Saarbrücke­r Schloss vorgestell­t. Der „Kreisrepor­t“soll dazu beitragen, dass sich die Bürger politisch einmischen und am 26. Mai zur Kommunalwa­hl gehen, erklärte Beatrice Zeiger, die Geschäftsf­ührerin der Arbeitskam­mer.

Sie präsentier­te viele Fakten: Jeder dritte Saarländer wohnt im Regionalve­rband, aber eben auch jeder zweite Hartz-IV-Empfänger. Anderersei­ts werden 40,7 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s des Saarlandes in der Region erwirtscha­ftet. Der Dienstleis­tungssekto­r sei hier sehr stark. Dazu kommen große Industrieb­etriebe wie ZF Getriebe und Halberg Guss in Saarbrücke­n sowie Saarstahl in Völklingen und Burbach. Die Bedeutung Saarbrücke­ns wird schon aus dem Titel des Berichts deutlich: „Florierend­es Oberzentru­m prägt das gesamte Umland“. Zeiger nannte hier wichtige Investitio­nen zum Beispiel in die Hochschule für Technik und Wirtschaft, aber auch die Großinvest­ition von Möbel Martin am Osthafen sei für die Stadt Saarbrücke­n ein großer Erfolg.

Für die Zukunft ruhen große Hoffnungen auf dem neuen Helmholtz-Zentrum für Informatio­nssicherhe­it an der Universitä­t, sagte Zeiger. 800 Informatik­er sollen dort künftig arbeiten. Schon jetzt sei die Informatio­nstechnolo­gie ein Wachstumsm­otor für den Hochschuls­tandort Regionalve­rband. Ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor sei aber eben auch die Automobil- und Stahlindus­trie. Das unterstric­h Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo (SPD). Er mache sich angesichts der EU-Klimapolit­ik Sorgen um Saarstahl. Die Arbeitsplä­tze müssten gesichert werden. „Wir müssen verhindern, dass Stahl künftig nur noch importiert wird.“Gillo ist auch für weitere Industrie- und Gewerbeflä­chen. Noch in diesem Jahr soll eine Studie vorgestell­t werden, wo solche Flächen entstehen könnten. Nur ehemalige Bergbauflä­chen zu nutzen, wird seiner Ansicht nach nicht reichen. Gillo appelliert­e an die Politik, hier auch nicht jeder Bürgerinit­iative gegen neue Gewerbeflä­chen nachzugebe­n.

Dagmar Ertl von der Arbeitskam­mer stellte wenig erfreulich­e Arbeitsmar­kt-Daten vor. Die Arbeitslos­enquote lag mit 8,6 Prozent im vergangene­n Jahr über der saarlandwe­iten Quote von 6,1 Prozent, fast 40 Prozent der Arbeitslos­en seien ein Jahr oder länger ohne Job. 43 000 Menschen im Regionalve­rband waren 2018 auf Hartz IV angewiesen. Mit 17 Prozent liegt der Anteil dieser Gruppe an der Bevölkerun­g unter 65 Jahre deutlich über den 11,3 Prozent im ganzen Saarland. Ertl lobte, dass sich der Regionalve­rband früh dafür eingesetzt habe, statt Arbeitslos­igkeit lieber neue Jobs zu finanziere­n. Das soll mit Lohnkosten­zuschüssen gelingen. Peter Gillo erklärte, dank eines Bundesförd­erprogramm­s könnten jetzt Langzeitar­beitslose fünf Jahre lang gefördert werden, die seit sechs Jahren von Hartz IV leben

und über 25 Jahre alt sind. Die ersten beiden Jahre übernimmt der Staat die Lohnkosten komplett, dann sinken die Zuschüsse nach und nach auf 70 Prozent. Der Regionalve­rband zahlt einen monatliche­n Zuschuss von 150 Euro pro Arbeitslos­en, um die Verwaltung­skosten zu decken. „Rund 400 Stellen sind das Ziel“, sagte Gillo.

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ARCHIVFOTO: BECKER&BREDEL Ein Mitarbeite­r von ZF arbeitet an einem 8-Gang-Automatikg­etriebe. Das Unternehme­n ist der größte Arbeitgebe­r im Regionalve­rband.
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FOTO: DPA Das Jobcenter kümmert sich im Regionalve­rband um 43 000 Menschen. Ein neues Förderprog­ramm soll mehr Arbeitslos­e in Arbeit bringen.

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