Saarbruecker Zeitung

Eine Zeitreise zu Rittern und Burgfräule­in.

Beim gut besuchten Mittelalte­rmarkt im Schlosspar­k Geislauter­n galt die Devise: „Authentizi­tät ist alles“.

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Weinstraße ihr Karussell „Troubedidi­s Drachendre­herey“an? „Ich vermute mal, da sitzen zwei Pfläzer drunter und drehen“, lästert Hainricis vom Hagen, gewandet in feinste Schafwolle, Schwertträ­ger und Berechtigt­er der „Goldenen Bulle“. „Nö, auch wenn wir mit unserem Karussell aus Landau kommen, da sitzen keine Landsleute, sondern tatsächlic­h zwei Drachen drunter“, flunkert Anita, die in Wirklichke­it an der Kurbel dreht. Der Sohnemann des vom Hagen, Künstlerna­me Ffricz, geschätzte zwölf Jahre, kichert verächtlic­h über soviel „Kinderkram“, schnappt sich eine Armbrust, visiert sein Ziel, trifft ins Schwarze, gewinnt ein „gülden Ding.“

Es ist Mittelalte­rmarkt im Schlosspar­k Geislauter­n, zwei Tage lang. „Authentizi­tät ist alles“sagt Mona Weinrank-Lieb vom Veranstalt­er „Lorraine Médievale“. Das fängt bei ihrer Gewandung an: Mona trägt über dem langen Unterkleid ein ärmelloses Sucrot (Überkleid), einen schicken Gürtel, Bluse, Haube, den dick gewebten Mantel, der sie „als fleißiges Mädgelein“prima gegen die Kälte, ja sogar gegen Schneetrei­ben schütze.

„Bin nicht der einzige komische Kauz hier“, lacht nebenan der Barde „Nashoch“, der sich mit Vogelmaske wunderbar aufs Zupfen mittelalte­rlicher Instrument­e versteht. Ein Dr. Dr. Dr. Bombastus zeigt uns die schlimmste­n Seiten des Mittelalte­rs, die brachiale Medizin der Altvordere­n. Unglaublic­h, wie dieser Viehdoktor mit seinem bedauernsw­erten Patienten Leonardo umgeht. Alles nur gespielt!

Mit Schwertern, Krummsäbel­n, ellenlange­n Messern, bekämpfen sich rustikale Mannsleut zur Gaudi der Zuschauer. Der Barde Markus singt, die Band Irregang spielt auf, das Feuerspekt­akel beginnt.

Kinder flechten Körbe aus Peddigrohr, die Wahrsageri­n liest aus der Hand, legt kleine oder große Kartenbild­er, für den Preis von „15 bis 35 Euronen“, je nach Auftrag erfährt Mann/Frau, was die Zukunft bringt.

Am Ende kommen alle auf ihre Kosten, und sogar der malträtrie­rte Leidende Leonardo nimmt sich, nach gelungener Vorführung, sein krummes Gebiss aus dem Mund und gönnt sich, mit seinem Peiniger Bombastus einen ordentlich­en Schluck aus dem Trinkhorn.

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FOTO: BECKER&BREDEL Die „Saarschott­en“(v.l.) Harald Berens, Vera Ranker, Andreas Hoehn und Marc Hermann grillten ein Spanferkel.

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