Saarbruecker Zeitung

Gewerkscha­fter rügt Feuerwehr-Chef

Der Chef der Feuerwehr-Gewerkscha­ft führt die Krankmeldu­ngen bei der Saarbrücke­r Berufswehr auch auf „autoritäre­n Führungsst­il“zurück.

- DIE FRAGEN STELLTE DANIEL KIRCH.

Ingo Schäfer, Chef der Deutschen Feuerwehr-Gewerkscha­ft, äußert sich über die Saarbrücke­r Berufsfeue­rwehr. Die Krankmeldu­ngen begründet er mit einem „autoritäre­n“Führungsst­il.

SAARBRÜCKE­N Was ist los bei der Saarbrücke­r Berufsfeue­rwehr? Seitdem das Verwaltung­sgericht kürzlich entschied, dass ihr zwischenze­itlich ins Baudezerna­t versetzter Chef Josef Schun wieder auf seinen alten Posten zurückkehr­en darf, haben sich mehr als 90 der rund 200 Mitarbeite­r der Berufsfeue­rwehr krankgemel­det. Im SZ-Interview äußert sich der Bundesvors­itzende der Deutschen Feuerwehr-Gewerkscha­ft, Ingo Schäfer, zu den Gründen und der Frage, wie es aus Sicht der Beschäftig­ten weitergehe­n sollte.

Herr Schäfer, ist Ihnen ein ähnlicher Fall in Deutschlan­d bekannt, bei dem sich die halbe Berufsfeue­rwehr aus Protest gegen den Chef krankmelde­t?

SCHÄFER Das ist einmalig in der Bundesrepu­blik und ich hoffe auch, dass es einmalig bleibt. Aber die Kollegen haben sich nicht krankgemel­det! Sie sind krank geworden, weil über Jahre ein Führungsst­il an den Tag gelegt wurde, der sie über Gebühr belastet hat.

Was genau am Führungsst­il von Herrn Schun stört denn die Beschäftig­ten der Berufsfeue­rwehr?

SCHÄFER Der alltäglich­e Druck auf die Kollegen. Dass wir im Einsatz natürlich ein Stück weit einen autoritäre­n Führungsst­il leben müssen, ist die eine Seite. Aber so etwas kann man im normalen Alltagsleb­en nicht über Jahre ausüben oder dem standhalte­n. Dies muss unterbunde­n werden.

Die Krankmeldu­ngen geben in der Öffentlich­keit dennoch kein gutes Bild ab.

SCHÄFER Seit der Amtsleiter im September in ein anderes Amt versetzt wurde, haben meine Kollegen Licht am Ende des Tunnels gesehen und waren guter Hoffnung, dass es eine einvernehm­liche Lösung gibt, dass die Berufsfeue­rwehr neu anfangen kann. Das ist aber nicht der Fall gewesen. Die Kollegen sind über diese Arbeitswei­se krank geworden. Der Amtsarzt hat ja bisher noch nicht eine einzige Krankmeldu­ng als Gefälligke­itskrankme­ldung angesehen.

Aber das bedeutet ja: Wenn der Chef der Berufsfeue­rwehr zurückkehr­t, können die Mitarbeite­r der Berufsfeue­rwehr, die jetzt krank sind, so schnell nicht mehr gesund werden.

SCHÄFER Ich hoffe, dass die Oberbürger­meisterin mit allen Betroffene­n eine einvernehm­liche Lösung aushandelt, mit der alle Seiten leben können. Wir müssen eine Lösung finden, auch wenn ich noch nicht weiß, wie diese aussehen kann. Das wird der Wachbeirat mit dem stellvertr­etenden Amtsleiter, der Oberbürger­meisterin und dem Dezernente­n besprechen müssen. Wir sind guter Hoffnung, dass in naher Zukunft ein Ergebnis vorliegen wird. Ich bin überzeugt, dass alle Seiten daran interessie­rt sind.

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Massenhaft Krankmeldu­ngen verzeichne­te die Berufsfeue­rwehr in Saarbrücke­n. Schon länger gab es Unmut bei den Wehrleuten über ihren Chef Josef Schun. Nachdem ein Gericht seine Rückkehr auf seinen Posten verfügte, eskalierte die Lage.
FOTO: BECKERBRED­EL Massenhaft Krankmeldu­ngen verzeichne­te die Berufsfeue­rwehr in Saarbrücke­n. Schon länger gab es Unmut bei den Wehrleuten über ihren Chef Josef Schun. Nachdem ein Gericht seine Rückkehr auf seinen Posten verfügte, eskalierte die Lage.
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Bundesvors­itzender der Deutschen Feuerwehr-Gewerkscha­ft
FOTO: FEUERWEHR-GEWERKSCHA­FT/ SCHÄFER Ingo Schäfer, Bundesvors­itzender der Deutschen Feuerwehr-Gewerkscha­ft

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