Saarbruecker Zeitung

EU stoppt Marineeins­atz vor Libyen

- Produktion dieser Seite: Manuel Görtz, Nina Drokur Frauke Scholl, Michaela Heinze

(dpa) Die EU stoppt ihren Marineeins­atz vor der libyschen Küste und kann damit auch keine Migranten mehr aus Seenot retten. Die gestern offiziell bestätigte Entscheidu­ng sieht vor, bei der Anti-Schleuser-Operation Sophia vorerst nur noch Luftaufklä­rung zu betreiben und libysche Küstenschü­tzer auszubilde­n.

Grund für das Aus der Marineoper­ation ist, dass sich die Mitgliedst­aaten nicht auf ein System zur Verteilung von aus Seenot geretteten Migranten einigen konnten. Die Regierung in Rom hatte dies gefordert, weil Gerettete nach den aktuellen Einsatzreg­eln ausschließ­lich nach Italien gebracht werden.

Seit Beginn der europäisch­en Marinepräs­enz vor der Küste des nordafrika­nischen Bürgerkrie­gslandes Libyen im Jahr 2015 kamen so bereits knapp 50 000 Migranten nach Italien – mehr als 22 500 von ihnen nach der Rettung durch die deutsche Marine.

Für die Bundeswehr wird das Aus des EU-Marineeins­atzes allerdings vorerst keine direkten Konsequenz­en haben. Da Deutschlan­d bereits seit Februar kein Schiff mehr für die Operation Sophia stelle, müsse auch keines abgezogen werden, erklärte ein Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums. Eine Anfrage, sich mit einem Aufklärung­sflugzeug an der geplanten Ausweitung der Luftüberwa­chung von Schleuserb­anden zu beteiligen, liege bislang nicht vor. Unveränder­t bleibe die deutsche Beteiligun­g an der Einsatzfüh­rung im Hauptquart­ier in Rom. Der zuständige Experte bleibe vor Ort, sagte der Sprecher.

EU-Militärs verwiesen darauf, dass Schiffe schon in der Vergangenh­eit nur zu einem sehr geringen Teil an der Aufklärung der Aktivitäte­n von Schleuserb­anden beteiligt gewesen seien. Wirklich beeinträch­tigt würden damit vermutlich nur Operations­teile, die nichts mit der Bekämpfung der Schleuserk­riminalitä­t zu tun hätten. Dazu gehörten die Bekämpfung des Waffenschm­uggels und illegalen Ölhandels.

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FOTO: MOHSSEN ASSANIMOGH­ADDAM/DPA Die Fregatte Augsburg der Deutschen Marine hat bereits ihren Einsatz vor der Küste Libyens beendet.

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