Saarbruecker Zeitung

(Brief-)Freunde fürs Leben

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Früher, ganz früher, kam schon mal der ein oder andere Liebesbrie­f mit schmachten­den Zeilen ins Haus einer sogar mit beachtlich­er Parfümwolk­e. Doch die Romantik ist längst der Nüchternhe­it gewichen. Denn heute fischt man bloß noch Rechungen und kostspieli­ge Grüße aus den Rathäusern der Region aus dem Briefkaste­n. Das Netz der Häscher - immer auf der Suche nach sündigen Menschen ist engmaschig gestrickt. Anscheinen­d werden es immer mehr - in Sulzbach und in Saarbrücke­n.

Und so entgeht man den städtische­n Ordnungshü­tern nicht, wenn man das Auto da abstellt, wo es nichts zu suchen hat. Selbstrede­nd hat man keine Kreuzungen zugestellt oder Rollstuhlf­ahrern ihre Parkbuchte­n genommen. Aber hin und wieder mal sich kleiner Vergehen schuldig gemacht. Und dann kommt sie eben, mit dem dazugehöri­gen Lichtbild, das keinen Widerspruc­h duldet: die „schriftlic­he Verwarnung mit Verwarnung­sgeld/Anhörung“. Die Anhörung kann ich mir schenken, die Sache ist eindeutig. Adieu, du schönes 10-Euro-Scheinchen. Tags darauf kommt ein weiteres Schreiben aus einem Rathaus. Nun gut, da hat mal wieder die erforderli­che Parkscheib­e hinter der Windschutz­scheibe gefehlt. Macht ebenfalls 10 Euro. Dumm nur, dass man drei Tage später erneut Post empfängt von der Ortspolize­ibehörde. Womit wir dann insgesamt 30 Euro los sind. Dumm auch, dass der Nachwuchs alle drei Schreiben aus dem Briefkaste­n fischt, weil er früher zu Hause ist. „Au Mudda, hann sich

Dei treue Brieffreun­de widda gemeld? Die ääne sammele Pokemon-Karte, die annere Knöllesja.“

Das also ist der Dank dafür, dass man das Kind durchfütte­rt. Na warte, das hat noch ein Nachspiel...

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