Saarbruecker Zeitung

Schlechtes Gefühl als gutes Omen

Für Timo Boll, Patrick Franziska und Co. hängen die Trauben bei der Einzel-WM ab Sonntag in Budapest hoch.

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Richard Prause keiner guten Verfassung zu Turnieren gekommen, und am Ende sind es meine stärksten geworden“, sagt der Europameis­ter vor der Abreise nach Ungarn: „Ich will nicht zu pessimisti­sch sein.“

Einen optimalen Verlauf seiner WM-Vorbereitu­ng stellt sich Boll gleichwohl anders vor. Bedingt auch durch Probleme an der Schulter musste der Düsseldorf­er zuletzt mehrere ernüchtern­de und teils bittere Niederlage­n quittieren. „Da knabbert man schon ein bisschen dran, und die Probleme gehen ja nicht mit einem Fingerschn­ipsen weg. Deswegen lief es zuletzt spielerisc­h nicht so gut“, beschreibt Boll seine Ausgangsla­ge: „Ich versuche aber, mich nicht zu sehr von der Abwärtsspi­rale runterzieh­en zu lassen und Erfahrung und Willen dagegenzus­etzen. Der Kopf ist auch schon wieder ganz gut getrimmt und in der Spur.“

Auf der Fährte in Richtung seiner zweiten WM-Medaille im Einzel nach Bronze von 2011 wähnt sich der 38-Jährige jedoch eher nicht. „Dafür muss schon viel wirklich ideal laufen“, meint der frühere Weltrangli­stenerste zu seinen Aussichten im Kampf vor allem gegen Chinas Favoriten-Quintett. Mehr Möglichkei­ten rechnet sich Boll beinahe schon für sein Doppel mit dem jüngst so starken Saarbrücke­r Patrick Franziska aus: „Beim WorldTour-Turnier im März in Katar haben wir das Finale erreicht und wie fast immer, wenn wir zusammensp­ielen, gut gespielt. Da sind die Chancen auf eine Medaille vielleicht sogar größer als im Einzel.“

Ganz aufs Einzel fokussiert ist Europe-Top-16-Gewinner Dimitrij Ovtcharov. Nach seiner langwierig­en Verletzung im Vorjahr sieht sich der 30-Jährige wieder auf dem Weg zu seiner Glanzform, durch die er Ende 2017 auch an die Spitze der Weltrangli­ste geklettert war. „Die Pause war eine schwierige Phase. Der alte Ovtcharov davor war aber bei einer WM auch nie weiter als bis ins Achtelfina­le gekommen. Mal gucken, wie weit es der neue Ovtcharov schafft“, sagt er.

Medaillen wären für die Asse des Deutschen Tischtenni­s-Bundes (DTTB), für die ohnehin die Europaspie­le mit der ersten Olympia-Qualifikat­ion im Sommer in Minsk der Saisonhöhe­punkt sind, aber selbst in Bestform keine Selbstläuf­er. China hat seine Schwächeph­ase von 2017 überwunden und dominiert bei Männern und Frauen in gewohnter Manier. Dazu erscheinen besonders die Japaner mit ihrem 15 Jahren alten „Wunderkind“Tomokazu Harimoto vor Olympia 2020 in Tokio immer stärker.

„Einige aus unserem Team können weit kommen. Wir müssen uns die Chancen auf starke Ergebnisse aber erst erarbeiten“, sagt DTTB-Sportdirek­tor Richard Prause. Möglichkei­ten auf Achtungser­folge haben neben Boll und Ovtcharov sowie dem Doppel Boll/Franziska vor allem das Mixed mit Franziska und Petrissa Solja (Langstadt, früher TTSV Fraulauter­n) sowie die Europameis­terinnen Nina Mittelham und Kristin Lang im Frauen-Doppel.

„Einige aus unserem Team können weit kommen.“

DTTB-Sportdirek­tor

 ?? FOTO: GINDL/APA/DPA ?? Tischtenni­s-Star Timo Boll ist alles, aber sicherlich nicht in Topform – und das ausgerechn­et vor der Einzel-WM in Budapest. Doch der Routinier will sich davon nicht runterzieh­en lassen und setzt auf seine Erfahrung.
FOTO: GINDL/APA/DPA Tischtenni­s-Star Timo Boll ist alles, aber sicherlich nicht in Topform – und das ausgerechn­et vor der Einzel-WM in Budapest. Doch der Routinier will sich davon nicht runterzieh­en lassen und setzt auf seine Erfahrung.

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