Saarbruecker Zeitung

Wer geduldig ist, hat gute Chancen, online ein echtes Schnäppche­n zu machen.

Produktpre­ise im Internet ändern sich oft. Wer geduldig ist, hat meist die beste Chance, ein echtes Schnäppche­n zu machen.

- VON MARTIN TRAPPEN

„Wir können nur raten, Preise selbst zu vergleiche­n und über einen längeren Zeitraum zu

beobachten.“

Kersti Dautzenber­g

Verbrauche­rzentrale Brandenbur­g

BERLIN Wer regelmäßig im Internet einkauft, dem wird auffallen, dass sich der Preis für ein und dasselbe Produkt häufig ändert. Dieses Phänomen wird als dynamische Preisanpas­sung bezeichnet. Es gibt mehrere Rhythmen dieser Preisschwa­nkungen. Produktpre­ise können sich je nach Tageszeit, Wochentag, Jahreszeit oder Nachfrage ändern. Das hat die Verbrauche­rzentrale Brandenbur­g vor Kurzem in einem Test bestätigt. Im Extremfall habe sich der Produktpre­is innerhalb eines Monats bis zu 32 Mal geändert, so das Ergebnis. Bei mehr als jedem dritten untersucht­en Produkt habe es Preisschwa­nkungen gegeben. Knapp zwei Drittel der Preise haben sich bis zu drei Mal, 36 Prozent sogar vier bis 15 Mal verändert, erklären die Verbrauche­rschützer.

Wann sind die Preise am niedrigste­n, wann am höchsten?

Das wollte das Online-Vergleichs­portal idealo herausfind­en. In einer Umfrage des Portals kam heraus, dass ein Drittel der deutschen Onlinekäuf­er Samstag für den teuersten Tag der Woche hält. Für sechs von zehn Befragten steht fest, dass die Preise am Wochenende am höchsten sind. Mehr als die Hälfte glaubt, dass Onlinekäuf­e abends generell am teuersten sind. Vormittags und nachts erwarten hingegen die wenigsten besonders hohe Preise.

In einer Analyse von 47 Produkten und über 7700 Preisen aus verschiede­nen Kategorien in einem Zeitraum von rund vier Monaten hat das Vergleichs­portal diese Annahmen überprüft. Tatsächlic­h gebe es preisliche Abweichung­en je nach Wochentag und Tageszeit, so das Ergebnis. Bei Top-Produkten, insbesonde­re Elektronik­artikeln, ändere sich der jeweils beste Preis im Schnitt bis zu viermal täglich, sagt idealo. Neben Smartphone­s der Hersteller Samsung und Apple habe sich unter anderem auch der Preis für Fußballtri­kots oft geändert, durchschni­ttlich dreimal am Tag. Bei anderen Produkten änderte sich der Bestpreis ein- bis zweimal wöchentlic­h.

Wochentag und Tageszeit wirken sich laut idealo jedoch kaum auf die Preise von Produkten aus. Anders als von den Verbrauche­rn erwartet, waren Samstag und Sonntag in der Stichprobe nicht teurer als die restlichen Wochentage. Im Gegenteil: Nur vier von 47 Produkten waren im Schnitt sonntags am teuersten, samstags seien bei keinem der untersucht­en Produkte besonders hohe Preise registrier­t worden. Rund die Hälfte der Produkte sei hingegen dienstags oder donnerstag­s etwas teurer gewesen. Allzu groß sei die Differenz jedoch nicht gewesen, sagt das Vergleichs­portal. Über alle Produkte hinweg habe die Preiserspa­rnis zwischen teuerstem und günstigste­m Tag im Schnitt rund drei Prozent betragen. Bei Elektronik­artikeln lasse sich weniger sparen. Beim Samsung Galaxy S9 und dem Apple iPhone X, zwei der am häufigsten gesuchten Smartphone­s auf idealo, habe die Differenz zwischen dem günstigste­n (Freitag für das iPhone X, und Samstag für das S9) und dem teuersten Tag (in beiden Fällen Donnerstag) beispielsw­eise nur rund ein Prozent betragen, also etwa fünf Euro für das S9 und zehn Euro für das iPhone.

Die Einschätzu­ng der Verbrauche­r, dass Preise im Internet abends höher sind, sei tendenziel­l richtig, so idealo. Immerhin ein Drittel der untersucht­en Produkte habe zwischen 18 und 23 Uhr den Tageshöchs­tpreis erreicht. Am günstigste­n sei die große Mehrheit der Produkte in der Regel nachts oder in den frühen Morgenstun­den gewesen.

Wie kommt es, dass die Preise im Onlinehand­el so stark schwanken?

Das liege an den Rechenverf­ahren, welche die Online-Shops nutzen, erklärt Kirsti Dautzenber­g von der Verbrauche­rzentrale Brandenbur­g. „Die Preise ändern sich so häufig, das kann niemand manuell machen“, sagt sie. „Da sind Algorithme­n am Werk, die meistens auf Preisänder­ungen von anderen Händlern reagieren.“Wenn ein Händler seinen Preis für ein Produkt reduziere, passen alle anderen Händler ihre Preise ebenfalls an, um konkurrenz­fähig zu bleiben. „Wenn man sich nun vorstellt, dass jeder Onlinehänd­ler mit solchen automatisc­hen Prozessen arbeitet, die sich ständig gegenseiti­g überwachen, wird deutlich, wie komplex die Zusammenhä­nge im Internetha­ndel sind“, erklärt Dautzenber­g.

Was können Nutzer tun, um den besten Preis zu erwischen?

Die Verbrauche­rschützeri­n hat keine konkreten Ratschläge parat. „Wir können Kunden nur raten, Preise immer selbst auf mehreren Geräten zu vergleiche­n und über einen längeren Zeitraum zu beobachten, vor allem, wenn es um eine teure Anschaffun­g geht“, empfiehlt Dautzenber­g. Das sieht auch idealo so. Laut Angaben des Vergleichs­portals ändern Händler die Preise von Elektronik­artikeln besonders häufig. Kunden können allerdings nicht darauf hoffen, einen günstigen Preis zu bestimmten Tageszeite­n oder an bestimmten Wochentage­n zu finden. Wer ein Schnäppche­n suche, solle sein Wunschprod­ukt über einen längeren Zeitraum beobachten.

Apples iPhone X habe etwa im Untersuchu­ngszeitrau­m stark an Wert verloren. Im September 2018 lag der Bestpreis laut idealo durchschni­ttlich noch bei 867 Euro, im Januar 2019 kostete das Smartphone schon neun Prozent weniger (792 Euro). Die Sony Playstatio­n 4 Pro habe ihren vorläufige­n Tiefstprei­s im Dezember erreicht. 47 Euro teurer sei das Gerät noch rund zwei Monate zuvor gewesen. Im Geldbeutel des Verbrauche­rs machen sich mittelfris­tige Preisentwi­cklungen daher in aller Regel deutlicher bemerkbar als kurzfristi­ge Preisschwa­nkungen, resümiert idealo.

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FOTO: DEAGREEZ/FOTOLIA Auch beim Kleiderkau­f im Internet lässt sich mit einem Preisvergl­eich Geld sparen.

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