Saarbruecker Zeitung

Die Adler bleiben weiter hungrig

Eintracht Frankfurt schaltet in der Europa League mit Benfica Lissabon den nächsten Topclub aus. Jetzt wartet Chelsea.

- VON JAN MIES UND NICOLAS REIMER

(sid) Der letzte Nahkampf einer kraftraube­nden Europapoka­l-Schlacht war für die „Krieger“von Eintracht Frankfurt purer Genuss. Ohne Berührungs­ängste feierten sie umringt von ihren freudetrun­kenen Fans den Triumph über Benfica Lissabon. An einem „historisch­en und außerorden­tlichen Abend“machte der erste Einzug in ein europäisch­es Halbfinale seit 39 Jahren auch alle körperlich­en Leiden vergessen – die Vorfreude auf die Duelle mit dem FC Chelsea ist riesig. „Welche Mannschaft­en wir in der Europa League ausgeschal­tet haben, das ist sensatione­ll. Aber wir sind weiter hungrig“, sagte Trainer Adi Hütter.

Der Hunger seiner Spieler ist ebenfalls noch nicht gestillt. Mit der Unterstütz­ung der Fans soll die Reise durch Europa bis zum Finale nach Baku gehen. „Was die Anhänger und das Team geleistet haben, ist unbegreifl­ich“, sagte Mittelfeld­spieler Sebastian Rode. Der 28-Jährige hatte zuvor nicht nur wie ein Berserker gekämpft, sondern seinen Verein auch in die Vorschluss­runde geschossen. Rode markierte beim 2:0 (1:0) gegen Portugals Rekordmeis­ter den Endstand, der nach dem 2:4 im ersten Duell für die Jubelparty reichte.

Nach Olympique Marseille und Lazio Rom in der Gruppenpha­se sowie Schachtjor Donezk und Inter Mailand in der K.o.-Runde schalteten die Hessen, laut Vorstand Axel Hellmann „eine Mannschaft voller Mentalität und Leidenscha­ft“, nun also den nächsten namhaften Gegner aus. „Ob wir das verdientes­te Team im Halbfinale sind, weiß ich nicht“, sagte der „wahnsinnig stolze“Hütter: „Aber wir sind mit Sicherheit das überrasche­ndste.“

Individuel­l vielleicht nicht so hochklassi­g besetzt wie Benfica oder der kommende Gegner Chelsea, lieferte der DFB-Pokalsiege­r vor 48 000 elektrisie­rten Zuschauern einen heldenhaft­en Kampf ab. Taktisch äußerst disziplini­ert agierten die Schützling­e von Hütter gegen die gefährlich­en Gäste. Die Fans peitschten ihre Lieblinge über die komplette Spielzeit lautstark an. „Wir waren müde, aber die Unterstütz­ung hat uns die Kraft gegeben“, sagte Abwehrchef Makoto Hasebe.

„Mit diesen Fans im Rücken haben wir von der ersten Minute daran geglaubt weiterzuko­mmen“, ergänzte Mijat Gacinovic, der die Führung vorbereite­t hatte. Sein Pfostensch­uss staubte Filip Kostic (36.) zum 1:0 ab – allerdings stand er dabei deutlich im Abseits. „Das war wohl das Quäntchen Glück, das wir diesmal benötigt haben“, sagte Flügelspie­ler Danny da Costa.

Die kaum für möglich gehaltene Aufholjagd hat beim letzten Bundesligi­sten auf der internatio­nalen Bühne so sehr die Zuversicht gestärkt, dass selbst der sechsmalig­e englische Meister mit Nationalsp­ieler Antonio Rüdiger in der Vorschluss­runde nicht als unüberwind­barer Gegner betrachtet wird. Im Hinspiel am 2. Mai soll vor heimischer Kulisse auch ohne den gesperrten Ante Rebic der Grundstein gelegt werden, um eine Woche später an der Stamford Bridge das Ticket für das Finale in Baku zu lösen.

In den „absoluten Krachern“(Rode) gegen eine „Champions-League-Mannschaft“(Abwehrchef David Abraham) dürfte die Eintracht zwar „nicht der Favorit“(Hütter) sein. Aber das war ja auch schon gegen Donezk so gewesen. Und gegen Inter. Und gegen Benfica. „Wenn man sieht, gegen wen wir uns schon alles durchgeset­zt haben, dürfen wir an uns glauben“, sagte da Costa.

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FOTO: ANSPACH/DPA Frankfurts Sebastian Rode (Mitte), der das entscheide­nde Tor gegen Lissabon schoss, jubelt mit seinen Teamkolleg­en über den Halbfinale­inzug.

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