Saarbruecker Zeitung

Gartenbaue­r bangen um „Schnapshei­sje“

Obst- und Gartenbauv­erein fürchtet wegen eines Nachbarsch­aftskonfli­kts um seine Existenz.

- VON MARCO REUTHER

„Nix mehr los im Dorf“– in kleineren Orten sind Geschäfte und auch Kneipen auf dem Rückzug. Oft sind es Vereine, die noch für etwas „Leben in der Bude“sorgen. Wie im Heusweiler Ortsteil Eiweiler: Der Obst- und Gartenbauv­erein hatte in seinem Vereinshei­m, dem „Schnapshei­sje“, mit Hilfe des Pächters Peter Savelkouls, so manches Konzert gegeben und auch Vorträge insbesonde­re zum Gartenbau organisier­t, zudem gibt es jedes Jahr Ausstellun­gen, ein Frühlings- und ein Erntedankf­est sowie einen „Grünen Stammtisch“, bei dem übers Gärtnern gefachsimp­elt wird.

Ein Nachbarsch­afts-Konflikt mit einem Beschwerde­führer („Obwohl 15 Nachbarn unterschri­eben haben, dass wir sie nicht stören“, so OGV-Pressespre­cher Lothar Braun) sorgt allerdings für Ungemach: Die Konzerte hat der Pächter eingestell­t, jetzt sieht der OGV auch die anderen Veranstalt­ungen und somit die Existenz des Vereins in Gefahr: Das Landesamt für Umwelt- und Arbeitssch­utz (LUA) verlangt ein teures „Lärmschutz­gutachten“, und die Erfüllung der dort gestellten Forderung ist Grundlage, um überhaupt eine Gaststätte­nerlaubnis zu bekommen – deren Existenz seit dem Bau des Vereinshau­ses in den 1960er Jahren nie verlangt worden war. Bereits im August 2018 kam auch ein Schreiben von der Unteren Bauaufsich­t (UBA) ins Haus geflattert, in dem es nicht mehr um die Konzerte ging, sondern erklärt wurde, dass etwa bei den Ausstellun­gen des Vereins auch mit Besuch von Gästen aus der Umgebung zu rechnen sei, was zur Lärmbeläst­igung der Nachbarn führe und daher bauplanung­smäßig nicht zulässig sei.

„Das ist ein Stich ins Mark des OGV“, sagt Braun. Diverse Ortstermin­e mit Vertretern des TÜVs und des LUA sowie mit Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo und anderen Kommunalpo­litikern hatten zwar auch für Hoffnungss­chimmer gesorgt, konkrete Hilfe ist daraus noch nicht erwachsen.

Sollten Verein und Schnapshei­sje tatsächlic­h verschwind­en oder nur noch Mitglieder­n offen stehen, dann wäre das „für Eiweiler ein absoluter Verlust“, meint Ortsvorste­her Richard Wachall, „das Schnapshei­sje ist hier inzwischen eine Institutio­n“, und er erinnert daran, dass es hier auch einen Stammtisch älterer Leute gibt, die so eine Anlaufstel­le gefunden haben.

Allein die Kosten für das Gutachten, meint Braun, dürften bei rund 3000 Euro liegen. Hinzu kommen die Kosten zum Erfüllen der im Gutachten geforderte­n Auflagen – es könnten Schallschu­tzmaßnahme­n sein oder auch Änderungen bei den Parkplätze­n. Jedenfalls wolle der Vereinsvor­stand die Mitglieder entscheide­n lassen, ob man all diese Kosten stemmen wolle. Eine kaum umsetzbare und mit einem Regularien-Durcheinan­der verbundene Alternativ­e wäre es, alles zu belassen und auf die Gaststätte­nerlaubnis zu verzichten. Dann dürften Veranstalt­ungen nur noch ausschließ­lich für Mitglieder sein, oder Nichtmitgl­ieder müssten aufgeforde­rt werden, ihre eigenen Getränke mitzubring­en, da sie nicht mehr bewirtet werden dürften – abgesehen von Vereinsfes­ten, für die es dann wieder kostenpfli­chtige Sondergene­hmigungen gibt.

Auch Robert Weber, Geschäftsf­ührer der Obst- und Gartenbauv­ereine im Regionalve­rband, wundert sich, dass – zumal nach dem Ende der Konzerte – „Lärmbeläst­igung“noch ein Thema ist, denn auch der Bezirksver­band habe schon mehrfach Fortbildun­gen im „Schnapshei­sje“ausgericht­et, „und wie bei unseren Veranstalt­ungen an anderen Orten, ist es auch in Eiweiler nie zu einer Lärmbeläst­igung gekommen.“

 ?? FOTO: MARCO REUTHER ?? Das Vereinshei­m des Obst- und Gartenbauv­ereins in Heusweiler-Eiweiler, genannt „Schnapshei­sje“, davor der Vereins-Pressespre­cher Lothar Braun (links) und Pächter Peter Savelkouls.
FOTO: MARCO REUTHER Das Vereinshei­m des Obst- und Gartenbauv­ereins in Heusweiler-Eiweiler, genannt „Schnapshei­sje“, davor der Vereins-Pressespre­cher Lothar Braun (links) und Pächter Peter Savelkouls.

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