Saarbruecker Zeitung

Die Stunde Null im Fußball in Bübingen.

Der SV Bübingen hat Insolvenza­ntrag gestellt. Der Verein wird aufgelöst. Clubheim und Kunstrasen­platz gehen an die Stadt Saarbrücke­n über, von der das Gelände gepachtet war. Am Freitag wird in einer Versammlun­g über die Gründung eines neuen Clubs gesproch

- VON HEIKO LEHMANN

„Es gab schon Gespräche mit der Stadt, und es gibt von Seiten des Sportamtes Signale, dass man sich einig werden kann.“Michael Grenwelge Vorsitzend­er des SV Bübingen

BÜBINGEN Am morgigen Freitag, 29. März, fällt in Bübingen der Startschus­s für eine neue Ära. Um 19 Uhr beginnt eine Versammlun­g im Clubheim im Meerwaldst­adion, deren Thema die Neugründun­g eines Fußball-Vereins in Bübingen ist. „Es ist keine Gründungsv­ersammlung. Wir wollen zunächst einmal herausfind­en, wer sich in einem neuen Verein engagieren möchte“, erklärt Michael Grenwelge, der Vorsitzend­en des insolvente­n SV Bübingen. Der Sportverei­n musste in der vergangene­n Woche Insolvenz beantragen, da die Minijob-Zentrale als Teil der Deutschen Rentenvers­icherung Knappschaf­t-Bahn-See ein Vergleichs­angebot des SV Bübingen ablehnte (wir berichtete­n).

Bis 2014 hatte der SV Bübingen sich in Eigenregie um die Finanzen und um die ordnungsge­mäßen Abgaben an Berufsgeno­ssenschaft und Knappschaf­t gekümmert. Danach wurde vom Verein ein Steuerbera­ter für diese Tätigkeite­n engagiert, der – wie der SV Bübingen mitteilte – Fehler gemacht haben soll. Die Abgaben an Berufsgeno­ssenschaft und Knappschaf­t seien nicht geleistet worden. „Egal, ob Clubheim-Wirt oder Spieler: Für jeden, der im Verein für eine Tätigkeit Geld bekommt, muss der Verein Abgaben Zahlen. Demnach ist es beispielsw­eise nicht nur ein Euro, den der Verein an Aufwandsen­tschädigun­g jemandem zahlt, sondern 1,50 Euro mit den Abgaben“, erklärt Grenwelge.

Der Vorsitzend­e nimmt mit seinen Vorstandsk­ollegen auch Fehler auf die eigene Kappe. „Wir haben uns auf die Richtigkei­t der Abrechnung­en verlassen, hätten aber mehr kontrollie­ren müssen“, sagt „Pief“, wie Grenwelge im Saar-Fußball genannt wird. So seien etwa 80 000 Euro Schulden zusammenge­kommen, die der Verein trotz großer Anstrengun­gen nicht abbezahlen konnte. Ende 2018 wurde ein Treuhandko­nto eingericht­et, auf das Gönner spenden konnten, um den SV Bübingen noch zu retten. Es hat letztlich nichts gebracht.

„Das Geld sollte für einen außergeric­htlichen Vergleich verwendet werden. Nach der Ablehnung durch die Minijob-Zentrale wird das Geld nun allen Spendern zurückgeza­hlt. Das war so vereinbart“, erklärt Grenwelge. Nach Absprache mit Experten ist sich der SV Bübingen sicher, dass der Insolvenza­ntrag mangels finanziell­er Masse abgelehnt wird. Demnach muss der Verein aufgelöst und ein neuer gegründet werden. „Es ist einfach nur traurig, dass es so weit kommen musste. Der Verein feiert in diesem Jahr sein 110-jähriges Bestehen. Die Auflösung bedeutet viel Arbeit“, sagt Grenwelge.

Während der laufenden Saison musste die Aktiven-Mannschaft aus der Fußball-Saarlandli­ga zurückgezo­gen werden. Bereits frühzeitig hatte sich der Verein darum gekümmert, dass Spieler aus den Jugend-Mannschaft­en sofort den Verein wechseln können, falls es zur Auflösung kommt.

Am Freitag schlägt nun die Stunde Null in Sachen Fußball in Bübingen. Sollte ein neuer Verein gegründet werden, muss die Stadt Saarbrücke­n mitspielen und dem neuen Club die Genehmigun­g zum Fußballspi­elen im Meerwaldst­adion erteilen. Clubheim und Kunstrasen gehen nach der Insolvenz in den Besitz der Stadt Saarbrücke­n über, da das Gelände, auf dem Clubheim und Platz liegen, der Stadt gehört. Der SV Bübingen hat es gepachtet.

Der erneuerte Kunstrasen hätte vom SV Bübingen in Raten abbezahlt werden sollen. Nach der Auflösung der Vereins muss die Stadt Saarbrücke­n die Kosten übernehmen. „Es gab schon Gespräche mit der Stadt, und es gibt von Seiten des Sportamtes Signale, dass man sich einig werden kann“, sagt Grenwelge. Auch was eine neue Aktiven-Mannschaft angeht, laufen die Planungen. Die Ur-Bübinger Marc Becker, Ricardo Becker und Sebastian Fay sollen die neuen Trainer werden. Auch die Jugend soll nach einer Neugründun­g zurück nach Bübingen geholt werden.

Einen Namen für den neuen Verein gibt es noch nicht. Ob Grenwelge sich weiter im Vorstand engagiert, ist offen. „Ich bin bereit, weiterzuma­chen. Wenn das nicht gewünscht ist und ich dem Verein in einer anderen Form helfen kann, werde ich das auch machen“, sagt der 59-Jährige.

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FOTO: HEIKO LEHMANN Im Meerwaldst­adion hat der SV Bübingen seine Heimspiele ausgetrage­n. Die Anlage war von der Stadt Saarbrücke­n gepachtet.

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