Kampf um die Seele eines Landes
In „Clash“werden die ägyptische Revolution 2011 und ihre unmittelbaren Folgen thematisiert.
SAARBRÜCKEN (ry) Seit dem gestrigen Dienstag werden in Cannes bei den Filmfestspielen wieder zahlreiche Filme ausgezeichnet. Als Jurypräsident fungiert der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu, dessen Filme ebenfalls schon auf dem Festival liefen und dort ausgezeichnet wurden (u. a. „Babel“mit dem Regiepreis). Noch bis zum 25. Mai konkurrieren die Werke in verschiedenen Kategorien um die Gunst der Jury. Als Auftaktfilm wird die Zombiekomödie „The Dead Don’t Die“von Regisseur Jim Jarmusch (u. a. „Only Lovers Left Alive“, 2013) gezeigt, die auch ins Rennen um die „Goldene Palme“geht. Des Weiteren kämpft Quentin Tarantino mit seinem neuen Werk „Once Upon a Time in Hollywood“um den Preis. Die Festspiele sind der Grund, aus dem auch ARTE in den vergangenen und kommenden Tagen spezielle Filme zu sehen sind, die schon dort gezeigt beziehungsweise nominiert oder ausgezeichnet wurden. Auch „Babel“läuft am Sonntag in dieser Reihe.
Ein weiteres Werk ist „Clash“, das heute um 22.45 Uhr in einer Erstausstrahlung zu sehen ist. Der Film stammt von Mohamed Diab, der aktuell einer der bekanntesten ägyptischen Regisseure ist und 2010 mit dem Film „Cairo 678“große Erfolge feierte. „Clash“spielt im Jahr 2013, als der islamistische Präsident Mohammed Mursi zwei Jahre nach der ägyptischen Revolution durch das Militär ersetzt wird, woraufhin im Land der Ausnahmezustand herrscht. Unterschiedliche Lager der politischen Richtungen bilden sich: die der Revolutionäre, der Muslimbruderschaft und der Armee. Als das Militär auf eine Demonstration trifft, beginnt es, einzelne Parteien in den Polizeiwagen zu stecken. So finden sich auf engsten Raum, in eingezäunten acht Quadratmetern, Menschen wieder, die sich auf offener Straße an die Gurgel gegangen wären – wie zum Beispiel Nagwas (Nelly Karim) Ehemann und ihr Sohn. Doch nun sitzen sie gemeinsam in der Falle und werden vom Militär durch die Stadt gefahren – begegnen sich mit Hass, Konfrontation und Diskurs. Als sie von ihren eigenen Alliierten, die sie um Hilfe bitten, nicht erkannt werden, wird ihnen bewusst, dass sie sich mit ihrem Gegenüber im Polizeiwagen die Hand reichen müssen, um zu überleben.
Der Film, der sich lediglich innerhalb eines Polizeiwagens abspielt, löst ein beengendes und erdrückendes Gefühl aus, das sich bis zur letzten Minute hinzieht. Regisseur Mohamed Diab, der in seiner Heimat Ägypten ein bekannter Aktivist ist, wurde für sein sozialpolitisches Drama mehrfach ausgezeichnet und bei den Filmfestspielen in Cannes 2016 in der Sektion „Un Certain Regard“nominiert.
Clash, 22.45 Uhr, ARTE