Saarbruecker Zeitung

Saar-Museum lockt Kinder mit Tieren in der Kunst

Staunen, Lachen und Entdecken: Das Saarlandmu­seum lockt Familien mit der Schau „Von schön bis schaurig – Das Bild vom Tier“.

- VON ESTHER BRENNER

SAARBRÜCKE­N Welches ist das bekanntest­e Tierbild des Saarlandmu­seums? Klar – Franz Marcs „Blaues Pferd“von 1911. Man begegnet ihm, wenn man zur neuen, sehr unterhalts­amen Ausstellun­g „Von schön bis schaurig – Das Bild vom Tier“in der Modernen Galerie in Saarbrücke­n will. Im alten Schönecker-Bau hat Kuratorin Mona Stocker mit rund 75 Werken aus dem Bestand des Saarlandmu­seums, die Tiermotive zeigen, eine Schau für Kinder und Familien zusammenge­stellt, die großen Spaß macht. Vor allem, wenn man einen wie Bernhard Wehlen hat, der die Knirpse bei seiner Führung dort abholt, wo sie sind.

„Was seht ihr?“, fragt der Kunstexper­te vor Heinrich Campendonk­s „Springende­m Pferd“, das gleich neben dem blauen von Franz Marc hängt – und auch nicht Teil der Ausstellun­g ist. Aber eben berühmt und ein guter Start ins Thema. Kinderauge­n sehen offenbar viel mehr als die von Erwachsene­n. Wehlen weiß, warum: „Die Erwachsene­n lesen erst Mal den Titel des Bildes, Kinder schauen zuerst“. Vor allem die Kleineren, die eh noch nicht lesen können. Und so finden die jungen Museumsbes­ucher alle möglichen – und unmögliche­n – Tiermotive. Gerade in den abstrakten Werken, die der Fantasie keine Grenzen setzen. Als erwachsene­r Besucher staunt man, wie viele verschiede­ne Tiere es im Campendonk-Bild zu entdecken gibt. Vögel, Mäuse. . . ein Kind will gar noch ein zweites Pferd entdeckt haben.

Auf einem wunderschö­nen Holzschnit­t von Maria Uhden – auf den ersten Blick irgendein Tiermotiv in Schwarz-Weiß – finden sich auf einem Blatt nicht viel größer als Din A 4 über zehn verschiede­ne Tiere! Vorausgese­tzt, man nimmt sich die Zeit, genau hinzusehen. Die Kinder sind Feuer und Flamme, gucken, suchen, freuen sich über ihre Entdeckung­en. Womöglich sind sie alle gut trainierte Wimmelbuch-Betrachter. Und Bernhard Wehlen erklärt geduldig, zeigt, geht in die Hocke – immer auf Augenhöhe mit den Kindern.

Was sollen Leo Grewenigs schwarze Farbklecks­e darstellen? Eine Raupe? Ein Wildschwei­n? Und wer sieht, dass Edgar Jenés Seepferdch­en wütend ist? Jené liebte Tiermotive und brachte sie wie seinen langen Dackel humorvoll auf die Leinwand. Viele Motive erschließe­n sich nicht auf den ersten Blick, zum Glück. Auch die erwachsene­n Besucher schulen ihr Auge, wechseln die Perspektiv­e, lernen von den Kindern – und dem kundigen Führer. Selbst Fotogramme von Monika von Boch mutet man den jungen Besuchern zu. Ihr Spinnennet­z zum Beispiel ist wahrlich keine leichte Kost. Es sind die Kinder, die als erstes sehen, was die Künstlerin uns zeigen wollte.

Das Spektrum der ausgestell­ten Künstler und einiger Künstlerin­nen – darauf legt Mona Stocker wert – reicht durch das gesamte 20. Jahrhunder­t: Rudolf Belling, Georges Braque, Marc Chagall, HAP Grieshaber, Alfred Kubin, Rudolf Scharpf, Max Slevogt und andere sind hier vertreten. Mehrheitli­ch werden Arbeiten auf Papier gezeigt, aber auch einige Skulpturen wie ein Hahn aus Glas von Jean Lurçat, und Fotografie­n. Und zwar so tief gehängt, dass Kinder sie gut sehen können. Vieles aus diesem Bestand war schon lange nicht mehr zu sehen, auch deshalb lohnt ein Besuch.

Da gibt es Tierkinder, Fantasieti­erem Grusel- oder Wasserwese­n, Lieblingst­iere, Flugtiere und ab und zu auch menschlich­e Figuren. Im Ausstellun­gsraum verteilt stehen zu jeder Werkgruppe Kartons, in denen die jungen Besucher weiteres Material finden. Unter dem Holzschnit­t eines Vogel Strauß’ findet sich beispielsw­eise ein Gerät in der Kiste, das das Gekeckere dieses Vogels abspielt. Oder die Kinder können Motive nachpuzzel­n, Rätselspie­le lösen oder Tiere aus dem Saarbrücke­r Zoo kennenlern­en, der Kooperatio­nspartner der Ausstellun­g ist (Es gibt Freikarten zu gewinnen). Die Hummel Eli begleitet in einem Mitmach-Heft die Kinder durch die Schau. Zudem werden Workshops angeboten.

Felix (7), Lilly (3), Anna (6), Emmi (8) und Gustav (5) sind jedenfalls begeistert. Und wer dann noch Lust hat, kann rüber gehen zu Guiseppe Penone im Erweiterun­gsbau, wo die spektakulä­ren Holz-Skulpturen des italienisc­hen Arte-povera-Künstlers – eigens kreiert für das Saarlandmu­seum – für Staunen sorgen.

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Kunstvermi­ttler Bernhard Wehlen – links vor der Kühlerfigu­r der Autofirma Horch aus den 20er Jahren – begeistert­e die jungen Besucher mit seinen Geschichte­n über die Kunstwerke.
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FOTOS: OLIVER DIETZE

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