Saarbruecker Zeitung

„Wir dürfen den Diesel nicht verteufeln“

Die Union müsse beim Umwelt- und Klimaschut­z mehr eigene Ideen liefern, sagt SaarMinist­erpräsiden­t Tobias Hans. Elektromob­ilität löse nicht alle Probleme.

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SAARBRÜCKE­N (dpa) Der Umweltschu­tz sollte nach Ansicht von Saar-Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) wieder ein stärkeres Gewicht in der CDU bekommen. „Wenn eine Partei den Anspruch haben muss, zwischen Klimaschut­z und Bedürfniss­en einer energieint­ensiven Industrie einen Ausgleich zu erzielen, dann die CDU, die Umweltpoli­tiker wie Klaus Töpfer hervorgebr­acht hat“, sagte er. Dabei müsse man auch bereit sein, „unbequeme Wahrheiten“auszusprec­hen.

„Für die Klimawende wird es nicht ausreichen, wenn wir von heute auf morgen auf Elektromob­ilität umsteigen“, sagte Hans. Eine neue Studie habe gezeigt, dass Elektromob­ilität auf Langstreck­en derzeit kaum klimafreun­dlicher sei als ein hocheffizi­enter Dieselantr­ieb. „Nicht die E-Mobilität allein ist die Lösung für unsere Klimaprobl­eme, sondern eine umwelt-, ressourcen­schonende und nachhaltig­e Mobilität.“Er plädiere für Technologi­e-Offenheit und setze auch auf deutsche Ingenieurs­kunst. „Zur Wahrheit gehört dann aber auch, dass wir bis dahin den modernen und sauberen Diesel brauchen werden und ihn nicht ständig verteufeln dürfen.“

Auch den Ausstieg aus der Kohle als Energieträ­ger muss man nach Ansicht von Hans „beherzter“angehen. Die Standorte und die vorhandene Infrastruk­tur der Steinkohle­kraftwerke müssten weiter genutzt und deutlich schneller als 2038 in moderne Gaskraftwe­rke umgerüstet werden. Für diesen „nationalen Kraftakt“brauche es ein schlüssige­s Gesamtkonz­ept, wie die Stromverso­rgung verlässlic­h, sicher, klimavertr­äglich und bezahlbar gemacht werden könne. „Sonst ist die Leistungsf­ähigkeit unserer Wirtschaft und damit der Wohlstand in unserem Land ernsthaft gefährdet.“

Sowohl beim Leitungsau­sbau als auch beim Ausbau der erneuerbar­en Energien müssten die Anstrengun­gen verstärkt werden, sagte Hans. Die Politik müsse sich hier an die eigene Nase fassen. „Wir haben auch in unserem unmittelba­ren Umfeld, also etwa den landeseige­nen Liegenscha­ften, aber auch bei der Mobilität, noch etliche Hausaufgab­en zu machen.“So müssten Städte im Zustell- und Lieferverk­ehr, bei Handwerker­fahrzeugen und im ÖPNV verstärkt auf Elektromob­ilität setzen.

Mit Blick auf die CDU und die Bewegung „Fridays for future“sagte Hans, es gehe nicht darum, „grüner“zu werden, sondern als Union zu beweisen, dass man das Thema und die Anliegen der jungen Menschen ernst nehme. „Deshalb müssen wir mit eigenen Ideen für eine umweltscho­nende und nachhaltig­e Umwelt- und Klimaschut­zpolitik überzeugen.“Klar sei, Deutschlan­d könne nicht aus der Kohleverst­romung und der Atomenergi­e aussteigen und hoffen, dass alles so bleibe, wie es sei. Es müssten dringend die politische­n Weichen so gestellt werden, dass die Klimaschut­zziele erreicht und die industriel­len Arbeitsplä­tze dauerhaft erhalten würden.

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FOTO: BECKER&BREDEL Die CDU soll, fordert Tobias Hans, mit ihrer Politik beweisen, dass sie die „Fridays for Future“- Bewegung und die Anliegen der Jugendlich­en (wie hier in Saarbrücke­n) ernst nimmt.
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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU)

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