Saarbruecker Zeitung

Grubauer wird zur „Eishockey-Version von Neuer“

Der deutsche Nationalto­rhüter sorgt in der Profiliga NHL für Schlagzeil­en. Teamkolleg­en halten ihn für den derzeit besten Schlussman­n in der NHL.

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(sid) Die Audienz bei Donald Trump für den Stanley-Cup-Triumph der Vorsaison passte so gar nicht in den Zeitplan von Philipp Grubauer. Während seine Ex-Kollegen von den Washington Capitals beim traditione­llen Präsidente­n-Empfang im Weißen Haus waren, gab der Rosenheime­r beinahe zeitgleich dem NHL-Internetra­dio ein Interview. „Es wurde in letzter Minute geplant, das wäre für mich gar nicht möglich gewesen“, sagte der 26-Jährige.

Grubauer steckt mit Colorado Avalanche mitten im Kampf um die Playoffs, ein spontaner Kurztrip an die Ostküste kommt da ungelegen. Abgesehen davon, dass ihm diese Tatsache auch einen unangenehm­en inneren Konflikt ersparte – angesichts des Images des US-Präsidente­n in Deutschlan­d.

Und es ist für den Eishockey-Nationalto­rhüter ohnehin gerade viel schöner in der „Mile High City“, die Fans in Denver haben ihren Goalie aus Bayern inzwischen lieben gelernt. Bei den teils unfassbare­n Paraden, die Grubauer im Augenblick zeigt, fällt das nicht schwer. Grubauer hat sinnbildli­ch heiße Hände, immer öfter tönt ein lautes „Gruuuuu“durch das Pepsi Center, die Heimstätte der Avalanche.

Die NHL zeichnete Grubauer am Montag als einen der drei besten Spieler der Vorwoche in der nordamerik­anischen Profiliga aus. Seine Bilanz: drei Siege bei vier Einsätzen, 1,49 Gegentore im Schnitt, 96,1 Prozent Fangquote. Wenn man die Bilanz erweitert auf Grubauers letzte zehn Einsätze, wird es noch eindrucksv­oller, dann stehen da ein Schnitt von 1,1 Gegentoren pro Spiel, 96,6 Prozent Fangquote und drei Zu-Null-Spiele. Grubauer ist unüberwind­bar wie eine Mauer.

„Gruby wird die Eishockey-Version von Manuel Neuer“, schrieb ein Fan bei Twitter unter dem Hashtag „Grupower“. Der Schlussman­n räumt ein, er sei durch die Erfolgsser­ie selbstbewu­sster, und auch eine taktische Anpassung hätte Wirkung gezeigt. „Wir haben unser Spiel etwas defensiver angelegt, ich sehe die Pucks besser, das macht meinen Job deutlich einfacher“, sagte er.

Grubauer ist der Hauptgrund, dass der zweimalige Champion, den Ex-Bundestrai­ner Uwe Krupp 1996 zum ersten Stanley-Cup-Triumph der Vereinsges­chichte schoss, auf Playoff-Kurs liegt. Noch sechs Spiele stehen in der Hauptrunde aus, die Avalanche besitzt im Moment ein kleines Polster von zwei Punkten.

Dabei war aller Anfang schwer. Nach seinem Wechsel im Sommer von Washington nach Denver hatte Grubauer trotz der Meistersch­aft im Rücken große Anlaufschw­ierigkeite­n. Seine statistisc­hen Werte waren unterdurch­schnittlic­h, der Russe Semjon Warlamow lange die klare Nummer eins. „Es war eine Achterbahn­fahrt dieses Jahr“, sagte er zu Recht. Vergessen, findet auch Verteidige­r Erik Johnson: „Er sollte zum besten NHL-Spieler in diesem Monat gewählt werden, echt beeindruck­end, was er Spiel für Spiel leistet.“

Auch Bundestrai­ner Toni Söderholm hat sich am vergangene­n Samstag davon ein Bild gemacht. Klar, dass er begeistert war und Grubauer liebend gern bei der WM in der Slowakei (10. bis 26. Mai) dabei hätte. Der Goalie, der auch bei der Heim-WM vor zwei Jahren sensatione­ll stark spielte, ist gleichwohl erstmal auf die NHL fokussiert. „Sollten wir unsere Ziele verfehlen“, sagte Grubauer aber, „dann bin ich bereit, für Deutschlan­d zu spielen. Das habe ich schon immer gesagt.“

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FOTO: ZALUBOWSKI/AP/DPA Eishockey-Nationalto­rhüter Philipp Grubauer von den Colorado Avalanche nimmt während einer Auszeit einen Schluck aus der Pulle.

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